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Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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phantastisch aus, wie ein junges Model, das zum ersten Mal über den Catwalk schritt.
    »Das ist ein Witz, oder?« Suzy sah von Lucille zu Harry und wieder zurück. »Hat Jaz das eingefädelt?« Zugegeben, das war weit hergeholt, aber vielleicht war Jaz der Ansicht gewesen, dass so ein Streich die Stimmung heben würde.
    Lucille sah jedoch so aus, als würde sie jede Sekunde in Tränen ausbrechen.
    Sie hat Wimpern wie Bambi, dachte Suzy. Ist das fair?
    Die Tür wurde aufgerissen, und Julia tauchte auf. Ihr Blick wanderte von Suzys Beinen zu Harry und Lucille.
    »Wer sind diese Leute?«
    Suzy sah nach unten. Ihr fiel wieder ein, dass ein Bein in einem Strumpf steckte und das andere nackt war. Wenn sie sich bewegte, spürte sie, wie die leeren Strumpfhalter angenehm sanft gegen ihren Schenkel flatterten.
    »Das ist Lucille. Offenbar ist sie unsere Schwester. Technisch gesehen, unsere Halbschwester. Und die ganze Zeit dachten wir, unser lieber Daddy wäre ein Heiliger gewesen. Na, Hauptsache, er hatte seinen Spaß, finde ich.« Suzy schwieg kurz, dann zeigte sie auf Harry. »Und das ist Harry. Er ist Polizist. Leider habe ich keine Ahnung, was er hier macht. Außer natürlich, er wäre ihr Bruder.« Bäh. »O mein Gott, das bist du doch wohl nicht, oder?«
    Harry sah sie seltsam an. »Lucille ist eine gute Freundin. Ich bin hier, um sie moralisch zu unterstützen. Glauben Sie mir, als wir heute Abend hierherkamen, hatte ich keine Ahnung, dass Sie hier sein würden.«
    »Daddy hätte niemals eine Affäre gehabt«, stammelte Julia indigniert. »
Niemals
. Die Frau lügt doch wie gedruckt!«
    »Dein Vater hatte auch keine Affäre«, erklärte Lucille. »Blanche war meine Mutter. Hört zu, es tut mir leid, das ist auch für mich nicht einfach.« Sie hielt den Atem an, sah mit kaum verhohlenem Begehren auf den Drink, der Julia in ihrer knochigen Hand hielt. »Ich dachte wirklich, ihr wüsstet Bescheid.«
    Suzy wurde definitiv klar, dass sie nicht träumte, als Douglas Hepworth die Stille unterbrach. Er rauschte an ihnen vorbei ins Wohnzimmer, seine Aktentasche gewichtig in der dicklichen Hand haltend, und ignorierte Julia, die wie vom Blitz getroffen aussah. Er ließ sich schwer in den Ledersessel fallen und meinte kurz angebunden zu Lucille: »Wie schön, dass Sie es einrichten konnten. Also gut, wenn alle da sind, fange ich jetzt an.«
    Es war eine Testamentsverlesung in Rammbockmanier. Douglas wollte sich nicht in die Auswirkungen verstricken lassen, wenn sich zeigte, dass die eigene Familie … nun ja … größer war, als man immer gedacht hatte, und daher bestätigte er in weniger als drei Minuten, dass Lucille Amory tatsächlich die Tochter von Blanche Curtis war und dass der Nachlass zu gleichen Teilen unter allen vier Kindern aufgeteilt werden sollte.
    Gleich darauf war er – wusch! – wie Superman entschwunden.
    »Das ist doch lächerlich. Ich glaube das einfach nicht!«, schluchzte Julia.
    »Ich auch nicht.« Lucille verschränkte die Finger im Schoß. »Also, ich habe zwar nicht gerade ein wildes Willkommen erwartet, aber …« Ihre Stimme verlor sich.
    »… du hast auch nicht erwartet, dass du uns die frohe Kunde selbst überbringen musst«, ergänzte Suzy, der Lucille leidtat. »Ehrlich, schon ziemlich heftig, diese Kunde.« Gleichzeitig war es absolut typisch für Blanche. »Äh … wenn die Frage nicht zu unhöflich ist, aber wie alt bist du eigentlich?«
    »26. Und ein paar Zerquetschte.«
    »Dann bist du auf die Welt gekommen, als ich acht war.« Rory führte Tagebuch, seit er schreiben konnte. Er dachte kurz nach. »Mutter hat damals eine ihrer Reisen unternommen. Ich weiß noch, dass sie sechs Monate weg war.«
    »So viel zu Abenteuerreisen durch den südamerikanischen Dschungel«, warf Julia erbittert ein. »Sie war überhaupt nicht am Amazonas, oder? Sie war schwanger. Ach, um Himmels willen, Rory, schenkst du mir jetzt endlich nach oder muss ich aus der Flasche trinken?«
    Suzy hatte das Gefühl, dass ihr Gehirn plötzlich zu groß für ihren Schädel war. Sie hatte eine Million Fragen. »Wo lebst du?«
    »Hier.« Lucille umklammerte hilfesuchend Harrys Hand. »Ich meine, in Bristol. Bishopston.«
    Das lag nur wenige Meilen entfernt. Mein Gott, man stelle sich vor!
    »Und du bist adoptiert worden«, sagte Suzy.
    »Nein. Mein Dad hat mich großgezogen. Mum … na ja, sie kam hin und wieder zu Besuch.«
    »Dein Vater ist schwarz?« Julia wirkte entsetzt.
    »Nein, blassgrün. Natürlich habe ich einen

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