Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
Vom Netzwerk:
egal ist, wende ich mich ab, so dass sie sich ein bisschen ungestörter umziehen kann.
    »Verdammtes Essen«, murmelt sie.
    Ich sehe sie an. Sie bemüht sich gerade, ihren Hosenknopf zu schließen.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Danke, dass du die Nachricht überbracht hast.«
    »Kein Problem … Ich konnte sowieso nicht schlafen. Vor allem nicht, nachdem ich mitten in der Nacht Herrenbesuch hatte.«
    Sie wirft mir einen eindringlichen Blick zu. »Du magst ihn, hab ich recht? E.?«
    Verdammt. Warum ist sie plötzlich so einfühlsam?
    »Ich habe ihn gerade erst kennengelernt.«
    »Keine Sorge, ich werde nichts verraten.« Sie trägt Lipgloss auf und schürzt die Lippen. »Was meinst du? Gut so?«
    »Für ein Rendezvous im Wald mit deinem Vielleicht-Ex-Freund?«
    »Exactamundo.«
    »Perfekt.«
    Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln. »Cool. Sehen wir uns morgen früh?«
    »Sicher. Sei vorsichtig da draußen.«
    »Keine Chance.«

[home]
    13. Kapitel
    Vertrau mir
    I ch stehe sechs Meter über dem Boden auf einer Plattform, habe einen Gurt um die Taille, Magnesia an den Händen, und unter mir wartet ein Netz darauf, mich aufzufangen, wenn ich falle. Ich halte den sehr schweren Holm eines Trapezes in der rechten Hand. Meine Linke umklammert verzweifelt ein Halteseil. Jeden Augenblick wird der muskulöse Mann in Strumpfhose hinter mir »Hopp!« brüllen, und ich soll in das Nichts vor mir schwingen.
    Wer’s glaubt, wird selig!
    Ich bin hier oben, weil heute Vertrauenstag ist.
    Als Saundra uns zuvor davon erzählt hat, tauchten vor meinem inneren Auge Bilder der Vertrauensspiele auf, die ich aus dem Sommercamp kenne. Sie wissen schon, wenn man die Augen verbunden hat und sich rückwärts in die wartenden Arme seiner Zimmergenossen fallen lässt? Tja, mit so etwas hatte ich gerechnet. Nie im Leben hätte ich geglaubt, ein paar Stunden später hier oben in schwindelerregender Höhe zu stehen, bereit für den Sprung.
     
    Schon seit ich am Morgen aufgewacht bin, habe ich schlechte Laune.
    Ich habe schlechte Laune, weil ich mich zum ersten Mal, seit ich hier bin, schuldig fühle. Schuldig, weil ich diese Entziehungskur mache. Schuldig wegen meines Auftrags, der hinter meiner aufkeimenden Freundschaft zu Amber steckt. Vielleicht auch schuldig, weil hinter den Geschichten, die ich Saundra erzählt habe, eine traurige Wahrheit steckt.
    Ich bin mir nicht sicher, was der Grund dafür ist, dass ich so empfinde, doch es gefällt mir nicht.
    Es gefällt mir nicht, wie mich dieses Schuldgefühl im Morgengrauen aus dem Schlaf gerissen hat, nachdem ich nach dem Besuch bei Amber endlich eingeschlafen war. Es gefällt mir auch nicht, wie es mich auf meinem – eigentlich sehr beeindruckenden – neunminütigen Lauf begleitet hat. Mir gefällt es nicht, wie es mich dazu gebracht hat, während der Sitzung mit Saundra besonders viel zu erzählen (schau mich an, schau mich an, mir geht’s genauso beschissen wie den anderen Patienten!). Es gefällt mir auch nicht, wie es mir jetzt den Appetit raubt, als ich allein in der Cafeteria sitze und mechanisch einen Hamburger esse.
    Und am allermeisten hasse ich es, wie dieses Schuldgefühl mich daran erinnert, dass ich mir, wenn ich nicht an diesem beschissenen Ort wäre, ein paar Wodka Tonics genehmigen könnte und mich dann bestens fühlen würde – viel zu gut, um wegen irgendetwas Schuldgefühle zu haben.
    Wenn du nicht an diesem beschissenen Ort wärst, würdest du dich überhaupt nicht schuldig fühlen.
    Das weiß ich, okay?
    Ich meine ja nur.
    Kannst du mich verdammt noch mal in Ruhe lassen?
    »Mit wem sprichst du?«, fragt Henry, als er sich mit seinem Tablett mir gegenüber an den Tisch setzt. Sein Haar ist feucht, und er trägt braungraue Bermudashorts und ein schwarzes T-Shirt mit dem Logo einer Alternative-Rockband darauf.
    Warum ertappt mich dieser Typ immer, wenn ich gerade irgendetwas Peinliches mache?
    »Mit niemandem.«
    »Es kam mir wie eine ziemlich angeregte Unterhaltung vor.«
    »Stimmt.«
    »Hör mal, wenn du lieber allein sein willst …« Er erhebt sich und will gehen.
    Verdammt.
    »Nein! Geh nicht.«
    Wow. Die totale Überreaktion.
    »Bleib«, sage ich in einem etwas gemäßigteren Tonfall. »Und entschuldige. Ich bin heute einfach nicht so gut drauf.«
    Er setzt sich wieder. »Wie kommt’s?«
    »Ich habe letzte Nacht nicht wirklich besonders viel geschlafen …«
    »Weil du Amber und Connor in den Wald gefolgt bist?«
    »Nein!«
    »Bist du nicht in Versuchung geraten?

Weitere Kostenlose Bücher