Sternschnupperkurs
und fuhr mit den Lippen hauchzart über seinen linken Mundwinkel.
Harry schauderte und seufzte. Was Celeste nicht wusste – welche Ironie! –, war, dass diese ganze Auf-den-richtigen-Moment-warten-Kiste eigentlich Suzys Idee gewesen war.
Und Suzy, das musste Harry zugeben, hatte recht. Es war idiotisch, aber es funktionierte. Ihre Sechs-Wochen-Regel mochte ein wenig extrem sein – zwei Wochen waren das Äußerste, zu dem Harry sich überwinden konnte –, aber er begriff jetzt auf jeden Fall, warum sie es tat.
In seinem ganzen Leben war er noch nie so erregt gewesen.
Als Celeste ihn erneut küsste, fiel ihr Blick auf eine Ansammlung von Fotos, die als wilde Collage an das Pinnbrett neben der Küchentür geheftet worden war. Da war Suzy, als Fee bei irgendeiner feuchtfröhlichen Weihnachtsfeier. Und da war noch einmal Suzy, braun gebrannt mit dunkelblondem Haar, in einem smaragdgrünen Bikini, einen Arm um Jaz gelegt und mit dem anderen Arm – der Himmel allein wusste, warum – ein gigantisches Paar Gummistiefel schwenkend.
Suzy und Lucille, sich vor Lachen kugelnd, auf dem Sofa.
Suzy im Bett mit einem bösen Kater, die Haare in alle Richtungen abstehend und mit verquollenen Der-Morgen-danach-Augen.
Suzy, in einem glänzenden, goldenen Abendkleid, bei irgendeinem schicken Empfang von der Kamera eingefangen, wie sie gerade einem bekannten Rugbyspieler in den Hintern kniff.
Suzy, Suzy, diese verdammte Suzy, dachte Celeste. Immer musste sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Nichts durfte passieren, wenn sie nicht dabei war.
»Was denkst du?«, murmelte Harry in ihren Hals.
»Ganz ehrlich?« Celeste hielt den Atem an, als seine warme Zunge über die zarte Linie ihres Schlüsselbeins fuhr.
»Ja, ehrlich.«
»Also gut, hier stehe ich und küsse den Verlobten von Suzy Curtis.« Celeste grinste und hob spielerisch eine Augenbraue. »Findest du das nicht ziemlich cool?«
Harry runzelte die Stirn. »Ist das der einzige Grund, warum du das tust?«
»Natürlich nicht. Ich hätte immer dieselben Gefühle für dich, egal, mit wem du verlobst wärst. Aber du musst zugeben …«, Celeste stieß ihn provozierend mit der Hüfte an, »… es ist ein zusätzlicher Bonus.«
39. Kapitel
Jetzt, da Suzy wusste, dass der Verkauf von Sheldrake House definitiv über die Bühne gehen würde, musste sie sämtliche Besitztümer ihrer Mutter ausräumen. Die Verträge waren unterschrieben und würden Ende Oktober in Kraft treten.
Leo wollte den Garten von einem Landschaftsgärtner neu gestalten lassen und war deshalb darauf bedacht, das Haus zu übernehmen, bevor die Temperaturen noch weiter sanken und der Boden gefror. Er hatte Suzy bereits um Erlaubnis gebeten, der Gärtnerei am Sonntag Zutritt zu gewähren. Da es ihr einziger freier Tag in der Woche war, beschloss Suzy, dass sie ebenfalls hinfahren und anfangen würde, alles durchzugehen. Sämtliche Möbelstücke, die keiner wollte, würden auf einer Auktion versteigert. Die meisten kleineren Dinge wollte sie örtlichen Wohltätigkeitsbasaren stiften – und hoffen, dass Maeve sie nicht zurückkaufte. Dann gab es noch Tausende Bücher, Schränke voller Kleider, Dinge auf dem Speicher, in der Garage, im Keller …
Suzy fand, dass sie eigentlich etwas Hilfe gebrauchen könnte.
Oder auch viel Hilfe.
Nur dass Rory ihr nicht zur Hand gehen konnte, weil er auf seinem Entspannungswochenende war. Was er, so viel stand fest, auch dringend brauchte.
Julia klang nicht begeistert, als Suzy sie anrief.
»Warum ausgerechnet ich?«, fragte sie genervt. »Ich dachte,
du
hättest es übernommen, das Haus zu verkaufen.«
»Es sind die Sachen von Mum, da dachte ich, du würdest gern helfen wollen. Vielleicht findet sich ja etwas, das du behalten möchtest.«
»Sicher nicht«, erklärte Julia, die bereits den Inhalt des Schmuckkastens von Blanche wie ein Heuschreckenschwarm kahl gefressen hatte. »Außerdem habe ich am Sonntag schon etwas vor. Wir geben ein Mittagessen für sechzehn Personen.«
»Ist gut«, sagte Suzy, »macht nichts. Vermutlich wird Lucille mir helfen können.«
Sie hörte eine Art Zischlaut, als ob Julia die Luft durch die Zähne einsog.
»Die nicht! O nein, tut mir leid, aber das geht auf keinen Fall.«
»Blanche war auch ihre Mutter.«
»Mag sein«, schnaubte Julia, »aber Sheldrake House war niemals ihr Zuhause. Nein, nein, Suzy,
wir
sind dort aufgewachsen. Sie nicht. Der Gedanke, dass diese Lucille in
unserem
Elternhaus herumläuft und die
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