Sternhagelgluecklich
soll das denn noch so weitergehen?
Lachkreise und Kicherwellen
Die anderen scheinen weniger Probleme zu haben. Bei ihnen wirkt das Lachen beinahe ebenso echt und ungezwungen wie bei Lachprofi Kataria – aber vielleicht kommt es mir auch nur so vor, und sie denken das Gleiche über mich. Doch nach einigen Minuten, in denen das Lachen aufbrandet und abflaut, passiert plötzlich etwas Eigenartiges. Ich weiß nicht, ob es an Deepak liegt, dem indischen Lehrer zwei Meter links von mir, der sich gackernd den Bauch hält und dabei urkomisch aussieht, oder an der absurden Gesamtsituation – aber mit einem Mal passiert es: Mein verkrampftes Fake-Lachen wandelt sich in ein echtes Glucksen und wird zu einem Kichern, und als meine südafrikanische Nachbarin zur Rechten mich ansieht, muss sie selbst so lachen, dass sie mich wiederum damit ansteckt und ich aus vollem Herzen und mit zuckendem Zwerchfell lospruste. Es hält nicht ewig an, aber ich habe zumindest einmal gesehen, dass es funktionieren kann. Aus künstlichem Lachen kann echtes werden.
Als wir uns nach einer knappen Viertelstunde Gelächter japsend die Tränen aus den Augenwinkeln wischen und gemeinsam »Veeerygood, veeerygood, yay!« rufen, erklärt Kataria, dass genau dies das Geheimnis des Lachyoga sei. »Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Körper nicht zwischen echtem und gespieltem Lachen unterscheiden kann.« Das mit der Wissenschaft und dem ausgetricksten Körper wiederholt er in den nächsten Tagen noch häufiger. 25
So ganz stimmt das mit den wissenschaftlichen Beweisen allerdings nicht: Hirnforscher haben festgestellt, dass echtes und künstliches Lachen zwei völlig unterschiedlichen Hirnarealen entstammt. 26 Die These, dass indes durch eine gewisse Gruppendynamik künstliches, erzwungenes Lachen oft in echtes, unkontrolliertes umschlagen kann, hat jedoch in der Tat ihre Richtigkeit.
Generell steckt die Forschung über die Auswirkungen des Lachens auf unsere Psyche und Gesundheit noch im Anfangsstadium. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die festgestellt haben wollen, dass regelmäßiges Lachen nicht nur für weniger Stresshormone sorge, sondern auch für bessere Blutfettwerte. Andere Studien behaupten, dass drei Minuten herzhaftes Lachen denselben Trainingseffekt haben wie eine Viertelstunde Joggen. Wieder andere behaupten, Lachen könne sich sogar positiv auf Herzkrankheiten, Diabetes und Allergien auswirken.
Das Problem bei all diesen Forschungsergebnissen: Sie beruhen meist auf Studien mit lediglich zehn bis zwanzig Probanden und wurden über einen extrem kurzen Zeitraum durchgeführt. Der Tenor der seriösen Wissenschaft zum Thema Lachen ist zumindest im Moment: Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich regelmäßiges Lachen wirklich positiv auf die Gesundheit auswirken könnte . Aber um es genau sagen zu können, brauchen wir noch ein paar Jahre. (Und vermutlich viele, viele Freiwillige, unzählige Simpsons-Folgen und ein Dutzend und mehr Kernspintomografen.)
Am Ende gilt auch beim Lachyoga: Man muss in erster Linie daran glauben. Und was soll daran auch schlecht sein? Dass es den Kreislauf, die Atmung und die Durchblutung anregt, kann jeder nachvollziehen, der schon mal eine Folge der englischen Serie »The Office« gesehen hat – oder sonst irgendetwas, bei dem der brillante britische Komiker Ricky Gervais seine Finger im Spiel hat. Und ist es nicht großartig, mit Freunden in eine dieser Lachschleifen zu geraten, die mit ein paar Albernheiten beginnen, die einen vor Prusten und Kichern atemlos machen, bis man am Ende vor allem über die eigene Unfähigkeit lacht, mit dem Lachen aufzuhören? Weil man gar nicht mehr weiß, was ganz am Anfang – als einem der Bauch noch nicht wehtat und noch keine Tränen aus den Augenwinkeln liefen – eigentlich so komisch war?
Löwenlachen und Kreditkartenlachen
Diese Art von Gelächter, bei der man alles um sich herum vergisst, erlebe ich in meinem Lachyogakurs offen gestanden nicht – egal wie oft wir gemeinsam »Veeerygood, veeerygood, yay« jubeln. Vielleicht liegt es daran, dass die Gruppe zwar aus extrem liebenswerten Menschen, aber eben nicht aus engen Freunden besteht. Manchmal kommen die verschiedenen Übungen dem echten Lachen, das einem das Herz mit Glück füllt, trotzdem nahe. So wie am zweiten Tag, als wir alle auf dem Rücken liegen und das Lachen einmal besonders leicht über mich kommt. Vielleicht weil das Zwerchfell – der Ursprung des herzhaften »Bauchlachens«, zu dem
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