Sternschnupperkurs
kommt wirklich Arbeit auf mich zu. Ich glaube, er weiß nicht einmal, wie man sich eine Tasse Tee macht.«
Dann ist es verdammt nochmal an der Zeit, dass er es lernt, jaulte Rory innerlich.
»Wenn du den Zug erreichen musst, bringe ich dich gern zum Bahnhof«, bot Jaz an und fühlte sich sehr heldenhaft. Sich bis Temple Meads durch den Freitagnachmittagsverkehr zu kämpfen, würde ihn mindestens eine weitere Stunde kosten, die er nicht im Studio verbringen konnte.
Ich kann das doch tun, dachte Rory und setzte sich abrupt auf. Es war nicht viel, aber besser als nichts … im Grunde konnte er Fee doch anbieten, sie ganz bis nach Bournemouth zu fahren!
»Keine Umstände«, sagte Fee zu Jaz, »ich fahre mit dem Auto. Ich brauche mein Auto da unten sowieso.«
Rorys Schultern fielen erneut in sich zusammen.
»Tja, so viel zu unserem Entspannungswochenende.« Fee lächelte Rory entschuldigend an. »Tut mir leid, dass ich dich versetzen muss.«
»Kein Problem.« Rory zwang sich, beiläufig zu klingen. »Überhaupt kein Problem. Vielleicht ein anderes Mal.«
»Du kannst doch trotzdem fahren.« Beim Klang seiner Stimme riss Fee die Augen auf. »Das darfst du dir nicht entgehen lassen, nur weil ich nicht kann. Du wirst begeistert sein, das verspreche ich.«
Das werde ich ganz sicher nicht sein!
»Bitte sage nicht wegen mir ab«, bat Fee inständig. »Die Leute dort sind großartig. Du wirst dich mit ihnen blendend verstehen … und es wird dir unglaublich guttun …«
Wird es nicht, dachte Rory, weil ich nicht hinfahren werde.
»Na schön, vielleicht mache ich das«, sagte er, nur damit sie nicht länger so besorgt aussah. Schuldgefühle waren das Letzte, was er ihr bescheren wollte.
Aber warum sollte er auch nur im Entferntesten versucht sein, ohne sie hinzufahren? Was sollte er dort ohne Fee?
»Ich weiß, was du machst«, verkündete Celeste. Sie drehte sich um und sah Harry an, der hinter ihr in die Küche gehinkt kam.
»Ach ja?«
»O ja! Und ich weiß auch, warum du es tust.«
In ihrem Rücken stieg Dampf aus dem Kessel auf, als das Wasser zu kochen begann.
»Ich warte auf eine Tasse Tee?«, schlug Harry vor. »Weil ich durstig bin?«
»Du flirtest mit mir«, korrigierte Celeste ihn sanft. »Weil du Suzy eifersüchtig machen willst.«
Harry bewegte sich auf sie zu. Seine Krücken machten rhythmische Geräusche auf dem Fliesenboden der Küche. Er klang wie Long John Silver.
»Tatsächlich? Das denkst du also?«
Celestes Nasenflügel bebten unwillkürlich. Himmel, sein frisch gewaschenes Haar roch köstlich.
»O ja, genau das denke ich«, murmelte sie, die dünnen Ellbogen auf der Arbeitstheke hinter sich abgestützt.
»Tja, du liegst völlig falsch«, sagte Harry. »Mag sein, dass es so angefangen hat, aber jetzt ist alles anders.« Er humpelte noch einen Schritt – klonk – näher. »Und was ist mit dir? Warum flirtest du so unverschämt mit mir? Nur um es Jaz heimzuzahlen, dass er dich gerade vernachlässigt? Oder …?«
Er hielt inne, seine Mundwinkel zuckten.
»Oder was?«, hauchte Celeste. Himmel, ihr Herz brach in Galopp aus.
»Oder hast du womöglich dieselben Gefühle wie ich?«
Sie lächelte. Harry wusste ebenso gut wie sie, was in den letzten beiden Wochen geschehen war. Und das musste man ihm lassen: Er ging prima damit um, wie ein Profi.
Das Timing war punktgenau, wurde Celeste mit einem Schauer der Erregung klar. Anfangs hatten sie nur zum Spaß miteinander geflirtet, um die Zeit totzuschlagen.
Doch nach den ersten Tagen hatte sich die Versuchung eingestellt, die Dinge weiter zu treiben. Und indem sie das
nicht
getan hatten, war der Flirt nur umso köstlicher geworden.
In der Mitte der zweiten Woche war das Gefühl der Vorfreude beinahe unerträglich geworden; sie hatten die Phase der kaum noch zu kontrollierenden Sehnsucht erreicht. Jeder Blick, jedes Lächeln, jede neckische Bemerkung hatte ausgereicht, um eine weitere Welle des Begehrens auszulösen.
Und jetzt, als Celeste sich gerade gefragt hatte, ob sie es noch einen weiteren Tag – oder auch nur eine weitere Stunde – aushalten könnte, dass nichts geschah, war es endlich geschehen.
Harry hatte den ersten Schritt gewagt.
Jaaaaa!
Gott, es würde phantastisch werden, das wusste sie einfach.
»Und?«, neckte Harry, der offenbar immer noch auf eine Antwort wartete.
Ha, als ob er die Antwort nicht schon wüsste!
Celeste stieß sich von der Marmorarbeitsplatte ab und trat einen Schritt nach vorn. Sie hob den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher