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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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lassen – und vielleicht auch um einen Rest an Privatsphäre zu wahren –, gibt es von der zweiten Hochzeit keine ausführliche Schilderung. Nur so viel Erkenntnis in Kurzform: Hochzeiten machen glücklich, egal wo man sie feiert. Sie machen aber umso glücklicher, mit je mehr Menschen man seine Liebe gemeinsam zelebriert, je weniger offizielle Reden und Vorträge es gibt – und je mehr Zeit man unverplant lässt, um miteinander zu reden, zu lachen und zu tanzen.

Zehn kleine Glücksmomente
    • Mit dem Auto spät dran sein – und dann eine grüne Welle haben
    • Mit dem Auto spät dran sein – und trotz Vorfahrt einen anderen reinwinken
    • Den alten Kinderspielplatz besuchen, auf dem man die ersten Jahre seines Lebens verbracht hat – und sich darüber wundern, wie groß es einem damals vorkam und wie winzig alles in Wirklichkeit ist
    • Beim Wandern Himbeeren, Walderdbeeren oder andere unverhoffte Köstlichkeiten finden
    • Am Strand genau auf dem Streifen laufen, wo der Sand noch ein bisschen feucht und fest ist
    • Im Urlaub für einen Einheimischen gehalten werden
    • Das Knacken von Holz in einem Kamin an einem Winterabend
    • Sich, obwohl man müde ist, zum Ausgehen überwinden – und eine fabelhafte durchtanzte Nacht erleben
    • Eine Abendveranstaltung, auf die man keine Lust hat, einfach absagen und sich ohne schlechtes Gewissen stattdessen mit einem Buch in die Badewanne legen
    • Das Telefon in die Hand nehmen, um einen Freund anzurufen – und in derselben Sekunde klingelt es, und der Betreffende ist dran

August
    Wie Medikamente wirken, die glücklich machen sollen
    Warum man nicht »richtig streiten« kann
    Wie man es schafft, eine Freundschaft zu erhalten
    »Werbung basiert auf einer Sache: Glück. Und wissen Sie,
was Glück ist? Glück, das ist der Geruch eines neuen Autos.
Es ist die Befreiung von Angst. Glück, das ist eine Werbetafel
am Rande der Straße, die dir beruhigend entgegenschreit, dass alles,
was du tust, in Ordnung ist. Alles ist okay.«
    Don Draper in der TV-Serie »Mad Men«

Übelkeit. Vermehrte Schweißbildung. Herzbeschwerden. Erbrechen. Schwindelanfälle. Impotenz. Schlaflosigkeit. Sehstörungen. Durchfall …
    Die Liste der Nebenwirkungen, die auf dem dünnen Papier stehen, ist lang.
    Mehrere Minuten lang versuche ich, den Beipackzettel wieder so zusammenzufalten, wie er in der Tablettenschachtel steckte – ohne Erfolg. Doch das ist bloße Zeitschinderei. Dann überwinde ich mich. Ich drücke eine der Kapseln durch die Folie in meine Handfläche. Die eine Hälfte der länglichen Kapsel ist gelb, die andere durchsichtig, in ihrem Inneren rasseln kleine weiße Kügelchen. Ich zucke mit den Schultern, obwohl niemand da ist, der das sehen könnte, werfe mir die Kapsel in den Mund und beuge mich unter den Wasserhahn, um sie hinunterzuspülen. Danach betrachte ich mich im Spiegel und horche in mich hinein, ob sich Übelkeit, Impotenz und Durchfall schon ankündigen. Natürlich passiert erst mal rein gar nichts.
    Das Medikament, das ich mir an diesem Sommermorgen zum ersten Mal verabreicht habe, heißt Venlafaxin, und laienhaft würde man es vermutlich als eine moderne, verbesserte Variante von Prozac bezeichnen. Chemisch handelt es sich bei Venlafaxin um einen sogenannten »selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer« ( SSNR I 36 ). Diese Art von Psychopharmaka, die auch unter den Markennamen Trevilor, Yentreve oder Cymbalta vertrieben werden, leistet durch Manipulation des Serotonin-Haushalts überaus effektiv das, was viele andere Dinge, die ich für dieses Buch ausprobiert habe, auch versprechen: einen Menschen glücklicher zu machen. 37 Etwas weniger laienhaft ausgedrückt funktionieren SSNRI s folgendermaßen:
    • Sie wirken nur an denjenigen Synapsen, die Serotonin als Neurotransmitter verwenden (daher »selektiv«).
    • Sie verhindern, dass die Neuronen das in die Synapsen abgegebene Serotonin wiederaufnehmen (also den »Re-Uptake«, für den das R in der Abkürzung steht).
    • Dadurch entsteht eine erhöhte Konzentration an Serotonin (und in geringerem Maß auch Noradrenalin) in der Gewebeflüssigkeit des Gehirns.
    • Wie genau das erhöhte Serotonin-Level die Depressionen oder Angststörungen verschwinden lässt, dafür gibt es mehrere unterschiedliche Theorien, von denen sich bislang keine endgültig durchgesetzt hat. Noch schwieriger wird es, wenn man berücksichtigt, dass Menschen, bei denen man die Serotoninmenge künstlich absenkt, nicht

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