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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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(statt mich im letzten Moment umzuentscheiden) einfach das nehme, worauf ich am meisten Appetit verspüre? Mit anderen Worten: Hat meine Frau am Ende recht?
    So einfach gebe ich jedoch nicht auf. Zum Glück finde ich auch jemanden, der sich in meine Ecke stellt. In seinem bereits erwähnten Buch schreibt der Harvard-Psychologe Daniel Gilbert, dass wir gegenüber allem Schönen, das uns widerfährt, zwangsläufig abstumpfen: »Psychologen nennen das Gewöhnung , Wirtschaftsforscher nennen es abnehmender Grenznutzen, und der Rest von uns nennt es Ehe . Doch der Mensch hat zwei Rezepte gegen diese Gewöhnung entdeckt: Vielfalt und Zeit.«
    Das mit der Vielfalt ist einfach und bei uns allen zu beobachten: Fast niemand würde an einem großen Frühstücksbüfett seinen Teller nur mit weichgekochten Eiern vollmachen, egal wie gerne er sie isst. Es wäre einfach zu langweilig. Deshalb mischen wir die Zutaten auf unserem Teller und legen auch noch ein wenig Brot, Käse oder Obstsalat dazu. Wenn wir aber am vergangenen Sonntag ein Frühstücksei gegessen haben, dann denken wir am nächsten Sonntag nicht: »Oh, schon wieder ein Frühstücksei, wie langweilig!« Oder wie es Gilbert formuliert: »Mit Champagner anzustoßen und seinen Partner genau um Mitternacht zu küssen, würde relativ schnell an Reiz verlieren, wenn man es jeden Abend täte. Wenn man es aber nur an Silvester tut und dann wieder ein Jahr wartet, wird einem das Erlebnis immer wieder aufs Neue Freude bereiten.«
    Klar, ein Jahr Pause ist viel zu lang, um sich an den Countdown zum neuen Jahr, an das Feiern und den Kuss um Mitternacht gewöhnen oder der ganzen Sache sogar überdrüssig werden zu können. Müsste jemand jeden Tag Silvester feiern, könnte es jedoch durchaus passieren, dass er irgendwann dankend abwinkt und sagt: »Heute bitte mal ohne mich.«
    Vielfalt und Zeit sind laut Gilbert jedoch zwei völlig unterschiedliche Strategien, um Gewöhnung zu verhindern. Wir benötigen nicht jedes Mal beides, ganz im Gegenteil: »Wenn Erlebnisse zeitlich weit genug auseinanderliegen, ist Vielfalt nicht nur unnötig, sie kann sogar kontraproduktiv sein.« Vielleicht kann man es am Beispiel der Frühstückseier verdeutlichen: Selbst dem größten Fan würde sich der Magen umdrehen, wenn er sich vorstellt, zweiundfünfzig an einem Tag essen zu müssen. Wir wollen Vielfalt. Sollten wir jedoch als Eierliebhaber in die Situation kommen, dass unsere Kinder, Partner oder Mitbewohner uns anbieten, ein Jahr lang jeden Sonntag das Frühstück zu machen, sollten wir unbedingt für jeden Sonntag ein Frühstücksei bestellen. Dann haben wir zwar keine Vielfalt, aber dafür jeden Sonntag unser Lieblingsfrühstück. Der zeitliche Abstand sorgt dafür, dass wir uns jeden Sonntag wieder aufs Neue darüber freuen. Wenn wir aus Angst, uns zu langweilen, nur für jeden zweiten Sonntag ein gekochtes Ei bestellen und die anderen Wochen Pfannkuchen (obwohl wir die gar nicht so gern mögen), haben wir eine schlechte Entscheidung getroffen. Denn dann verzichten wir jede zweite Woche auf das bestmögliche Frühstückserlebnis. 31
    Vom Frühstück zurück zum Abendessen im Restaurant: Es ist also durchaus sinnvoll und der Zufriedenheit zuträglich, etwas anderes zu bestellen als die Begleitung. Aber man muss nicht jedes Mal, wenn man nach einigen Wochen wieder in das Restaurant zurückkehrt, um jeden Preis etwas anderes bestellen als beim letzten Mal. Ich bin mit meinen Umentscheidungen in letzter Minute also bisher in Sachen Glück und Zufriedenheit ganz richtig gefahren. Wenn auch zu dem Preis, meine Frau damit zur Weißglut zu treiben. Vielleicht sollte ich in Zukunft also doch einfach bei dem bleiben, was ich mir ausgesucht habe.

    29 Auf Deutsch unter dem Titel »Ins Glück stolpern: Suche dein Glück nicht, dann findet es dich von selbst« (Goldmann Verlag, München 2008)
    30 Es gab übrigens in diesem Zusammenhang noch eine andere Studie, bei der sich die Studenten vorab aussuchen konnten, welchen Snack sie in den verschiedenen Folgewochen serviert bekommen wollten. Die allermeisten entschieden sich für Abwechslung – also das, was sie am Ende unzufriedener machen würde. Ähnlich wie bei dem Experiment mit den in Eiswasser getauchten Händen wissen wir also erstaunlich selten, was gut für uns ist und was uns am Ende wirklich zufrieden macht.
    31 Ohne das Frühstücksbeispiel überstrapazieren zu wollen, noch kurz die Erklärung, warum wir uns selbst dann so häufig für Vielfalt

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