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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine McKenzie
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bleibe kurz an der Kommode stehen, um mir das Haar zu bürsten, und verlasse dann das Zimmer. Ich bin schon am Ende des Flurs, bevor mir die fatale Schwachstelle in meinem Plan auffällt.
    Ich weiß nicht, wo Henrys Zimmer ist.
    Scheiße.
    Bravo, Katie.
    Hältst du einfach mal die Klappe?
    Ich mein ja nur …
    Du meinst immer nur. Ich habe heute Abend echt genug von dir.
    Gut. Denk nach. Ich weiß, dass die Zimmer der Männer im Korridor über meinem Flur sind. Außerdem muss es zwei separate Flure mit Schlafzimmern geben, genau wie in unserem Stockwerk. Ich konzentriere mich, denke zurück an unsere Unterhaltungen und hoffe auf einen Hinweis … Klar! Hat Connor nicht erzählt, dass er Amber durch die Ritzen im Fußboden Nachrichten hat zukommen lassen, als er neulich darüber nachdachte, wieder einen
Risiko
-Abend zu machen? Das bedeutet …
    Leise öffne ich die Tür zum Treppenhaus. Das rote Ausgangsschild erzeugt ein teuflisches Glühen. Als ich die Stufen hinaufschleiche, spähe ich durch die Glasscheibe. Der Korridor scheint verlassen zu sein. Ich schlüpfe hinein und zähle die Türen, bis ich vor der Tür zu Ambers Zimmer stehe – nur eine Etage höher.
    Das muss also Connors und Henrys Zimmer sein. Was natürlich bedeutet, dass Henry
und
Connor da drin sind. Auch darüber hätte ich vielleicht vorher nachdenken sollen. Möchte ich, dass Connor weiß, dass ich Henry mitten in der Nacht besuche? Und was meine ich überhaupt mit »besuchen«? Tja, wer A sagt, muss auch B sagen.
    Ich strecke die Hand aus und drehe vorsichtig den Türknauf. »Henry?«
    Ich höre etwas, das sich wie eine Antwort anhört, und schiebe die Tür noch ein Stückchen weiter auf. Das Licht aus dem Flur fällt auf eines der Einzelbetten.
    Verdammt. Wann werde ich es endlich lernen, mitten in der Nacht nicht einfach Türen zu öffnen?
    Auf dem Bett vor mir sind zwei Männer gerade dabei, sich zu … verbrüdern. Im Licht der Flurbeleuchtung kann ich nur erkennen, dass einer von ihnen dunkles Haar hat und der andere …
    »Verschwinde hier!«, brüllt der ganz sicher schwule Regisseur.
    »Tut mir leid, tut mir leid«, stammle ich, ziehe die Tür ins Schloss und beiße auf meine Faust, um nicht laut loszuprusten. Der Regisseur und der Banker. Wer hätte das gedacht?
    Und was jetzt?
    Gute Frage.
    Ich habe zwei Möglichkeiten. Entweder gehe ich zurück in mein Zimmer und starre weiter an die Decke, oder ich hoffe darauf, Henrys Zimmer wie durch ein Wunder vielleicht doch noch zu finden, ohne entdeckt zu werden.
    Falls ich aber erwischt werde, werde ich wahrscheinlich rausgeschmissen. Was wiederum bedeutet, dass ich das alles umsonst getan habe. Dass meine Eltern verwirrt sind, dass meine Schwester sich überlegen fühlt, dass meine Freunde fälschlicherweise stolz auf mich sind – alles vollkommen grundlos. Und was am wichtigsten ist: Eine Zukunft bei
The Line
kann ich dann vergessen.
    Eigentlich weiß ich schon, wie die Entscheidung aussehen muss. Trotzdem zögere ich.
    Entscheidungen zu treffen war noch nie meine starke Seite. Nach Hause zu gehen oder noch einen Drink zu nehmen? Einem Typen meine Nummer zu geben oder ihn in meine Wohnung einzuladen? Meine Freunde und Familie zu belügen oder offen und ehrlich zu sein? Ich habe immer den Drink, die Einladung und die Lügen gewählt.
    Und heute Abend? Was zur Hölle werde ich heute tun?
    Geh einfach ins Bett.
    Das ist der erste vernünftige Satz, den du … tja, vermutlich
jemals
gesagt hast.
    Leise schleiche ich mich zurück in mein Zimmer und krieche ins Bett. Muriel liegt flach auf dem Rücken und schnarcht wie ein betrunkener Matrose. Ich drücke mein Kissen an meine Brust und warte darauf, dass der Schlaf mich übermannt.
     
    »Wohnst du eigentlich im selben Zimmer wie Connor?«, frage ich Henry am nächsten Morgen nach dem Joggen ( 18  Minuten, yeah!) in einem, wie ich hoffe, beiläufigen Tonfall. Es ist ein bewölkter, kühler Tag, der genau zu meiner müden, »Ich kann nicht glauben, dass meine Eltern in einer Stunde hier sein werden«-Stimmung passt.
    Henry wischt sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. »Nein.«
    Mist. Ich hätte ihn fragen sollen, als wir noch gelaufen sind. Dann hätte er mir vermutlich schon eine genaue Karte gezeichnet. Kann ich noch eine Frage riskieren?
    »Wo schläfst du dann?«
    »Warum bist du so neugierig?«
    Schätze, die Frage war doch zu viel.
    »Ich mache einfach nur Konversation.«
    Seine Augen funkeln vergnügt, als er mich ansieht.

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