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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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weiterhin in menschliche Belange einzumischen. Wir können nur noch auf uns selbst zählen, Jek. Das ist ein aufregendes und zugleich gefährliches Unterfangen.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Wir müssen uns vereinigen, eine untrennbare Entität bilden und die subtilsten Zusammenhänge der Schöpfung erkunden. Vielleicht hört man uns an, und vielleicht bekommen wir eine Antwort, wenn ich es erst einmal allein versuche. Bist du bereit?«
    Jek nickte. Die beiden legten die Handflächen aneinander und glitten in das Stadium der inneren Stille. Das Antra brauchten sie nicht; sie ließen sich vom Klang des Lebens tragen, vom ewigen Gesang im Tempel.
     
    Als Jek wieder das Bewusstsein erlangte, befand er sich in einem Raum, der mit poliertem Metall ausgekleidet zu sein schien. Unter der niedrigen Decke schwebte eine Lichtkugel,
die aber nicht leuchtete, so dass es in dem Gelass dunkel war.
    Jek bestand nicht aus Materie. Er schwebte – ebenso flüchtig wie ein Gas – über vier transparenten Sarkophagen, in denen vier Menschen ruhten. Zuerst erkannte er die wunderschöne Naïa Phykit, dann Phoenix. Beim Anblick San Franciscos war er zutiefst erschüttert, konnte in seinem jetzigen nicht materiellen Zustand aber nicht einmal weinen.
    Schließlich betrachtete er Yelle. Einem goldenen Vlies gleich umgab ihr Haar ihren Kopf, und selbst im Tiefschlaf hatte sie ihren schmollenden Gesichtsausdruck beibehalten. Sie erschien ihm viel kleiner als in der Erinnerung, aber wohl nur, weil sie während dieser bereits drei Jahre dauernden Erstarrung nicht gewachsen war.
    Es drängte ihn, ihre Stirn zu streicheln, doch da er sich im Stadium der Körperlosigkeit befand, musste er auf diese Geste der Zärtlichkeit verzichten, was ihn zutiefst frustrierte, wenn er sich auch freute, sie endlich zu sehen.
    Plötzlich wurde eine Tür geöffnet. Die Lichtkugel begann zu leuchten und schwebte über die vier Sarkophage. Instinktiv suchte Jek nach einem Versteck, doch dann erinnerte er sich, dass er körperlos war und die zwei Neuankömmlinge ihn nicht sehen konnten.
    Einer der Männer trug einen weißen Colancor und darüber ein weißes Messgewand. An einem seiner Finger prunkte ein in Optalium gefasster großer Korund. Der jüngere Mann war in einen nachtblauen Colancor und ein grünes Chorhemd gekleidet. Seine Gesichtszüge konnte Jek unter der dicken Schicht weißen Puders kaum erkennen, aber ihm gefiel der lüsterne Blick nicht, mit dem der Geistliche Yelles Körper musterte.

    Er fragte sich, warum die Inddikischen Annalen ihn hierhergeschickt hatten. Denn in diesem Raum würde er keine Antwort auf seine Fragen bekommen. Für Shari mochte das nicht zutreffen. Er schien immer alles zu sehen und zu wissen. Wahrscheinlich dienten seinem Lehrer derartige Transfers nur dazu, Erkundigungen einzuziehen.
    Der Weißgekleidete kniete sich mit verschränkten Armen vor die Sarkophage. Jek hatte das Gefühl, ein unsichtbares Band verbinde diesen hohen geistlichen Würdenträger mit den vier mittels der Kryotechnik tiefgefrorenen Körper, ja mehr noch, dass deren Schicksal untrennbar miteinander verbunden sei – gleich einem Fluss, der in einen Strom mündet, der sich wiederum in einen Ozean aus Licht ergießt.
    Der zweite Geistliche lehnte an der Wand, und von Gedanken gepeinigt, die ihn keinen Seelenfrieden finden ließen, musterte er Yelle mit verstohlenen Blicken.
    »Nimmst du denn gar nichts wahr, mein lieber Adaman?«, fragte der Mann in Weiß, als er sich erhob.
    »Hört auf, mir diese Frage zu stellen, Eure Heiligkeit«, entgegnete der Angesprochene missmutig. »Ihr wisst sehr wohl, dass ich nur ein unbedeutender Diener der Kirche des Kreuzes bin.«
    Obwohl Jek seiner sinnlichen Existenz momentan beraubt war, konnte er als körperloses Wesen besser hören und sehen, so als schärfe dieser volatile Zustand seinen Geist.
    »Ich habe gehört, dass Seneschall Harkot Euch gebeten hat, ihm diese Körper zurückzugeben«, fuhr der jüngere Geistliche fort. »Was werdet Ihr ihm sagen, Eure Heiligkeit?«

    »Ich werde ihm die Schlafenden nicht übergeben«, antwortete der Weißgekleidete.
    »Was nützt Euch ein Konflikt mit der weltlichen Macht, da Ihr doch nicht über den Code der Reanimation verfügt?«
    »Was nützt es Euch, Fragen zu stellen, auf die ich nicht zu antworten vermag?«
    Ganz plötzlich wurde Jek von einer mit blauem Licht gefüllten Öffnung eingesaugt. Die Szenerie verschwamm vor seinen Augen, die Stimmen wurden leiser, bis er

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