Sternhagelverliebt
versuche, nicht zu hoffnungsvoll zu klingen.
»Wir bleiben«, erwidert meine Mutter mit fester Stimme und sieht mir zum ersten Mal an diesem Tag in die Augen.
Also gut.
Es ist Zeit fürs Mittagessen, und ich führe meine Eltern in die Cafeteria, wo wir in unserem Caesar Salad mit Hühnchen herumstochern und Smalltalk machen. Ich entdecke Henry, der mit DJJB ein paar Tische von uns entfernt sitzt. Er winkt mir freundlich zu, und ich winke zurück.
Meine Mom erwischt mich dabei. »Wer ist das?«
»Connor Parks«, antworte ich, obwohl ich weiß, dass sie nicht ihn meint.
»Nein, Liebling, nicht der. Der Mann, dem du zugewinkt hast. Der rothaarige.«
Das ist genau einer der Gründe, warum ich nicht wollte, dass meine Eltern kommen.
»Das ist Henry.«
»Ist er ein Patient?«
»Nein.«
»Arbeitet er hier?«
»Nein.«
Mein Vater tätschelt ihren Arm. »Marion, Schatz, ich glaube nicht, dass sie Lust hat, uns zu erzählen, wer er ist.«
»Warum denn nicht? Es ist eine ganz einfache Frage.«
»Vielleicht ist es zu persönlich.«
»Ich denke nicht, dass es während einer Entziehungskur um Privatsphäre geht.«
»Marion, wir haben doch schon darüber gesprochen … Wir sollten Katie unterstützen und sie nicht drängen.«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein, das halte ich nicht für richtig.«
Gib mir Gelassenheit. Gib mir Gelassenheit.
Ich stehe auf. »Wir müssen uns jetzt auf den Weg zu Saundras Büro machen.«
Meine Mutter sieht aus, als wollte sie noch etwas sagen, gibt dann jedoch nach. »Also gut, Liebling.«
In ihrem Büro begrüßt Saundra meine Eltern und führt uns in ein kleines Besprechungszimmer nebenan, in dem ich vorher noch nie war. In dem Raum steht ein runder Eichentisch mit vier passenden Stühlen. Ein hohes, rechteckiges Fenster lässt viel Licht herein. An den Wänden hängen (natürlich) Bilder von Hunden.
»Was für ein reizendes Zimmer«, sagt meine Mom und bleibt vor dem Bild eines ganz gewöhnlich aussehenden Hundes stehen. »Haben Sie die Fotos gemacht?«
Saundra strahlt. »Ja, das habe ich. Danke. Hunde sind meine Leidenschaft – vor allem Dackel.«
»Das sind doch diese kleinen Hunde, die wie Hot Dogs aussehen, oder?«
Beim Ausdruck »Hot Dog« zuckt Saundra leicht zusammen. »Genau.«
»Wie entzückend. Züchten Sie sie?«
»Ja. Und ich präsentiere sie auf Wettbewerben.«
»Oh, wie in dem Film.« Meine Mom wendet sich meinem Vater zu. »Wie hieß er noch gleich, Topher? Der Film mit dieser Schauspielerin. Dieser witzigen …«
Best in Show.
Catherine O’Hara.
»Das weiß ich nicht, Schatz.«
»Natürlich weißt du das. Wir haben ihn vor ein paar Wochen gesehen. Der Film über die Hundeshow mit diesen beiden komischen Männern, die die Moderation machen?«
»Best in Show«,
sage ich.
Die Miene meiner Mutter hellt sich auf. »Ach ja. Genau. Erinnerst du dich nicht, Topher?
Best in Show.
Der war sehr lustig.«
»Du musst ihn mit deinem Geliebten gesehen haben«, entgegnet mein Vater grinsend.
»Das ist nur einer unserer kleinen Scherze«, erklärt meine Mutter Saundra. »Selbstverständlich habe ich keinen Geliebten.«
Saundra wirkt, als wüsste sie nicht, was sie sagen soll. »Selbstverständlich.«
»Haben Sie den Film gesehen?
Best in Show?
«
»Ja, das habe ich. Er war wirklich lustig.«
Oh. Mein. Gott. Erschießt mich, bitte. Jetzt.
Saundra räuspert sich. »Vielleicht sollten wir jetzt anfangen?«
»O ja, selbstverständlich.« Meine Mom setzt sich neben meinen Dad und holt ihren Notizblock und einen Stift aus ihrer Tasche. Erwartungsvoll blickt sie Saundra an.
»Wie wir schon heute Morgen besprochen haben, ist der Grund für das heutige Zusammentreffen, darüber zu reden, welches Ausmaß Katies Alkoholismus hat und wie er Katies und Ihr Leben beeinflusst.«
»Also ist sie Alkoholikerin?«, sagt mein Dad und ist plötzlich ernst.
Ich starre auf den Fußboden und schiebe meine Hände unter meine Oberschenkel, um mich selbst daran zu hindern, über den Tisch zu springen und Saundra zu würgen. Obwohl ich weiß, dass es nicht ihre Schuld ist, möchte ich sie trotzdem dafür verantwortlich machen.
»Ja«, erwidert sie.
»Geht es nur um Alkohol?«, beharrt er.
Ja, Daddy. Gras, Hasch, Pilze – ich habe dich verstanden. Ich habe getan, was du mir gesagt hast.
»Vielleicht kann Katie Ihre Fragen beantworten?«
Er dreht sich zu mir. Ich halte meinen Blick starr auf das Teppichmuster gerichtet. »Ja, Dad. Es geht nur um Alkohol.«
»Viel
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