Sternschnupperkurs
sie.« Martins Gesicht fiel in sich zusammen. Suzy kniff ihn fest in den Handrücken. »Aua!«
»Nicht weinen! Nancy wird dich auf keinen Fall wiederhaben wollen, wenn man dich mit solchen Frauen in der Stadt sieht.«
Martin konnte nicht sprechen. Er ließ den Kopf hängen und schüttelte ihn bedächtig, während er darüber nachdachte, was Suzy ihm zu sagen hatte. Zu ihrer Erleichterung schien es durch den Alkoholnebel zu ihm durchzudringen.
Im nächsten Moment wäre sie beinahe nach hinten gekippt, als Martin sie in seine Arme riss. Suzy hielt sich mit aller Kraft an ihrem Gin Tonic fest und scherzte: »Gemach, gemach. Ich hätte beinahe meinen Drink verschüttet.«
Meine Güte, es war, als würde man von einem Babygrizzly umarmt, der seine eigene Kraft noch nicht einschätzen konnte.
»Du hast recht«, murmelte Martin, das Gesicht in ihrem Hals vergraben. »Du hast immer recht. Danke.«
Er roch nach Gaultier Aftershave und Whisky und klang wie ein kleiner Junge, der sich verlaufen hatte. Er tat ihr unendlich leid. Suzy tätschelte ihm die Schulter. »He, Kopf hoch. Soll ich dich nach Hause bringen?«
Martin hob den Kopf um einige Millimeter. Er sah hoffnungsvoll aus. »Zu dir nach Hause?«
»Tut mir leid, wir sind voll belegt. Kein Raum in der Herberge. Aber ich kann dich zu deiner vorübergehenden Bleibe bringen. Besser, als hier zu übernachten«, sagte Suzy.
Auf der anderen Seite des Raumes starrten sie die Gottesanbeterinnen wütend an. Suzy starrte trotzig zurück.
»Ist gut.« Dieses Mal hob Martin den Kopf richtig und lächelte. Dann küsste er sie, ein wenig sehr feucht, auf den Mund. »Du bist erstaunlich, weißt du das? Ich meine, echt jetzt. Du bist die Beste.«
Suzy musste nicht erst den Kopf drehen, um zu wissen, wer in diesem Augenblick hinter ihr stand. Eisige Wellen der Missbilligung schwappten über ihre Schultern und konnten nur von einem einzigen Mann stammen.
»Los, lass uns gehen.« Martin legte seinen Arm um ihre Taille. Er sah auf und schien Leo dunkel wiederzuerkennen, darum rief er fröhlich: »Hallo! Wie geht’s? Heute ist meine Glücksnacht! Sie bringt mich nach Hause.«
»Er hat zu viel getrunken«, sagte Suzy zu Leo. Ärgerlicherweise sah Martin überhaupt nicht betrunken aus.
Er klang auch nicht betrunken. Nicht einmal angetrunken.
»Sie will damit sagen, dass sie verrückt nach mir ist und es kaum erwarten kann, mich ins Bett zu kriegen.« Martin bedachte Leo mit einem Zwinkern von Mann zu Mann. »Ich habe ja versucht, nein zu sagen, aber sie will einfach nicht hören – Sie kennen ja die Frauen: wenn die erst mal einen Entschluss gefasst haben …« Er seufzte schicksalsergeben, während Suzy ihn mit sich zog, rief jedoch noch über seine Schulter: »Es ist ein schmutziger Job, aber jemand muss ihn ja machen …«
»Ich sollte dich umbringen«, schimpfte Suzy, als sie ihn unsanft auf den Beifahrersitz des Rolls schubste.
Martin wirkte erstaunt.
»Warum? Wer war dieser Kerl überhaupt? Ich weiß, ich habe ihn schon einmal irgendwo gesehen.«
Also ehrlich.
Hoffnungslos
.
»In meiner Wohnung? Gestern?«
»Genau!«, rief Martin. »Er wollte Lucille sprechen. Ist er ihr Freund?«
»Nein, du Schwachkopf.« Suzy legte ihm den Sicherheitsgurt an, obwohl sie keine Ahnung hatte, warum sie sich die Mühe machte. »Er ist Harrys Bruder.«
»Hallo, ich bin wieder da – ooh, Pizza«, rief Suzy. »Lecker, meine Lieblingspizza!«
Was nicht stimmte, aber sie war so hungrig, sie hätte den Teppich essen können.
»Sagtest du nicht zehn Uhr?« Harry sah zu Celeste hinüber. »Du hast gesagt, du bist Schlag zehn Uhr wieder hier.«
»Und jetzt ist es halb eins!«, sagte Celeste.
Déjà-vu. Suzy runzelte die Stirn und fragte sich, warum ihr das alles so bekannt vorkam. Ah ja, genau. Sie war wieder fünfzehn und schlich sich in den frühen Morgenstunden nach Hause, wo sie prompt von ihrer Mutter verhört wurde, weil es offenbar ganz in Ordnung war, wenn diese monatelang verschwand, aber wenn
sie
es wagte, auch nur dreißig Minuten zu spät zu kommen, war das plötzlich eine Staatsaffäre.
»Ich habe noch einen Drink in der Alpha Bar zu mir genommen. Mit Leo geplaudert.«
»Leo hat vor zwei Stunden angerufen. Er wollte dir mitteilen, dass du deinen Haarreif vergessen hast«, erwiderte Harry eisig. »Er schien überrascht, dass du noch nicht zu Hause warst.«
Warum mache ich mir überhaupt die Mühe zu lügen? Warum sage ich nicht einfach die Wahrheit?
Suzy rief
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