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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Stühle saß eine Frau in einem gestärkten Kleid.
    Jek fragte sich, was er in dieser Hütte sollte. Draußen heulte ein Sturm. Die Augen der Frau hatten keine Iris; sie waren ganz weiß und auf den Mann gerichtet, ohne ihn wirklich zu sehen. Doch da sie über außersinnliche Fähigkeiten verfügte, konnte sie mehr wahrnehmen als das äußere Erscheinungsbild, denn sie konnte in der Seele ihres Gegenübers lesen. Das alles erkannte Jek.
    Dieser Mann war in großer seelischer Not und litt, obwohl er viel Würde und Edelmut besaß, so als hätte er lange Zeit zwei verschiedene Leben gelebt, die einander ausschließen. Den Mann zu richten, lag ihr fern, doch sie wusste, dass er sich nicht verzeihen konnte, sein Leben verschwendet zu haben.
    »Meine Augen täuschen mich nie«, wiederholte sie. »Du bist einer der zwölf Pfeiler des Tempels. Einer der zwölf Ritter der Offenbarung.«
    »Oh, nein! Ich bin nur ein Plünderer des Pïaï-Gebirges, ein Sklavenhändler, ein mieser Handlanger Jankl Nanuphas«, sagte er müde.
    »Du bist auch ein Ritter der Absolution, ein Mann, der es versteht, Energie zu bündeln. Ein solch außergewöhnliches Können braucht die Menschheit. Je eher du begreifst, wie wichtig deine Rolle ist, umso eher wird es den Menschen gelingen, dem Schicksal, das ihnen droht, zu entgehen. Einem fürchterlichen Schicksal!«
    »Sie haben zu viel von dem Zaubertrank getrunken, um Ihre hellseherischen Fähigkeiten zu steigern, Himâ!«
    »Danke Gott, dass er mir die Gabe des Hellsehens verliehen hat! Hätte ich dich nicht vor den Männern meines Dorfs beschützt, wärst du unter Folterqualen gestorben,
und der Sturm würde die Reste deines Kadavers in alle Richtungen zerstreuen.«
    »Sie hätten diese Männer mich töten lassen sollen …«, sagte er bitter.
    Die Himâ zuckte mit den Schultern, stand auf und ging auf und ab.
    Da sie sich, ohne sehen zu können, völlig normal bewegte, musste sie wohl Position und Umfang aller sie umgebenden Objekte an der Wellenfrequenz erkennen, die diese aussandten, stellte Jek fest.
    »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!«, sprach die Frau zornig weiter. »Jankl Nanupha wird schon bald mit seinen Leuten hier auftauchen und nach dir suchen.«
    »Warum sollte gerade ich einer der zwölf Erwählten sein? Sie scheinen mir für eine derartige Aufgabe viel qualifizierter zu sein …«
    Da drehte sie sich um, beugte sich über die Matratze und legte ihm die Hand auf den Mund. »Ich werde der Bogen sein, du der Pfeil.«
    Sie richtete sich wieder auf, öffnete langsam ihr Kleid und ließ es leise raschelnd zu Boden gleiten.
    »Schöpfe in mir die Kraft der Überzeugung«, murmelte sie. »Ab jetzt werden wir für immer miteinander verbunden sein. Ich werde dich in Gedanken und in deiner Erinnerung überallhin begleiten. Jedes Mal, wenn du mich brauchst, werde ich da sein.«
    Er ließ seine Blicke über ihren schönen Körper gleiten, brennende, fast schmerzhafte Blicke. Und in ihm erwachte viel mehr als nur Begehren.
    »Wie wird dein Volk reagieren, wenn es erfährt, dass du mir deine Jungfräulichkeit geopfert hast?«
    »Der Orden der Himâs der Abrazzen wurde zu dem einzigen
Zweck gegründet, den zwölften Ritter der Offenbarung zu erkennen. Meine Jungfräulichkeit war nichts als eine Garantie für die Wahrheit der Vorhersagen. Doch da ich dich erkannt habe, Whu, besteht kein Grund mehr, meine Jungfräulichkeit zu bewahren. Die Zeit der Vereinigung ist gekommen.«
    Sie glitt unter das Bettlaken und umarmte ihn.
    Jek musste an San Francisco und Phoenix im Kerker des Thorials auf Jer Salem denken. Wieder hörte er diese seltsamen Geräusche, die Schmerzen vermuten ließen, und er fragte sich, ob er eines Tages solche Gefühle mit Yelle teilen würde.
    Dann ließ er sich im Strom seiner Erinnerungen treiben, durchquerte eine wirbelnde gelbe Wolke, ließ ein System aus zwei Gestirnen hinter sich und setzte seinen Irrweg durchs All fort.
    Kurz darauf bewegte sich etwas in der Ferne, eine graue, von grünlichen und schwarzen Flecken gesprenkelte Linie. Das Ganze glich einem Raumschiff oder mehreren, miteinander verbundenen Raumschiffen. Jek hatte den Eindruck, dass dieses Gebilde viel schneller als mit Lichtgeschwindigkeit durch den interstellaren Raum raste. Er bewegte sich auf ein Fahrzeug am Ende dieser Kette zu, durchdrang den Rumpf, glitt weiter durch Gänge, Kabinen und Säle, die im Halbdunkel von seltsamen Gestalten bevölkert waren. Dort fing er Tausende von

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