Sternschnupperkurs
ihr nicht einmal nach Wales hineinkommen.«
Das gab den Ausschlag. Rorys Taschen waren gepackt und lagen reisefertig in seinem Auto. Er griff nach dem Hörer und wählte Fees Nummer.
Lustig, dass er sie auswendig konnte.
»Hallo, ich bin’s. Das Wetter sieht nicht allzu rosig aus, darum dachte ich, dass wir uns frühzeitig auf den Weg machen sollten.« Er zwang seine Stimme zur Neutralität. »Aber wenn du lieber hierbleiben möchtest, dann sagen wir ab.«
Nach kurzem Zögern meinte Fee vorsichtig: »Willst
du
denn absagen?«
Rory tat sein Bestes, Suzy zu ignorieren. »Nein. Nein, ganz und gar nicht.«
»Schön, wenn das so ist.« Fee klang, als würde sie lächeln. »Ich bin dabei, wenn du es auch bist.«
Rory atmete erleichtert auf. »Ich hole dich in fünf Minuten ab.«
Ein weiterer eisiger Lufthauch wirbelte durch das Büro, als er die Tür öffnete und hinter sich schloss. Rory war verschwunden.
»Meine Güte, muss der Mann verzweifelt sein«, staunte Donna. »Er hat nicht einmal seinen Computer ausgeschaltet.«
»Hm.« In Suzy keimte allmählich der Verdacht, dass hier etwas Ungewöhnliches vor sich ging. »Ich frage mich, wie entspannend mein Bruder ein Wochenende finden wird, bei dem er mit seinem Auto in einer fünf Meter hohen Schneewehe mitten auf einem Berg feststeckt.«
Drei Stunden später ging die Tür auf. Suzy und Donna hatten gerade das Büro schließen wollen. Mittlerweile war es draußen nachtschwarz und fette Schneeflocken wirbelten in halsbrecherischem Tempo an den Scheiben vorbei.
»Suzy! Sieh dir diesen Schnee an, ist das nicht einfach sagenhaft?« Gabriella lachte, während sie ihre Webpelzmütze abnahm und sich die Schneeflocken aus ihrer glänzenden Lockenpracht schüttelte.
»Oh. Hallo.« Sofort fühlte sich Suzy im Vergleich zu ihr wie eine unförmige Kuh. Gabriella wirkte grazil und absolut umwerfend in ihrem hellroten Mantel. Wangen und Nase waren zart gerötet, und ihre Augen funkelten wie Diamanten. Sie sah wie jemand aus einer Ralph-Lauren-Werbung aus … mit dem zusätzlichen Plus, dass sie die neuesten Wiederbelebungsmaßnahmen kannte, falls man plötzlich einen Herzinfarkt bekam.
Verdammt, sie roch sogar köstlich.
»Das sind ja phantastische Neuigkeiten von Lucille«, rief Gabriella. »Du musst dich riesig für sie freuen, nicht wahr?«
»Das tue ich«, stimmte Suzy ihr zu. »Ich bin wirklich glücklich. Sie werden heiraten, wusstest du das?«
»Das muss ansteckend sein.« Gabriella lächelte breit und wackelte mit ihrem Verlobungsring – blink, blink –, dann zog sie zwei Briefumschläge aus ihrer glänzenden, schwarzen Hermès-Tasche. »Genau deshalb bin ich auch hier. Ich war in der Nähe, um mit den Leuten zu reden, die auf unserer Hochzeit für die Blumen sorgen, und da dachte ich, ich schaue rasch vorbei, sage Hallo und gebe dir deine Einladung. Und auch die für Lucille, wenn es dir nichts ausmacht, sie ihr weiterzuleiten, sobald sie wieder im Land ist.«
»Entzückend«, rief Suzy mit etwas zu viel Begeisterung. Sie öffnete den schweren Umschlag und zog die weiße Karte mit der Gravur heraus. »Wow! Am 24 . Dezember.«
»Ich weiß, eine Heiligabendhochzeit. Kannst du dir etwas Romantischeres vorstellen?«
Nein, nicht aus dem Stegreif, dachte Suzy. Außer natürlich, wenn
ich
Leo heiraten würde …
»Oh, ich liebe Weihnachtshochzeiten«, rief Donna. »Wie sieht dein Hochzeitskleid aus?«
»Himmlisch.« Gabriella freute sich sichtlich, danach gefragt zu werden. »Ich habe es erst gestern von der Schneiderin abgeholt.« Sie knöpfte ihren Mantel auf und fuhr den Umriss des Kleides an ihrem Körper nach. »Eine cremeweiße Korsage, tief geschnitten,
so
und
so
… dunkelgrüner Bördelrand am Dekolleté … dann ein cremeweißer Satinrock, weit geschnitten, ungefähr
so
… und ein dunkelgrüner Samtumhang anstatt eines Schleiers. Ach ja, der Umhang ist mit cremeweißem Satin gefüttert und ich trage dazu passende Schuhe.«
»Cool«, sagte Donna und nickte anerkennend. »Klingt sehr gut. Sollte mein Freund mich fragen, ob ich ihn heiraten will, werden wir eine echte Gothic-Zeremonie haben. Ich werde ein ausladendes, schwarzes Hochzeitskleid tragen. Aber ihres klingt auch toll, nicht wahr, Suzy? Hallo? Suzy?«
»Was? O … o ja, äh, toll.«
Zu ihrem Entsetzen wurde Suzy klar, dass sie sich vorgestellt hatte, wie sie selbst in dem Kleid aussehen würde, das Gabriella beschrieben hatte. Es gelang ihr nicht, das Phantasiebild auszuknipsen. Weil
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