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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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plötzlichen Reichtum Freunde verloren zu haben und sich weniger als zuvor über eigene Leistungen freuen zu können.
    Es scheint also einen Mechanismus zu geben, der dafür sorgt, dass wir nach einer bestimmten Zeit zu unserem Ausgangsniveau in Sachen Lebenszufriedenheit zurückkehren, egal was uns widerfährt. »Wenn Menschen nach einem Unfall querschnittsgelähmt sind, werden sie, das ist nicht überraschend, extrem depressiv«, schreibt Seligman nur wenige Absätze später. »Aber sie passen sich erstaunlich schnell ihrer schweren Behinderung an und berichten schon nach acht Wochen über mehr positive als negative Emotionen. Nach wenigen Jahren erreichen sie im Durchschnitt ein Glücksniveau, das nur knapp unterhalb demjenigen nicht-paralysierter Menschen liegt.« So sehr, wie das Glück eines Lottogewinns mit der Zeit verpuffen kann, können also auch die Folgen eines Unfalls erfreulicherweise nach und nach an Schrecken verlieren. Selbst großes Leid macht ein glückliches Leben also nicht zwangsläufig unmöglich. 9
    Mutti, der Mann mit dem Geld ist da
    Ein Mann, der sich auskennt mit dem plötzlichen Glück, ist Bernd Willers. Der neunundfünfzigjährige Diplombetriebswirt ist Glücksbote bei der Westdeutschen Klassenlotterie (Westlotto) in Münster. Wenn man ihn interviewen will, wie ich es ursprünglich für einen Zeitschriftenartikel getan habe, ist er sehr vorsichtig: keine Fotos, keine persönlichen Details über ihn. Er möchte unbekannt bleiben. Es geht dabei um seinen eigenen Schutz. Zum anderen will er nicht, dass jeder weiß, wer da bei den Nachbarn an der Tür klingelt. Diskretion ist sein oberstes Gebot. Trotzdem ist es hochinteressant, mit ihm über seinen Beruf und über das Glück zu sprechen: »Offiziell nennt man meinen Beruf ja ›Gewinnerberater‹. ›Glücksbote‹ klingt so ein bisschen träumerisch bis märchenhaft«, sagt Willers. »Dabei geht es ja um ganz reales Geld – und darum, wie es das Leben von Menschen urplötzlich verändern kann.«
    Er hat fast sein ganzes Berufsleben bei der Lottogesellschaft verbracht. Seit 1984 arbeitet er als Gewinnerberater. »In dieser Phase sah die Tätigkeit noch etwas anders aus«, erinnert sich der Westfale. »Damals füllten die Spieler ihre Scheine noch mit der kompletten Adresse aus – viele gewannen dann, und manche prüften ihren Spielschein nicht sofort, weil jeder wusste, dass er – falls er seinen Gewinn übersieht – früher oder später ohnehin benachrichtigt würde.« Damals war Willers also oft wirklich der »Glücksbote«, der aus heiterem Himmel bei den Leuten vor der Tür stand und ihnen verkündete, dass sie im Lotto gewonnen hatten. »Viele sind da natürlich völlig aus dem Häuschen geraten«, sagt Willers. »Heute spielen die meisten Menschen anonym, das heißt, wir erfahren häufig erst, wer der Gewinner ist, wenn er sich bei uns meldet. Dann vereinbare ich einen ersten Gesprächstermin und komme zu den Menschen nach Hause – sie hatten dann schon ein paar Nächte Zeit, um darüber zu schlafen, und sind in der Regel gefasster.«
    Trotzdem ist Bernd Willers oft derjenige, der den Glücklichen die genaue Gewinnsumme mitteilt. Die schwankt zwischen mehreren Hunderttausend und mehreren Millionen Euro – je nachdem, wie viele Gewinner sich den Jackpot miteinander teilen müssen. »Ich erlebe es oft, dass Menschen Tage später noch Tränen vergießen. Weil sie es erst dann wirklich glauben können, wenn ich vor der Tür stehe«, sagt er.
    Einer der wichtigsten Grundsätze, die Willers den Gewinnern nahelegt: dass es extrem wichtig für sie und ihr Umfeld ist, dass niemand von ihrem Gewinn erfährt. »Ich versuche, ihnen zu erklären, dass sie trotzdem ganz normale Menschen bleiben sollten«, so Willers. »Ich sage: Bleiben Sie unauffällig! Leben Sie am besten so weiter wie bisher. Jemandem das klarzumachen, ist manchmal schwierig. In den meisten Fällen aber geht es ganz leicht. Die tragische Geschichte von ›Lotto-Lothar‹, dem Gewinner, der alle Welt von seinem Gewinn wissen ließ, das Geld durchbrachte und am Ende früh und ohne Geld starb, ist ein ideales Negativbeispiel.«
    Neid auf das Glück der Menschen, denen er so oft frohe Kunde überbringt, sei ihm dabei vollkommen fremd, sagt Willers. »Ich freue mich vielmehr mit jedem Gewinner über das Glück, das er hatte«, versichert er glaubhaft. »Es macht mich glücklich, wenn mein Rat dabei hilft, dass jemand das Geld ohne Probleme genießen kann.« Über die Theorie,

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