Sternenzitadelle
Planeten Osgor … Während seiner Regierungszeit haben sie den Vierundzwanzigsten nie enttäuscht.«
»Wie entgehen sie der mentalen Inquisition?«
»Der Vierundzwanzigste hat eine alte Technik des mentalen Schutzes wieder entdeckt und sie den Verantwortlichen des Netzwerks übermittelt. Sie ist Euch sicherlich bekannt: Man muss nur zwölf Symbole auswendig lernen. Sie stellen eine unüberwindbare Barriere vor jedem mentalen Eindringen dar. Jeder Osgorite kennt diese Symbole, noch ehe er Mitglied des Netzes wird. Wir sind alle Hexer, Eure Heiligkeit! Böse Ketzer!«
»Spergus Sibar, der ehemalige … Freund des Seigneurs Ranti Ang, war Osgorite, glaube ich. War er auch ein Mitglied des Netzwerks?«
Trotz des dämmrigen Lichts in der von nur einer Lichtkugel erhellten Bibliothek sah der Muffi, wie Maltus’ Mund schmal wurde.
»Spergus Sibar … unsere bitterste Niederlage«, murmelte der Oberste Gärtner traurig. »Wir kannten die sexuellen Vorlieben des Seigneurs von Syracusa, aber wir konnten nicht wissen, dass Spergus – den wir in die Arme des Herrschers getrieben hatten – sich in Ranti verlieben würde. Deshalb hat er ihn nie verraten, mehr noch, diese Liebe hat ihn das Leben gekostet. Er wurde zum Tode am Feuerkreuz verurteilt.«
»Seitdem sind fast zwanzig Jahre vergangen. Sie sind nichts als ein Werkzeug gewesen, das Spergus’ Schicksal vollendet hat.«
»Vielleicht. Trotzdem werde ich mir das mein ganzes Leben vorwerfen. Wir hatten kein Recht, ein Kind in unsere Geschichte hineinzuziehen …«
Der Oberste Gärtner stand auf und schüttelte sich, als wollte er mit dieser Geste seine düsteren Gedanken abschütteln.
»Aber genug von der Vergangenheit geredet«, sagte er. »Wir wissen noch immer nicht, wo sich die beiden Krieger der Stille, die die Kryo-Codes entwenden wollten, versteckt haben. Solche Menschen sind daran gewöhnt, im Untergrund zu leben und ihre Spuren zu verwischen.«
»Trotzdem müssen wir unbedingt mit ihnen Kontakt aufnehmen, ehe Interlisten und Pritiv-Söldner in den Palast eindringen. Denn wir können unsere Flucht nicht organisieren, ehe wir die Schlafenden nicht wiederbelebt haben. Und die beiden sind erst im Besitz von zwei der vier Codes …«
»Ihr irrt Euch, Eure Heiligkeit. Die zwei geraubten Codes sind falsch – eine Falle, die ihnen der Seneschall gestellt hat.«
»Und wo sind die richtigen?«, fragte der Muffi, sichtlich enttäuscht.
»Seneschall Harkot trägt sie immer bei sich. Einer unserer Agenten hat gesehen, wie er aus einer Tasche seines Kapuzenmantels vier weiße Kugeln nahm.«
»Sind Sie sicher, dass es die richtigen sind?«
»Ziemlich. Warum sollte der Seneschall die falschen bei sich tragen? Ohne die Beobachtung dieses Agenten hätten wir nie von diesem Austausch erfahren.«
»Kann man sie ihm stehlen?«
»Er schläft nie, Eure Heiligkeit. Wie alle Scaythen schwitzt er nicht und wechselt die Kleidung nur zu besonderen Anlässen. Selbst wenn es gelingen sollte, ihm die Kryo-Codes zu stehlen, würde sofort Alarm gegeben und der Dieb gefasst.«
Barrofill XXV. ging zu den Regalen und betrachtete zerstreut die Reihen antiker Papierbücher und Filmbücher.
»Nur Menschen, die mittels ihrer Gedanken reisen können,
wären in der Lage, ein solches Kunststück zu vollbringen«, sagte er trübsinnig.
»Weder Ihr noch ich beherrschen diese Technik, Eure Heiligkeit. Doch die Krieger der Stille …«
»Gibt es denn überhaupt keine Möglichkeit, mit diesen beiden Männern in Kontakt zu treten?«
»Der eine ist ein zwölfjähriger Knabe, Eure Heiligkeit. Und der andere wurde wahrscheinlich von einem Kryo-Strahl getroffen.«
»Selbst wenn sie über ein Agens der Reanimation verfügten, konnten sie nicht sehr weit kommen. Denn es dauert fünf Tage, bis man sich von einer Kryogenisierung erholt.«
»Sind ihre Körper denselben physiologischen Gesetzen wie die unseren unterworfen?«
Der Muffi drehte sich abrupt um und sah den Obersten Gärtner eindringlich an. »Diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, aber ich bin überzeugt, dass sie Venicia nicht verlassen haben. Sie wissen nicht, dass sie im Besitz zweier falscher Codes sind und werden vielleicht versuchen, sich auch die beiden fehlenden anzueignen. Mobilisieren Sie alle Ihre Informanten, Maltus! Wir haben nur noch knapp zwei Tage Zeit, um die beiden zu finden.«
»Eure Heiligkeit, müssen wir unser gesamtes Netzwerk in Gefahr bringen, nur um vier im Tiefschlaf liegende Personen zu
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