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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
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Alkohol?«
    »Manchmal.«
    »Was bedeutet ›viel‹, Liebling?«, will meine Mom wissen. Gespannt hält sie den Stift über den Notizblock.
    Warum zur Hölle macht sie sich überhaupt Notizen? Macht sie sich tatsächlich Sorgen, irgendetwas von dem vergessen zu können, was am heutigen Tag passiert ist oder besprochen wurde? Oder dienen die Notizen nur als eines ihrer zahllosen Andenken, wie meine Babyschühchen oder die Zähne, die ich für die Zahnfee liegen gelassen habe?
    »Was tut das zur Sache?«, frage ich und blicke auf.
    »Katie, Ihre Familie versucht nur, das Ausmaß Ihres Problems zu erfassen. Seien Sie geduldig mit ihnen.«
    Was für eine unmögliche Bitte.
    Ich starre wieder auf den Fußboden. »Tut mir leid.«
    »Wann ist das passiert, Kitty?«, fragt mein Dad und benutzt einen Kosenamen, den er nicht mehr verwendet hat, seit ich 13 bin. Damals habe ich ihm verboten, den Namen je wieder auszusprechen, nachdem er mich vor einem Jungen, den ich mochte, so genannt hatte.
    »Ich weiß nicht genau, wann. Es ist irgendwie allmählich, Schritt für Schritt so weit gekommen.«
    Durch einen köstlichen Cocktail nach dem anderen.
    Ich kann hören, wie Moms Stift über das Papier kratzt. »Liegt es daran, dass du in der Stadt unglücklich bist? Bist du dort überfordert?«
    »Nein.«
    »Liegt es daran, dass du keinen Freund hast?«
    »Marion, Schatz, das reicht.«
    »Kann ich meiner Tochter nicht ein paar Fragen stellen?«
    »Warum warten wir nicht einfach ab, was sie uns erzählen möchte?«
    »Aber sie scheint uns überhaupt nichts erzählen zu wollen.«
    Das stimmt. Das will ich nicht. Ich will schreien. Ich will mit dem Fuß aufstampfen. Ich will, dass diese Sitzung vorbei ist. Sofort.
    Möglicherweise gelingt mir das irgendwie. Es wird vielleicht nicht nett – aber nett zu sein erscheint mir im Augenblick nicht besonders wichtig.
    »Saundra sagt, dass es daran liegt, dass Dad mir als Kind Alkohol gegeben hat«, sage ich und hebe den Blick, um Saundras Reaktion nicht zu verpassen.
    Mein Dad atmet scharf ein, während meine Mom anfängt zu weinen. Die Notizen sind vergessen.
    Ich bin ein fürchterlicher, fürchterlicher Mensch.
    Meine Eltern sehen Saundra an und erwarten eine Erklärung. Trotz des Schuldgefühls und der Traurigkeit empfinde ich doch auch ein bisschen Schadenfreude, als ich bemerke, wie sie die Füße unter dem Schreibtisch verkrampft.
    »Marion, Topher, auf was Katie da anspielt, sind bestimmte Gespräche, die ihre frühen Erfahrungen mit Alkohol betreffen. Diese Erfahrungen hat sie in Situationen gemacht, in denen sie im Kreise ihrer Familie war. Das bedeutet nicht, dass Sie schuld an Katies Alkoholsucht sind. Eigentlich kann man niemandem die Schuld dafür geben.«
    O doch, irgendjemand ist ganz sicher schuld.
    Mein Dad rutscht auf seinem Stuhl herum. »Aber es stimmt, wir … ich … habe sie Alkohol trinken lassen, als sie jung war. Nicht regelmäßig, doch …«
    »Topher, bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass man nicht mit Sicherheit behaupten kann, dass dieses Verhalten in irgendeiner Weise einen Unterschied gemacht hat. Höchstwahrscheinlich hätte Katie sowieso ein Alkoholproblem entwickelt – ganz unabhängig von diesen Erfahrungen.«
    So leicht kommst du nicht davon, Saundra.
    »Aber Sie haben gesagt, dass ich nur nicht begriffen habe, dass Alkohol für mich schädlich war, weil meine Eltern zu nachgiebig mit mir als Kind waren.«
    Jetzt sieht mein Dad so aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    Ich bin ein fürchterlicher, ganz entsetzlicher Mensch.
    »Topher, Marion, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir einen Augenblick mit Katie allein zu geben, bitte?«
    Mein Dad umfasst Moms Ellbogen und beide erheben sich. »Natürlich nicht.«
    Sie gehen, und Saundra schließt die Tür hinter ihnen. Ich meide Saundras Blick und fühle mich wie ein eingesperrtes Tier.
    »Was soll das, Katie?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht will, dass sie kommen.«
    Sie setzt sich neben mich. »Versuchen Sie gerade, sie zu vergraulen?«
    Tja, was denn sonst?
    »Vielleicht.«
    »Katie, Sie werden in ein paar Tagen entlassen und Sie brauchen Unterstützung, damit Sie beginnen können, die Löcher zu stopfen, die Sie in Ihrem Leben geschaffen haben.«
    »Meinen Sie nicht eher die riesigen, klaffenden Abgründe?«
    Sie lächelt beinahe. »Ich denke nicht, dass sie so riesig oder klaffend sind. Doch eines würde mich interessieren. Ich erinnere mich, dass Sie mir sagten,

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