Sternenzitadelle
musste. Ich weiß mehr als irgendein hohes Tier von den Interlisten … mehr als … als der Imperator … und selbst als dieses Monster … Seneschall Harkot …«
Agtus vergewisserte sich schnell, ob kein anderer Diener ihre Unterhaltung mitgehört hatte. Die Gefährten von Dame de Mars schliefen noch immer, vollgepumpt mit Mikrostase, in ihren Sesseln.
»Wo sind sie denn, dieser Mann und dieses Kind?«, fragte Agtus mit klopfendem Herzen.
»Warum interessiert dich das, Paritole? Du gehörst doch nicht zu den Interlisten …«
Da begriff er, dass er sie nicht zurückweisen durfte, wenn er mehr von ihr erfahren wollte, auch wenn das seinen hehren, erst vor Kurzem getroffenen Vorsätzen widersprach.
»Kommt, Madame«, murmelte er und umfasste die Taille der jungen Frau. »Im Badezimmer wird es angenehmer sein.«
Er hob sie aus dem Sessel und trug sie nach nebenan. Nachdem er die Tür verschlossen hatte, legte er sie auf das Ruhebett neben der Wanne der reinigenden Wellen und streifte ihr behutsam den Colancor ab.
Alezaïas implantiertes Notrufsignal ertönte, und sie glaubte zuerst, dass ihr Vorgesetzter ihr neue Instruktionen erteilen wolle.
Das war ein ungünstiger Moment. Sie richtete sich auf und schob vorsichtig die seidene Bettdecke von sich. Glücklicherweise schlief Patriz de Blaurenaar – einer der wichtigsten Ratgeber des Imperators und bevorzugter Ansprechpartner von Seneschall Harkot – im Augenblick.
Das Netz hatte Alezaïa beauftragt, seine Mätresse zu werden. Um ihr Ziel zu erreichen, war ihr jedes Mittel recht gewesen. Da sie offiziell zum Küchenpersonal der Familie de Blaurenaar gehörte, war es ihr ein Leichtes gewesen,
den Speisen und Getränken für Sieur Patriz Aphrodisiaka beizumischen. Dann hatte sie es nur noch einrichten müssen, mit ihm allein zu sein, und es war um ihn geschehen gewesen. Wie alle Höflinge war er ein jämmerlicher Liebhaber, doch immer wenn er seine Begierde gestillt hatte, wurde er geschwätzig. Auf diese Weise war sie sehr gut über fast alles informiert, was sich auf den höheren Ebenen des Ang-Imperiums abspielte.
Sie stand auf, streifte den Morgenmantel der Gemahlin ihres Liebhabers über und ging in den Salon nebenan. An die Wand gelehnt, beobachtete sie durch die offen stehende Tür den Schlafenden und drückte dann auf eine bestimmte Stelle an ihrem Hinterkopf. Das Gespräch konnte beginnen.
Zuerst erkannte sie die von Knistern begleitete Stimme ihres Gesprächspartners nicht sofort.
»Obwohl ich Sie jetzt nicht sehen kann, müssen Sie noch schöner geworden sein …«
Das muss der Palastdiener sein, mit dem ich mich heute Morgen getroffen hatte. Ein netter Mann, dachte sie. Hoffentlich will er mir nicht nur ein Kompliment machen, sondern hat etwas Wichtiges zu berichten.
»Warum rufen Sie an?«, fragte Alezaïa leise.
»Ich kann Sie kaum verstehen. Können Sie nicht lauter sprechen?«
»Beeilen Sie sich. Die Wellendetektoren der Interlisten könnten uns abhören.«
Sie hatte zu laut gesprochen. Sieur de Blaurenaar bewegte sich, öffnete aber nicht die Augen. Alezaïa merkte, dass sie vor allem nervös und verärgert über ihr eigenes Verhalten war. Nur widerwillig gab sie sich den Umarmungen dieses Mannes hin und musste ihren Mitplanetarier
belügen, der ihr viel besser gefiel. Obwohl sie ihn nur einmal flüchtig geküsst hatte, wollte das Gefühl, ihn betrogen zu haben, nicht weichen. Jetzt wollte sie so schnell wie möglich ihren Dienst im Netz beenden und mit Agtus auf ihren Heimatplaneten zurückkehren, um in der viel einfacheren Gesellschaft der Osgoriten zu leben.
»Ich glaube, Sie werden Ihren Ohren nicht trauen … Ich weiß, wo die beiden Krieger der Stille sind, der Mann und das Kind.«
Alezaïa öffnete überrascht den Mund, blieb aber stumm. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, trotz der Wärme im kleinen Salon.
»Wollen Sie nicht wissen, wohin die zwei Vögelchen geflogen sind?«
Der unerwartete Erfolg Agtus’ machte ihn für sie noch begehrenswerter. Nicht eine Sekunde hatte sie geglaubt, dass dieser Mann eine derart bedeutende Information liefern könnte.
»Die beiden sind momentan bei der Familie de Mars. Der Mann wurde kryogenisiert, man hatte ihn dann reanimiert. Er war aber so schwach, dass er den Interlisten nicht entkommen konnte.«
»Und der Junge?«
»Er hat sich dematerialisiert.«
»Wie sind sie zu den Mars’ gekommen?«
»Der Truppenkommandeur ist ein Getreuer der Mars-Familie, einer
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