Sternschnupperkurs
laut aus. Stattdessen hielt er den Atem an und schauderte insgeheim vor Vergnügen, während Fee seinen Kopf inspizierte.
»Eine kleine Delle«, verkündete sie zu guter Letzt und richtete sich wieder auf. »Aber kein Blut.«
»Schade.« Wenn es Blut gegeben hätte, dann hätte sie es ihm abtupfen können. »Ich meine, gut«, fügte Rory hastig hinzu. »Wie geht es dir? Fühlt sich deine Mutter schon besser?«
»Sehr viel besser.«
»Du siehst gut aus.«
»Danke.« Fee errötete. »Ich wollte nur vorbeischauen, um Hallo zu sagen und zu sehen, wie es euch geht.«
Rory versuchte, sich jovial zu geben. »Prima, jetzt wo du da bist!« Am liebsten wäre er daraufhin sofort im Erdboden versunken. Nur ein völliger Schwachkopf sagte so etwas.
Rory überkam der fast überwältigende Drang »Mein Gott, tut mir leid, ich bin eigentlich kein Schwachkopf« zu sagen, aber dann wurde ihm klar, dass das die Sache nur noch schlimmer machen würde. Stattdessen sagte er: »Hier war ziemlich viel los. Wir haben endlich das Haus der Harleys verkauft – haha. Und allein in den letzten vierzehn Tagen haben wir drei Wohnungen im Royal York Crescent an den Mann gebracht!«
Oh, phantastisch. Absolut faszinierend. Rory rieb sich den Kopf und fragte sich unglücklich, ob er sich eventuell auf Gehirnerschütterung herausreden könnte.
»Du arbeitest immer noch zu viel.« Fee lächelte und bedachte ihm mit einem tststs-Blick. »Suzy hat mir erzählt, dass du doch nicht auf das Entspannungswochenende gefahren bist.«
»Ja, ich hätte fahren sollen. Vielleicht ein anderes Mal, wo du jetzt zurück bist.« Rory erlaubte sich keine allzu großen Hoffnungen. Er hatte es zweifellos vergeigt. Die Chance, dass Fee an einem Entspannungswochenende mit einem verklemmten Workaholic interessiert war, der sich jetzt auch offiziell als Weltklasseschwachkopf erwiesen hatte, bewegte sich in der Bandbreite von null bis null.
»Also, ich weiß nicht, ob du dich freimachen kannst …« Fee zog ihre Wollhandschuhe mit den Zähnen aus und wühlte in ihrer Handtasche »… aber ich habe hier eine Broschüre. Dieses Wochenende findet in Wales ein Kurs statt, der sehr gut klingt.« Sie zog ein dünnes Faltblatt heraus, schnitt eine Grimasse und meinte entschuldigend: »Vermutlich ist es zu kurzfristig.«
Völlig benommen wiederholte Rory: »Dieses Wochenende?«
»Ich weiß. Und heute ist schon Donnerstag. Na ja, es war nur so ein Gedanke.«
»Ich habe weiter nichts vor«, verkündete Rory. »Ich kann mitkommen.« Er nickte heftig mit dem Kopf. Er würde es möglich machen, und wenn es das Letzte war, was er tat.
»Bist du sicher?« Fee sah erfreut aus.
Rory, der große Entscheider, nickte neuerlich. »Ja.«
»Soll ich dort anrufen?«
»Unbedingt. Genau das brauchen wir beide, eine Pause«, erklärte Rory mit absoluter Zuversicht. »Und dieses Mal wird nichts dazwischenkommen.«
»Ist das zu glauben?« Suzy schnappte nach Luft, als sie am folgenden Nachmittag mit einer Windböe ins Büro gefegt kam. »Es ist erst Mitte November, und es schneit schon! Im Radio kommen Unwetterwarnungen – Eisstürme, Schneetreiben, das ganze Paket.«
»Der arme Jaz, die arme Lucille«, meinte Donna mitfühlend. »Stecken an irgendeinem gottverlassenen Strand auf Mauritius fest.«
»Sonne, Meer und jede Menge Sex.« Suzy seufzte. »Mein Gott, was tun mir die beiden leid!« Sie schaute auf die graue, windumtoste Straße vor dem Fenster und auf die dick eingemummten Fußgänger, die in Schräglage gegen den Wind ankämpften. »Und wenn wir das schon in Bristol haben, stell dir nur vor, wie es im wilden Wales zugehen muss. Ihr werdet euren Ausflug absagen müssen.« Suzy sah zu Rory, der fest entschlossen war, sie zu ignorieren. »Das ist dir doch klar, oder?«
Rory tippte wie wild auf die Tasten seines Computers ein. »Wir kommen schon zurecht. Viel Aufregung um nichts.«
»Rory, ihr schafft es nie bis nach Wales. Die Straßen werden unpassierbar sein. Laut der Wettervorhersage soll es noch eine ganze Woche so weitergehen.«
»Ich sage die Reise nicht ab.« Rorys Kiefer pressten sich starrsinnig zusammen. »Ich habe Fee versprochen, dass wir fahren, und dabei bleibt es. Wir fahren!«
Suzy und Donna tauschten Blicke aus.
»Vielleicht möchte Fee ja gar nicht fahren«, erklärte Suzy geduldig. »Jetzt, wo das Wetter verrückt spielt.« Ihr kam ein Gedanke. »Außerdem ist es so windig, dass die Severn Bridge womöglich für den Verkehr gesperrt wird. Dann würdet
Weitere Kostenlose Bücher