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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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in Depressionen verfallen. Die grundsätzliche Wirksamkeit von SSRI s und SSNRI s wurde jedoch in zahlreichen kontrollierten Studien nachgewiesen.
    Glück in Kapseln
    Ich leider weder an Depressionen noch an Angststörungen oder anderen Dingen, gegen die das Medikament üblicherweise eingesetzt wird. Gleichzeitig ist seine generelle Wirksamkeit inzwischen anerkannt. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber in den meisten Fällen ist es den Forschern inzwischen gelungen, die Justierungsrädchen unserer Hirnchemie so genau einzustellen, dass Menschen, die zuvor nur Krankheit und Leid kannten, wieder neue Lebensfreude und Kraft schöpfen können. 38 Doch wäre es möglich, dass diese kleinen weißen Kügelchen, die in der gelb-durchsichtigen Kapsel rasseln, nicht nur die Traurigkeit eines depressiven Menschen lindern, sondern auch einen nichtdepressiven Menschen glücklicher machen?
    Einmal gefasst, lässt mir dieser Gedanke keine Ruhe. Meine Recherche ergibt Widersprüchliches zu der Frage, ob moderne Antidepressiva bei gesunden Menschen überhaupt wirken können. Nein, lautet die Antwort der einen Seite, kurz und auch für den Laien relativ gut zu begreifen. Ähnlich wie Aspirin, das zwar Schmerzen lindert, wenn man welche hat, das Wohlbefinden aber nicht weiter steigert, wenn man schmerzfrei ist. Antidepressiva, so die eine gängige Meinung, wirken eben auch nur bei Depressiven.
    Doch es gibt auch andere Stimmen. Der amerikanische Psychologieprofessor Jonathan Haidt, der für eine Weile probeweise das SSRI -Präparat Paxil einnahm, obwohl auch er nicht an Depressionen litt, berichtet in seinem sehr lesenswerten Buch »The Happiness Hypothesis« Folgendes: »Doch dann, eines Tages (…), änderte die Welt die Farbe. Ich wachte eines Morgens auf, und meine Sorgen über mein hohes Arbeitspensum und meine ungewisse Zukunft als Wissenschaftler ohne Festanstellung waren verschwunden. Es war wie Zauberei. Eine ganze Reihe von Veränderungen, an denen ich jahrelang erfolglos gearbeitet hatte – lockerer zu sein, fröhlicher zu sein, weniger über meine Fehler nachzugrübeln –, waren einfach über Nacht eingetreten.«
    Haidt beschreibt jedoch eine Nebenwirkung, die schließlich dazu führt, dass er das Medikament wieder absetzt: Sein Gedächtnis verschlechtert sich rapide. Nicht nur neue Dinge kann er sich auf einmal nicht mehr merken. Auch bereits lang Gespeichertes, wie der Name eines alten Freundes, entfällt ihm plötzlich. »Ich entschied, dass ich als Professor mehr auf mein Gedächtnis angewiesen war als auf meinen Seelenfrieden. Und hörte deshalb [nach acht Wochen] wieder auf, Paxil zu nehmen.« Nach einigen Wochen, so schreibt er, »kehrten meine Erinnerungen zurück, ebenso wie meine Sorgen. Was blieb, war die Erfahrung aus erster Hand, wie es war, die Welt nicht nur durch eine rosarote Brille, sondern mit gänzlich neuen Augen zu sehen.« Am Ende fasst Haidt zusammen: »Das Medikament verwandelte mich in etwas, das ich nicht war, aber gerne sein wollte: einen Menschen, der sich weniger Sorgen macht und der die Welt voll von Möglichkeiten sieht anstatt voller Bedrohungen. (…) Hätte es keine Nebenwirkungen gegeben, würde ich es heute noch nehmen.«
    Gähn dich glücklich
    Wer hat nun recht? Die Leute, die sagen, als Nichtdepressiver könne man genauso gut Smarties essen statt SSNRI s? Oder jemand wie Haidt, der durchaus eine Wirksamkeit feststellen konnte – wenn auch nicht ausschließlich positiver Natur?
    Manche Dinge kann man nur selbst herausfinden. Deshalb stehe ich an diesem Augustmorgen im Bad, lese den Beipackzettel, schaue in den Spiegel und warte, dass die soeben geschluckte Kapsel etwas mit mir macht. Mindestens zwei Wochen dauert es, so die einschlägige Literatur, bis sich eine erste Wirkung des Medikaments einstellt. Doch bei mir geht es bereits am Nachmittag richtig los.
    Mir ist nicht schwindlig, aber ich fühle mich, als hätte ich eine Art unsichtbaren Schaumstoffanzug an. Alles ist ein wenig gedämpft.
    Außenstehende versichern mir, dass ich mich ganz normal bewege, es kommt scheinbar nur mir allein langsamer vor. Ich fühle mich ganz und gar nicht müde, gleichzeitig muss ich wie aus einem Reflex heraus bestimmt alle zwei Minuten gähnen. Dieses Gähnen ist zumindest in den ersten Tagen die extremste Veränderung. Nicht nur dass mich permanent Leute darauf ansprechen. Manche sind sogar gekränkt, weil sie denken, ich würde mich in ihrer Gegenwart offensichtlich

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