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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Park an. Dort wurden die beiden zum letzten Mal gesehen. Ich muss jetzt gehen. Viel Glück.«
    Er hatte sie am Arm gepackt und eindringlich angesehen.
    »Lassen Sie mich los! Wir erregen Aufsehen«, hatte sie gesagt und sich ängstlich umgesehen.
    »Ich möchte Ihnen nur eine Frage stellen: Zwingt man Sie dazu, mit … mit den Höflingen zu schlafen?«
    Sie hatte kurz geschwiegen und dann hell aufgelacht.
    »Lassen Sie mich los! Sie tun mir weh.«
    »Entschuldigen Sie«, hatte er gestammelt, sich seiner Dummheit plötzlich bewusst geworden. »Das wollte ich nicht.«
    »Aber Sie haben es getan«, entgegnete sie. Und nach einem schnellen Blick in die Runde, ob niemand sie beobachtete, hatte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund gegeben.

    »Eins dürfen Sie nicht vergessen«, hatte sie hinzugefügt. »Wir müssen diese Leute unbedingt vor der Zweiten Nacht finden.«
    »Ich weiß gar nichts von Ihnen. Ich kenne weder Ihren Namen noch Ihre Adresse oder Ihren Arbeitsplatz …«
    »Das sind die Regeln des Netzes. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich freihabe. Dann können Sie mich zum Abendessen einladen …«
    Sie hatte ihm ein bezauberndes Lächeln geschenkt und war beschwingten Schrittes davongegangen. Er war verdutzt mitten auf der Straße stehen geblieben und war ihr mit seinem Blick gefolgt, bis das Weiß ihres Colancors und ihres Capes mit dem Licht des anbrechenden Tages verschmolz. Doch sein Herz war voller Freude, als er einen Umweg durch den Park unternahm.
    Die Menge drängte sich bereits vor den Gemächern des Imperators: Höflinge, Kardinäle, Vikare, Abgesandte der Gilden und Künstler. Und sie alle wurden von zwei oder drei Gedankenschützern begleitet.
    Sie würden Stunden warten müssen, um vielleicht von Menati empfangen zu werden. Aber diese lange Wartezeit nahmen sie gern in Kauf, umso mehr, wenn er ihre Forderungen nach Vergünstigungen und Geld erfüllte. Dann waren die Demütigungen schnell vergessen, denn das Betteln hatte sich gelohnt.
    Ihr pompöses Auftreten amüsierte Agtus noch immer. Noch funktionierte die autopsychische Selbstkontrolle der Hofschranzen, doch bald würden sie untereinander zu streiten beginnen, und oft kam es auch zu Handgreiflichkeiten, sodass die feinen Herren von den Wachhabenden getrennt werden mussten.
    Für einen Osgoriten gab es nichts Schöneres, als sich
prügelnden Syracusern zuzuschauen. Dann sahen sie wie bunt schillernde Kampfhähne aus, die mit umso größerer Wildheit aufeinander losgingen, weil sie ihre Instinkte stundenlang hatten unterdrücken müssen.
    Agtus ging zum Dienstboteneingang, der etwa dreißig Meter vom Hauptportal entfernt hinter einer Säule versteckt lag. Nachdem er alle Sicherheitskontrollen passiert hatte, ging er über einen langen Flur, an dessen Ende unbeweglich eine Abordnung Inquisitoren in ihren purpurroten Kapuzenmänteln stand.
    Jedes Mal, wenn er an ihnen vorbeiging, schnürte ihm Angst die Kehle zu. Manchmal zweifelte er an der Effizienz der zwölf ihn schützenden Symbole, die er vor seiner Übersiedlung auf Syracusa gelernt hatte, auch wenn ihn erst diese geheime Technik des mentalen Schutzes überzeugt hatte, der osgoritischen Untergrundorganisation beizutreten. Eines Tages würde er aus dem Netz ausscheiden, seine zwölf Symbole aber behalten, ein wertvoller Schatz in einem Universum, das von den Scaythen von Hyponeros und der Kirche des Kreuzes regiert wurde. Natürlich würde man ihm dann den Notrufkanal wieder entfernen, einen Mikrochip, der ihm implantiert worden war und der als Sender-Empfänger fungierte. Dadurch war er direkt mit seiner Vorgesetzten im Netz verbunden.
    Bisher hatte er sich dieses Kommunikationsmittels noch nie bedient, weil die Regeln vorschrieben, es nur in äußerst dringlichen Fällen zu verwenden, und ein Regelverstoß den Ausschluss aus dem Netzwerk bedeutete.
    Agtus ging zu den anderen Bediensteten in den Umkleideraum, um seine Livree anzuziehen. Das Personal des Palastes bestand vorwiegend aus Paritolen, die alle viel weniger prüde als die Syracuser waren und sich während des
Umziehens nicht voreinander versteckten, sondern sich laut miteinander unterhielten.
    Plötzlich übertönte die klare Stimme des Obersten Dieners den allgemeinen Lärm: »Da Sie heute zu spät gekommen sind, Agtus Kipalar, teile ich Sie zum Reinigungsdienst in den Gemächern des Imperators ein!«
    Agtus zuckte nur mit den Schultern, während seine Kollegen ihm spöttische oder mitfühlende Blicke zuwarfen, während

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