Sternenzitadelle
Bevölkerung großen Unmut hervorgerufen. Eine Abordnung aus Repräsentanten der Adelsfamilien, der Kardinäle und der Gilden hatte bei Seiner Heiligkeit um eine Audienz nachgesucht. Eine Initiative, die sie bitter bereuten, als sie von den Osgoriten durchsucht wurden. Sie hatten sich von ihren Gedankenschützern trennen müssen und waren trotz autopsychischer Selbstkontrolle mit unverhohlener Wut vor den Muffi getreten.
Doch nun wurden sie ein zweites Mal gedemütigt. Während der gesamten Audienz richteten die Leibwächter des Pontifex ihre Waffen auf sie. Vorher hatte man ihnen erklärt, dass man ein Attentat durch Autonome fürchte und deshalb zu derart strikten Maßnahmen greifen müsse.
Nachdem sich die Abgesandten widerwillig vor dem Paritolen verneigt hatten, merkten sie, dass dieses für sie entwürdigende Unterfangen sie keinen Schritt weiterbrachte. Ihr erhabener Gesprächspartner schenkte ihnen kaum Gehör, sah durch sie hindurch als ob sie Luft wären; sie schienen ihn zu langweilen.
Erst gegen Ende der Audienz schenkte der Muffi der Delegation Aufmerksamkeit.
»Sind Sie nicht dabei, eine der fundamentalen Dogmen der Kirche zu übertreten, meine Herren Kardinäle?«
Die Angesprochenen waren fast unmerklich zusammengezuckt. Sie wussten nur zu gut, dass sie sich auf feindlichem
Territorium befanden und nichts sie vor bösen Absichten des Pontifex’ schützen konnte.
»Stellen Sie etwa die Unfehlbarkeit des obersten Vertreters der Kirche des Kreuzes auf diesen niedrigen Welten infrage?«
Die stummen Gesichter der Angesprochenen, die selbst unter der Schminke sichtbar erbleicht waren, amüsierten den Muffi.
»Wollen Sie noch immer behaupten, dass wir inadäquate Maßnahmen ergreifen, wenn wir Individuen aufgreifen und vor Gericht stellen, die Uns ermorden wollen? Sollten Sie vielleicht Ihre Gefolgsleute ermutigen, ein Attentat auf den Unfehlbaren Hirten zu verüben?«
»Darum geht es nicht, Eure Heiligkeit«, hatte Kardinal de Michot gemurmelt, der Verantwortliche für Holographische Publikation und Kommunikation. »Die venicianische Bevölkerung empfindet diese Rechtsprechung und die Hinrichtungen als zu drastisch. Das Recht schreibt vor, dass sich jeder Angeklagte in der Öffentlichkeit verteidigen darf.«
»Wir können Uns nicht erinnern, dass Ihr die Anwendung eines solchen Rechts für Dame Sibrit verlangt habt, Kardinal de Michot«, hatte der Muffi spöttisch gesagt. »Ihr wart doch derjenige, der sie am meisten verleumdet hat.«
»Dame Sibrit war gerecht und öffentlich …«
»Gewiss, gewiss … Aber was würde es uns nützen, ein ebenso hypothetisches wie ergebnisloses Streitgespräch zu führen? Wir, der Muffi, halten diese Sondergerichte für unabdinglich, weil es ihre Aufgabe ist, Attentate auf Unsere Person zu minimieren. Jede Opposition gegen diesen mit dem Siegel der Unfehlbarkeit versehenen Entscheid trägt eine Tendenz zur Apostasie in sich. Unsere Aufgabe
ist noch nicht erledigt. Und Wir wünschen, dass ein jeder sich Unserer Überzeugung anschließt, sowohl die Mitglieder des Hofs als auch die der Geistlichkeit. Teilt das den Autoritäten mit. Die Audienz ist beendet.«
Noch immer von den Osgoriten begleitet, war die Delegation gegangen. Die Männer waren zwar froh, mit dem Leben davongekommen zu sein, allerdings hatte die Audienz sie in dem Wunsch bestärkt, sich so schnell wie möglich von dem Paritolen zu befreien. Es gab nur noch eine Lösung für dieses Problem, da alle Mittel wie die des mentalen Auslöschens oder Tötens, Intrigen, Attentate und Verhandlungen bisher gescheitert waren: Gewalt. In dieser Hinsicht besaßen sie bereits die Unterstützung des Seneschalls Harkot und der Offiziere der Interlisten. Auch wussten sie aus einer verlässlichen geheimen Quelle, dass der Imperator Menati ihrem Projekt zustimmte. Da die Vikare noch immer über das Verschwinden ihres Bruders Jaweo Mutewa empört waren und den Muffi ebenfalls hassten, hatten sie versprochen, den Ordnungskräften die Geheimgänge des Palastes zu öffnen.
»Eine Truppe des Imperators will den Palast am 11. Cestius stürmen, Eure Heiligkeit«, verkündete der Oberste Gärtner, Maltus. »Bei Anbruch der Zweiten Dämmerung.«
»Sind Sie sich dessen sicher?«
»Meine Informanten sagen alle dasselbe.«
»Kann man ihnen trauen?«
»Dieses Netz wurde von Eurem Vorgänger ins Leben gerufen, Eure Heiligkeit. Ob es sich um Exarchen, Vikare, Gardisten, Interlisten oder Diener handelt, sie alle stammen vom
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