Sternschnupperkurs
später liebten sie sich zwischen den Sanddünen, während der Chauffeur im Wagen saß und Radio 2 hörte.
Es war die glücklichste Nacht in Fees Leben. Nachdem sie sechs Monate damit verbracht hatte, eifersüchtig auf die Mädchen in Miniröcken zu sein, die sich nach jedem Konzert um Jaz scharten und allzu oft mit ihm im Lieferwagen der Band verschwanden, wusste sie nun, dass das, was sie all die Zeit versäumt hatte, genau so wunderbar war, wie sie es sich immer vorgestellt hatte.
Auch wenn der Sand ein wenig … nun ja, sandig war.
»Ich kann es nicht glauben«, flüsterte Fee hinterher. Sie lag auf dem Rücken und schaute zu den Sternen auf.
»Ich auch nicht. Wir werden die größte Rockband der Welt.« Jaz griff nach der Flasche Blackthorn, die er mitgenommen hatte. »Und alles nur dank dir.«
Das hatte Fee zwar nicht gemeint, aber es war ihr egal. Tränen des Glücks quollen in ihren Augen auf.
»Ich liebe dich.«
So, sie hatte es gesagt. Sie wusste, das hätte sie nicht tun sollen, aber wen kümmerte es?
»Vielleicht spielen wir noch vor Weihnachten im Wembley Stadion. Stell dir vor, wie wir um die Welt fliegen, unsere Songs im Radio hören … dieselben Partys besuchen wie Bono.«
Fee biss sich auf die Lippen. Sie wünschte wirklich, sie hätte es nicht gesagt. Eine kühle Brise strich um ihre nackten Beine, machte ihr Gänsehaut.
»Was ist? Du bist so still«, sagte Jaz. Er legte seine warme Hand auf ihren Schenkel. »Glaubst du nicht, dass es toll wird?«
»O doch.«
»Bist du nicht auch aufgeregt?« Er runzelte die Stirn und richtete sich auf. »Gefällt dir Bono nicht?«
»Kommt es darauf an, ob er mir gefällt oder nicht? Ich bin ja nicht diejenige, die ihm begegnen wird.« Sie drehte ihren Kopf zur Seite, damit er nicht sehen konnte, wie sie sich die Tränen aus den Augen wischte. »Aber ich freue mich für dich. Ehrlich.«
Jaz legte seine Finger unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf wieder zu sich.
»Warum weinst du denn? Glaubst du vielleicht, ich hätte das hier heute Nacht wegen einer Wette gemacht?«
»Nein. Nicht gerade wegen einer Wette. Aber vielleicht als Dankeschön«, gab Fee zu.
»Wie in Danke-schön-dass-du-uns-einen-Plattenvertrag-ermöglicht-hast?« Jaz lächelte auf sie herunter. »Ach herrje, du musst ja eine ziemlich schlechte Meinung von mir haben.«
»Falsch«, sagte Fee. »Ich habe eine sehr hohe Meinung von dir und eine sehr schlechte von mir.«
Er ertrug den Gedanken nicht, dass sie unglücklich war. Sie schuldeten ihr alles. Und sie war mehr wert als die zwanzig blonden Minirock-Tussis, die ihn jedes Mal, wenn er auf die Bühne trat, hungrig anschmachteten.
»Das musst du ändern.« Jaz strich ihr das dunkelrote Haar aus dem Gesicht. »Du bist jetzt meine Freundin. Du und ich, wir sind ein Paar. Ein Team.«
Er meinte es wirklich so. Je mehr die Leute spotteten und erklärten, das könne nicht von Dauer sein, desto fester war Jaz entschlossen, es funktionieren zu lassen. Und als die erste Single von Fireball in den Charts pfeilschnell nach oben stürmte, feierte er das mit einer Flasche Jack Daniels und einem Heiratsantrag für Fee. Fee, die schon lange nicht mehr in der Bank arbeitete, hielt sich damit beschäftigt, eine Wohnung für sie beide zu suchen. Mit dem Geld, das allmählich eintrudelte, kauften sie ein riesiges viktorianisches Stadthaus auf dem Sion Hill in Clifton, mit einer herrlichen Aussicht auf die Suspension Bridge und den Avon Gorge. Die Nachbarn, ein Oberst im Ruhestand und seine Frau, waren entsetzt, als sie herausfanden, wer da neben ihnen einzog. Sie waren noch viel entsetzter, als Jaz und Fee eine Eröffnungsparty für 500 Gäste veranstalteten und der Oberst zwei Dutzend von ihnen am nächsten Morgen knüllevoll in seinem Garten schlafend vorfand.
In den darauffolgenden drei Jahren landete Fireball weitere vier Nummer-eins-Hits, und zwei ihrer Alben schafften es in den Charts ganz nach oben. Die Partys wurden wilder, und der Alkoholkonsum von Jaz geriet außer Kontrolle. Als Fee ihn bat, doch etwas langsamer zu machen, nannte er sie eine Spielverderberin. Als sie damit drohte, ihn zu verlassen, sah er sie nur aus blutunterlaufenen Augen an und meinte kühl: »Halte mir keine Vorträge, ich bin kein Kind.«
Dem Oberst und seiner Frau reichte es. Sie boten ihr Haus zum Verkauf an, aber mittlerweile waren die Exzesse von Jaz so legendär, dass niemand das Haus kaufen wollte.
»Er verklagt dich«, sagte Fee, nachdem sie den Brief des
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