Sternschnupperkurs
fragte mich, ob ich eine Panne gehabt hätte. Also heulte ich ein wenig und erzählte ihm vom Streit mit meiner Mutter, und er bot mir an, mich nach Hause zu bringen.«
»Cool.« Donna war beeindruckt. »Mir passiert so etwas nie.«
»Auf der Fahrt fand er heraus, dass ich auch in Bristol wohnte, nur wenige Meilen von ihm entfernt. Und er war so süß. Als ich immer weiter flennte und sagte, dass ich meine furchtbare Mutter nie wiedersehen wollte, bot er mir an, dass ich bei ihm bleiben könnte, bis ich mich wieder beruhigt hätte.«
»Doppelt cool.« Donna seufzte. »Und dann hat er dich verführt.«
Suzy lächelte trocken. »Tja, ich bilde mir gern ein, dass ich ihn verführt habe, aber was soll ich sagen – ich war achtzehn.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich liebe Jaz Dreyfuss.«
»War es nicht so?«
»Es war Wolllust.« Suzy schwieg kurz, versuchte ehrlich zu sein. »Oder noch wahrscheinlicher, ich war verliebt in die Vorstellung, endlich das Haus meiner Mutter für immer verlassen zu können.«
Donna war das schleierhaft. »Hättest du nicht einfach in ein möbliertes Zimmer ziehen können?«
»Hätte ich, aber das hätte sie auch nicht annähernd so wütend gemacht.«
Donna suchte verzweifelt nach einem Staubkorn Romantik zwischen all diesem Schutt. »Aber du hast ihn doch gemocht?«
»Ja, natürlich, ich war ganz verrückt nach ihm.« Suzy lächelte und erinnerte sich an das Gefühl in ihrer Magengrube, wie eine Voliere voller Hummeln. »Er war ganz entzückend zu mir, er sah umwerfend aus, er war reich und ein berühmter Rockstar … meine Güte, wer wäre nicht verrückt nach ihm gewesen?«
»Und er hat dich gemocht.« Donna schöpfte Hoffnung.
»O ja, er hat mich gemocht. Fast so sehr, wie er den Alkohol gemocht hat.«
»War es so schlimm? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er so war.«
»Jaz?« Suzy hielt inne. Das war noch so etwas, an das sie sich überdeutlich erinnerte. »Nun ja, er hat getrunken. Und getrunken. Und getrunken und getrunken und getrunken. Und dann hat er noch mehr getrunken. Du musst verstehen, dass ich in dieser Hinsicht damals noch sehr naiv war. Ich hatte nie zuvor einen Alkoholiker getroffen. Eine Zeit lang war mir gar nicht klar, wie schlimm es um ihn stand. Ich dachte, er läge nur deshalb so oft bewusstlos in der Gegend herum, weil er ein Rockstar war und … na ja, weil Rockstars das offenbar so machten.«
Donna blinzelte mit ihren dick mit Mascara getünchten Wimpern. »Und dann hast du ihn geheiratet.«
»Ich war 19 . Man sollte es den Leuten nicht erlauben, mit 19 zu heiraten, wenn sie sich damit einfach nur an ihrer Mutter rächen wollen«, sinnierte Suzy. »Es sollte So-tun-als-ob-Hochzeiten geben. Wie kleine Kinder Spielläden haben, mit Monopolygeld und winzigen Lebensmitteln und kleinen Plastikglöckchen, die dingdong machen.«
»Es muss doch total glamourös gewesen sein.« Donna blieb hartnäckig. »Durch die ganze Welt reisen, tolle Ferien, berühmte Leute treffen.«
Suzy bedachte sie mit einem Du-machst-wohl-Witze-Blick.
»Es hat absolut nichts Glamouröses, mit einem Alkoholiker zu leben. Es laugt einen aus. Und es macht einen wahnsinnig, weil man weiß, dass er brillant sein könnte, wenn er nur nicht trinken würde. Jaz war entzückend, wenn er nüchtern war«, meinte Suzy traurig. »Ich kann dir gar nicht sagen, wir oft wir uns deswegen gestritten haben. Eines Nachts fiel ich allen Ernstes auf die Knie und flehte ihn an, mit dem Trinken aufzuhören. Ich hatte ihm einen Platz in einer Entzugsklinik besorgt, das Taxi wartete vor der Tür, und Maeve drohte, ihn die Treppe hinunterzuwerfen und ins Auto zu stopfen …«
»Und?«
»Er weigerte sich. Wir konnten ihn nicht zwingen. Es war hoffnungslos.«
»Darum hast du ihn verlassen«, schlussfolgerte Donna.
Suzy nickte. »Eine Woche später. Ich hatte einfach genug. Was für Gefühle ich auch für Jaz hegte, ich konnte nicht länger mit ihm zusammenleben. Ach, du hättest Julia und meine Mutter hören sollen. Die beiden tönten zusammen mindestens eine Million Mal ›ich habe es dir ja gleich gesagt‹. Am schlimmsten war, dass sie automatisch annahmen, ich würde zu ihnen nach Hause gelaufen kommen. Aber eher hätte ich mir mit Nadeln in die Augen gestochen.« Suzy schauderte. »Du kannst dir vorstellen, dass es mir ziemlich elend ging. Also zog ich nebenan ein, in die Wohnung über der von Fee. Sie war toll.«
»Und Jaz hörte auf zu trinken«, sagte
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