Sternenzitadelle
Gedankenströmen auf und spürte eine herzergreifende Sehnsucht dieser Wesen. Sie alle lebten in ständiger Dunkelheit, so als stünde ihnen kein Licht mehr zur Verfügung.
Schließlich schwebte er in eine winzige Kabine, verharrte über einer Koje, in der eine Gestalt ruhte. Plötzlich durchzuckten zwei Lichtblitze die Dunkelheit, zwei Blitze,
die aus Urzeiten zu stammen schienen. Das dumpfe Brummen der Motoren ließ Boden, Wände und Decke leicht erzittern. Die Augen dieser Kreatur strahlten – Brandfackeln gleich – eine solche Energie aus, leuchteten derart intensiv, dass er Angst bekam und instinktiv nach einem Zufluchtsort suchte. Und er dachte sofort, dass der sicherste Ort sein Körper sei, der im Hauptraum des Inddikischen Tempels zurückgeblieben war.
Die brennenden Scheite knisterten. Manchmal zerbarst eins von ihnen und versprühte Funken. Jek schob seinen Teller zurück und setzte sich vor den Kamin. Im Moment war ihm die Wärme des Feuers lieber als jede Speise.
Nicht im Tempel hatten Shari und er wieder das Bewusstsein erlangt, sondern im Haus von Naïa Phykit und Sri Lumpa. Beide waren von ihren Reisen durchs All erschöpft und hatten sich zuerst ausgeruht. Da die Scaythen nun wussten, dass die Freunde sich auf Terra Mater aufhielten, mussten sie dieser ständigen Bedrohung mit äußerster Wachsamkeit begegnen.
Doch Jek war von den vor Kurzem gemachten Erfahrungen noch so aufgeregt, dass er trotz seiner Müdigkeit nicht hatte schlafen können.
»Nun, Jek, was haben dich diese Besuche im Reich der Inddikischen Annalen gelehrt?«, fragte Shari. Er kauerte vor dem Kamin und schürte das Feuer.
Jek schwieg, einerseits weil er zu müde war, um den Mund aufzumachen, andererseits weil er nichts zu sagen hatte. Noch hatte er nicht den nötigen Abstand gewonnen, um irgendwelche Schlüsse aus seinen Reisen zu ziehen.
»Ist dir bewusst geworden, dass wir immer zusammen waren?«, fuhr Shari fort. »Sowohl auf Syracusa als auch
auf Ephren und dann auf diesem anderen Planeten mit seinen Ringen – wahrscheinlich Sbarao – und schließlich in dem Zug der Raumschiffe …«
Obwohl der Anjorianer Shari während der Reise nie an seiner Seite gespürt hatte, überraschte ihn die Aussage seines Freundes nicht.
»Die Seherin sprach von den zwölf Rittern der Offenbarung, den zwölf Pfeilern des Tempels«, sprach Shari weiter wie zu sich selbst. »Während früherer Besuche bei den Annalen brachte ich bereits in Erfahrung, dass die Zahl zwölf von Bedeutung ist, aber ich wusste nicht, welche Bedeutung ich ihr beimessen muss.«
»Und jetzt wissen Sie es?«
Der Wind heulte immer stärker ums Haus und peitschte die Flammen im Kamin. Bald würde sich das Gewitter entladen.
Shari drehte sich um und sah Jek liebevoll an.
»Die Gefährten der Indda duzen sich, Jek. Betrachte mich nicht länger als deinen Lehrer. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mich als gleichberechtigt ansiehst. Erst wir beide haben die Annalen besucht. Aber wir müssen zwölf sein, wie die zwölf Ritter der Offenbarung, wie die zwölf Pfeiler des Tempels. Zu zwölft haben wir eine Chance, den Blouf zu besiegen. Die Annalen haben uns neun künftige Gefährten gezeigt: meine Mutter Aphykit, Yelle, San Francisco und Phoenix … sollte es uns gelingen, sie zu befreien und wiederzubeleben … Oniki und Tau Phraïm … Zu den Gefährten können wir vielleicht noch den gegenwärtigen Muffi der Kirche zählen, dann den Mann mit dem rasierten Schädel – ein Ritter der Absolution, wie die Seherin sagte – und diese Kreatur, die wir in dem Raumschiff nur kurz gesehen haben …«
»Sie flößt mir Angst ein!«, rief Jek.
»Wenn du alle zusammenzählst, ergibt das elf«, sprach Shari weiter, ohne den Einwand seines Freundes zu beachten. »Aber warum haben die Annalen uns nicht den zwölften Reiter gezeigt?«
Mit finsterem Gesicht starrte er auf die Spitze des rot glühenden Feuerhakens.
»Wer ist der Zwölfte?«
SECHSTES KAPITEL
El Guazer (auch Al Guazer, El Guazeïr oder Elgouazer genannt): legendäre Gestalt der Vorgeschichte der Erde (ungefähr 10 000 Standardjahre vor dem Beginn der ersten Periode nach dem Ang-Imperium). Er sei einer der Schüler des großen Visionärs Satyan Mah Ourat gewesen und habe zu der ersten Generation der Indda oder der Inddikischen Wissenschaften und zu jenen Fanatikern gehört, die Oratoren des Absoluten genannt wurden. Auch habe er sich heftig gegen die Massen exeku tionen jener Bevölkerungsgruppen
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