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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
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Menschen, die sie bedienen, vertrauen. Und es ist furchteinflößend da oben. Es wird viel Mut erfordern, von der Plattform zu springen. Wenn Sie diesen Mut in sich selbst finden, wird Ihnen das helfen, Selbstvertrauen zu bekommen. Und dieses Selbstvertrauen werden Sie brauchen, um Vertrauen in andere aufzubauen.« Sie sieht sich um. »Sonst noch Fragen? Nein? Gut, dann mal an die Arbeit.«
    Die nächste halbe Stunde verbringen wir damit, fliegen zu lernen. Mit festem Boden unter den Füßen sieht es ganz einfach aus, und allmählich fange ich an, mich zu entspannen. Vielleicht kann ich es doch schaffen.
    Als wir das Basiswissen haben, beginnt einer der Lehrer (ein muskulöser und dennoch leicht feminin wirkender Mann in einem dunkelblauen Gymnastikanzug), seine Hände mit Magnesia einzureiben, ehe er das Seil hinaufklettert und sich schließlich auf die Plattform stellt.
    »Halten Sie den Holm so in der rechten Hand«, brüllt er uns zu. Seine Stimme klingt irgendwie weit entfernt. »Wenn ich ›Fertig!‹ rufe, lassen Sie das Halteseil los, legen die linke Hand ebenfalls an den Holm und finden Ihr Gleichgewicht. Sie springen, wenn ich ›Hopp!‹ rufe.«
    Er springt und schwingt am Trapez über dem großen Netz.
    »Am äußersten Punkt, wenn Sie ganz rübergeschwungen sind, werde ich ›Beine hoch!‹ sagen.«
    Er lehnt sich zurück, zieht die Knie an die Brust und schiebt seine Beine über den Holm.
    »Als Nächstes kommt: ›Loslassen!‹«
    Er lässt den Holm los und hängt an seinen Knien am Trapez.
    »Wenn ich sage: ›Hände hoch!‹, bringen Sie die Hände wieder an den Holm und nehmen die Knie herunter.«
    Er befolgt seine eigenen Anweisungen und schwingt wieder an den Händen hin und her.
    »Beim zweiten ›Loslassen!‹ lassen Sie los.«
    Anmutig fällt er ins Netz. Er geht an den Rand und lässt sich mit einer eleganten Rolle auf den Boden hinab.
    Candice klatscht, und selbst die überspanntesten Typen, der Anwalt und der Richter, wirken beeindruckt. Bei ihm sah es ganz leicht aus, doch wir alle wissen, dass es nicht so ist.
    »Bist du bereit für dein Close-up?«, fragt Amber mich. Sie ist wie eine Ballerina angezogen. Ihr Haar hat sie zu einem ordentlichen Knoten hochgesteckt. Sie trägt einen pinkfarbenen Gymnastikanzug und eine dazu passende halblange Leggins. Man kann nur vermuten, was sie dazu bewogen hat, dieses Outfit mit in die Entzugsklinik zu nehmen.
    Ich dagegen sehe eher aus wie eine Kleindarstellerin aus einem Jane-Fonda-Aerobic-Video aus den Achtzigern. Mir fehlen nur noch das leuchtend rote Schweißband um den Kopf und die dazu passenden Beinstulpen.
    »Nei-hein.«
    »Aber du hast dich freiwillig gemeldet«, zieht sie mich auf.
    »Ja, ich darf nicht vergessen, das nie mehr zu tun.«
    Amber lacht, und mir fällt auf, dass sie gute Laune hat. Und nicht die »Ich habe Saundra eins ausgewischt«-Art von guter Laune, die sie manchmal nach der Gruppentherapie hat. Nein. Das ist eine ehrliche, »Mein Leben ist irgendwie schön«-Art von guter Laune, die ich an ihr noch nie erlebt habe. Das Rendezvous im Wald muss echt gutgelaufen sein.
    »Willst du meinen Platz in der Reihe haben?«, sage ich.
    »Sicher, warum nicht?«
    »Du hast keine Angst?«
    »Nö. Ich habe so was schon mal gemacht.«
    Sie tritt an den Anfang der Reihe, und Carol klinkt die Sicherheitsleine in ihren Gurt ein. Flink klettert Amber die Leiter hinauf und wartet auf das Startzeichen. Als es kommt, springt sie anmutig von der Plattform, zieht die Knie an die Brust, schwingt ihre Beine über den Holm des Trapezes und hängt dann so mühelos an ihren Knien, wie der Lehrer es gezeigt hat. Nach ein paar Schwüngen hält sie sich ohne sichtbare Anstrengung wieder mit den Händen am Holm fest und fällt dann durch die Luft ins Netz. Einen Schritt, einen Überschlag und einen Sprung später steht sie wieder auf dem Boden neben mir.
    Ihre Augen leuchten. »Ich hatte ganz vergessen, wie viel Spaß das macht!«
    »Ich dachte, wir sollten etwas über Vertrauen lernen.«
    »Scheiß drauf. Ich habe genügend Lektionen gelernt – das reicht für ein ganzes Leben.«
    Amen, Schwester.
    »Katie?«, ruft Carol. »Sie sind die Nächste.«
    Mein Herz fängt an zu hämmern. »Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
    »Natürlich kannst du das.«
    Seit wann ist Amber Miss »Du schaffst das«?
    Ich straffe die Schultern und gehe zu Carol. Mit geschlossenen Augen schaffe ich es Sprosse für Sprosse die Leiter hinauf. Der Lehrer streckt die Hände aus,

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