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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nur noch winzige Punkte erkennen konnte und nichts mehr hörte. Als Letztes sah er ein großes, von hohen Türmen flankiertes Gebäude, eine erleuchtete Stadt, einen in blaue und rote Farben getauchten Planeten – dann erfasste ihn ein Schwindel, ein alles verdrängendes Gefühl aus Hitze und Geschwindigkeit.
     
    Der drei Jahre alte Junge wirkte neben den Riesenschlangen winzig. Die größten maßen gut zwanzig Meter, doch wenn sie vorsichtig an ihm vorbeikrochen, streiften sie ihn trotz des beengten Platzes nur leicht. Nie bedrängten sie ihn oder warfen ihn gar um. Nur manchmal öffneten sie das Maul, schnappten das Kind und verschwanden mit ihm in einem der engen und dunklen Tunnel.
    Nachdem sich Jek von seinem Schrecken erholt hatte, begriff er, dass die Reptile den Kleinen auf diese Weise in dem Korallenschild in Sicherheit brachten, und diese seltsame Methode des Transports erinnerte ihn an seine Reise im Bauch des Xaxas’. Er brauchte ein paar Minuten, bis er eine Verbindung zwischen diesem Ort, dem Kind, den Schlangen und Sharis Bericht herstellen konnte.
    Jetzt hatten ihn die Inddikischen Annalen auf den Planeten
Ephren geschickt, um Oniki und Tau Phraïm einen immateriellen Besuch abzustatten.
    Obwohl Oniki so ganz anders als Naïa Phykit aussah, erschien sie ihm ebenso schön wie Yelles Mutter. Jetzt verstand er, dass Shari sie liebte, was er bisher unbewusst abgelehnt hatte – denn er konnte nicht begreifen, dass ein Mann mit einer derart grandiosen Zukunft die Liebe von Frau und Kind der Errettung der Menschheit vorziehen konnte –, wobei er ganz vergaß, dass auch er Yelle zutiefst liebte.
    Doch als er Oniki jetzt sah, erkannte er, dass Shari ohne sie nie die Energie gehabt hätte, all seine Kräfte zu mobilisieren, und dass sie allein ihm diese Liebe und Zärtlichkeit schenkte, die seinem Freund die nötige Stärke verlieh.
    Sie trug ein Kleid aus gewebten, rötlich braunen, himmlischen Flechten, das ihren Teint und ihr wunderschönes Haar noch strahlender aussehen ließ. Sie wohnte in einem Schlangennest, das sie durch Vorhänge in drei Räume unterteilt hatte. Die Schlafzimmer hatte sie mit ebenfalls aus Flechten gefertigten Matratzen ausgestattet. Tau Phraïm und sie ernährten sich von Korallenfrüchten: länglichen weißen und saftigen Wucherungen, die inmitten der Korallen wuchsen und auch gerne von den Schlangen verspeist wurden.
    Die riesigen Reptilien ließen keinen Moment in ihrer Wachsamkeit nach. Wohin sich Oniki und Tau Phraïm auch begaben, immer wurden sie von etwa zwanzig Tieren begleitet. Manchmal fiel Oniki in ihre Gewohnheit als ehemalige Thutalin zurück. Dann zog sie ihr Kleid aus, kletterte durch einen senkrechten Tunnel und reinigte ihn von seinem himmlischen Abfall. So pflegte sie etwa dreißig Röhren, von denen einige einen Durchmesser von
mehr als zehn Metern hatten. Das rote Licht des Gestirns Tau Xir und das blaue Licht des Gestirns Xati Mu fielen in breiten Strahlen durch das Röhrengeflecht und auf die im schwarzen Ozean Gijen liegende Insel Pzalion.
    Jek bewunderte Onikis Kraft und Geschicklichkeit. Kleinste Vorsprünge genügten ihr, um in einer der Röhren Halt zu finden. Manchmal kletterte sie mit Armen und Beinen die Röhren entlang, manchmal machte sie Klimmzüge, um sich weiter nach oben zu bewegen, und das alles tat sie mit äußerster Anmut und Präzision. Um sie herum glitten die Schlangen durch verborgen liegende Passagen, tauchten ein paar Meter höher wieder auf, warteten, bis Oniki bei ihnen angekommen war, und verschwanden wieder.
    Schließlich schwang sich Oniki auf das Dach des Korallenschilds, setzte sich und ließ ihren schweißbedeckten Körper vom Höhenwind trocknen. Eine Schlange tauchte aus einer Spalte auf und kroch auf sie zu. Oniki lächelte strahlend, als sie ihren Sohn im weit geöffneten Rachen des großen Reptils sitzen sah.
    Am liebsten hätte sich Jek zu den beiden gesellt, weil Mutter und Kind so viel Harmonie und Liebe ausstrahlten. Aber er spürte ebenfalls ein forschendes Gleiten schleimiger Tentakel um die beiden, und er ahnte, dass die auf der Insel Pzalion versammelten Scaythen bald handeln würden.
    Dann trübte sich seine Sicht, und er wurde von einem himmlischen Wirbel aufgesaugt.
     
    Plötzlich hörte das Schwindelgefühl auf. Jek schwebte in einem halbdunklen Raum, der nur mit einer Matratze und zwei Stühlen ausgestattet war. Ein Mann mit kahl geschorenem Kopf lag unter einem Leintuch auf der Matratze.
Auf einem der

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