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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
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zweihunderttausend Dollar für beschissene Programme ausgegeben. Und?
Es. Funktioniert. Nicht.
Ich will mir noch immer alles reinziehen, was mir in die Finger gerät, und ich weiß, dass ich genau das als Erstes tun werde, sobald ich entlassen werde. Deshalb habe ich es getan. Um dieses Gefühl endlich loszuwerden.« Sie schlägt sich gegen die Brust. »Doch nicht mal das habe ich geschafft. Ich bin noch immer hier, und nichts hat sich geändert. Und ich weiß nicht, was ich tun soll.« Dramatisch lässt sie den Kopf nach vorn sinken.
    Im Raum ist es so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Und dann beginnt der Regisseur, ganz langsam und bedächtig zu klatschen.
    »Bravo«, ruft er. »Alle Achtung.«
    Der Manager fällt ebenfalls in den Applaus ein. Schon bald klatscht der halbe Raum Beifall und stößt bewundernde Pfiffe aus. Ich höre sogar, wie jemand – ich glaube, es ist Connor – nach einer Zugabe verlangt.
    Nur Saundra ist alles andere als angetan und trommelt wütend mit der Faust auf ihren Stuhl. »Bitte! Das ist vollkommen inakzeptabel! Wie können Sie, nach allem, was wir erarbeitet haben, Candice’ Vertrauen so verletzen …« Als sie zu Candice blickt, erstirbt ihre Stimme.
    Denn Candice weint nicht. Sie ist auch nicht aufgewühlt oder beschämt.
    Candice verbeugt sich.
    Erstaunt lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück. Obwohl ich in den vergangenen vier Wochen Ambers Spielchen ausgeliefert war, habe ich das hier nicht kommen sehen. Ich muss ihr Respekt zollen, und so applaudiere ich mit den anderen zusammen – trotz der bösen Blicke, die Amber mir zuwirft.
    Kurz darauf tauchen Evan und John auf, um den Aufruhr zu beenden. Friedlich geht Candice mit. An der Tür wirft sie uns über die Schulter noch eine Kusshand zu und ruft: »Wie hat euch das gefallen, ihr Miststücke?«
     
    »Wir sind mit Ihrem Programm beinahe am Ende«, sagt Saundra kurz vor Schluss unserer Therapiestunde an Tag 29 :
Loslassen.
»Sind Sie bereit, nach Hause zurückzukehren?«
    Scheiße. Ich habe befürchtet, dass ich gehen müsste, ehe meine Arbeit hier beendet ist.
    »Aber ich bin erst bei Schritt 7 .«
    »Sie müssen nicht alle Schritte gemacht haben, während Sie hier sind. Nach Ihrer Entlassung arbeiten Sie bei den Treffen der Anonymen Alkoholiker weiter daran.«
    »Ja, klar.«
    Saundra sieht aus, als würde sie hoffen, dass ich Scherze mache. »Katie, es ist sehr wichtig, dass Sie an den Treffen teilnehmen, sobald Sie zu Hause sind. Dreißig Treffen an dreißig Tagen ist das Minimum, das wir empfehlen.«
    »Ja, ich weiß. Glauben Sie denn wirklich, dass ich schon so weit bin, um nach Hause entlassen zu werden?«
    Sie nickt. »Wir haben bei der Aufdeckung der Verhaltensmuster, die Sie in die Sucht geführt haben, gute Fortschritte gemacht. Die Familiensitzung war ein echter Durchbruch, und wir haben angefangen, an einem Abstinenzplan zu arbeiten. Also, ja, ich denke, dass Sie bereit sind. Doch es ist wichtig, dass Sie sich auch bereit fühlen.«
    »Und wenn ich es tue?«
    »Dann gibt es nur noch eine Sache, die Sie tun müssen.«
    »Und das wäre?«
    »Beichten.«
     
    Ich geselle mich zu einem späten Mittagessen zu Amber und stelle meine Schüssel mit Muschelsuppe auf den Tisch. Sie isst einen Käsetoast, wobei sie winzige, gleichmäßige Bissen nimmt. Während ich sie dabei beobachte, muss ich unwillkürlich an Rory denken.
    »Wo sind die Jungs?«
    »Sie verabschieden Ted.«
    »Scheiße. Habe ich das Singen verpasst?«
    Sie lächelt. »Du kannst morgen für mich singen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe mein Programm beendet, und da ich in letzter Zeit eine geradezu mustergültige Patientin war, hat meine Therapeutin mir gesagt, dass ich morgen gehen kann, wenn ich möchte.«
    »Ach.« Ich schlucke einen Löffel voll von der cremigen Suppe hinunter. »Ich werde morgen auch entlassen.«
    »Das ist doch toll«, erwidert sie mit gebremster Begeisterung.
    »Also gehen wir morgen beide?«
    »Klingt so.«
    Ich lege meinen Löffel beiseite. »Dann erklär mir mal, warum wir uns nicht mehr darüber freuen?«
    Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln. »Weil wir dumm sind?«
    »Ich glaube, wir stehen einfach unter Schock.« Ich schüttele mich. »Keine Therapie mehr, keine Gruppensitzungen, keine Saundra. Das schreit geradezu nach einem Toast.«
    Ich erhebe mein Glas.
    Sie grinst und erhebt ebenfalls ihr Glas. »Worauf sollen wir trinken?«
    »Auf die innere Kraft.«
    »Die innere Kraft?«
    »Ja.

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