Sternschnupperkurs
Extravagantes, das Hoffnung in ihm wecken könnte. Andererseits auch nichts allzu Knausriges, denn das wäre einfach zu schäbig. Etwas Neutrales. Beispielsweise einen netten Pulli.
Ein paar Tage später könnte sie sich dann ganz beiläufig aus seinem Leben entfernen …
Als Suzy am folgenden Montag von der Arbeit kam, sah sie eine große, vertraute Gestalt, die an einem Wagen lehnte, der vor ihrem Haus parkte.
Korrektur: die gegen einen schmutzigen, grauen Volvo lehnte.
»Schau nur!« Suzy sah über ihre Schulter zu ihrem Mitfahrer auf dem Rücksitz und machte ihn auf die Lage aufmerksam. »Schau nur, wer da ist!«
Baxter quetschte seinen riesigen Schädel durch das offene Fenster, grinste sein verrücktes Jack-Nicholson-Grinsen und ließ seine Ohren im Fahrtwind flattern. Als er sah, auf wen Suzy da zeigte, stieß er ein jodelndes Freudengeheul aus und versuchte sein Möglichstes, auch den Rest seines 70 -Kilo-Leibes durch die 20 Zentimeter breite Fensteröffnung zu quetschen.
Suzy hoffte, dass ihr Gesicht nicht allzu sehr glänzte. Sie blieb hinter dem Volvo stehen und öffnete den Wagenschlag. Vor Ungeduld wimmernd explodierte Baxter aus dem Auto und warf sich auf Leo.
Suzy stieg etwas gemächlicher aus, schob ihre Sonnenbrille ein klein wenig nach oben und lächelte Leo darunter an. Sie hatte einmal gesehen, wie Scarlett Johannsen das in einem Film machte. Enorm effizient.
Vorausgesetzt natürlich, das Gesicht glänzte nicht fettig.
»Tja, er scheint dich zu mögen«, sagte sie zu Leo.
»Seine Liebe ist berechnend. Er kann die Schokobonbons riechen.« Leo zog eine kleine rote Packung aus seiner Hemdtasche. Ekstatisch verschlang Baxter den Inhalt mit einem Bissen. »Prima, endlich habe ich ihn gefunden.« Leo erläuterte das, während er Baxters Ohren kraulte. »Das Flugzeug landete um 15 Uhr in Heathrow. Ich bin nach Bristol gefahren, zu Lucilles Wohnung, um Baxter abzuholen … und wurde von ihrem Vermieter sehr wortreich beschimpft.«
»Wie schade«, sagte Suzy, »dann lebt er also noch.«
»Danach rief ich bei Harry an«, fuhr Leo fort. »Er erzählte mir, dass Lucille jetzt bei dir wohnt.«
»Stimmt.«
»Und Baxter hast du auch bei dir aufgenommen. Wie nett von dir.« Er runzelte die Stirn. »Aber als ich klingelte, hat niemand aufgemacht. Wo ist Lucille? Und warum ist Baxter bei dir?«
Zum ersten Mal sah ihn Suzy bei Tageslicht. Wenn man berücksichtigte, dass er gerade einen Transatlantikflug hinter sich hatte und vom Flughafen kam, sah Leo unverschämt gut aus. Sein weißes Polohemd und die ausgewaschenen Levi-Jeans waren natürlich zerknittert – wie sollte es auch anders sein? –, aber das sonnengebrannte Gesicht strahlte Gesundheit aus, und seine dunkelblauen Augen, die kleine Fältchen bekamen, wenn er lächelte, leuchteten hellwach. Er hat die Augen eines Abenteurers, befand Suzy, ihnen entging nichts. Unfairerweise waren seine Wimpern viel länger und dichter als ihre, obwohl er, anders als sie, kein Mascara trug.
Er hat auch den Drei-Tage-Bart eines Abenteurers, stellte sie fest. Komisch, dass Stoppeln am Bein einer Frau so unappetitlich aussahen und so umwerfend im Gesicht eines Mannes.
»Lucille hat neue Hunde übernommen«, erzählte sie Leo. »Sie ist mit einer Bande von Salukis in die Downs, um sechs Meilen zu joggen. Ich habe angeboten, dass Baxter den Nachmittag bei mir im Büro verbringen kann. Wir sind sehr gute Freunde geworden – er liebt den Rücksitz meines Autos.«
Hoppla, provokante Bemerkung. Suzy hielt den Atem an, wartete, dass Leo sagen würde: »Wer täte das nicht?«
Als er nichts sagte, war sie nicht sicher, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte, dass er sich nicht zu Geschmacklosigkeiten hinreißen ließ.
Stattdessen sah Leo auf seine Uhr. »Ist Lucille noch lange weg?«
»Sie sollte jeden Moment zurückkommen.« Suzy winkte ihm mit den Schlüsseln zu. »Komm doch auf einen Drink herein.«
Die heiße Nachmittagssonne hatte die Wohnung in einen Hochofen verwandelt. Suzy riss die Fenster auf, und sie traten auf den gusseisernen Balkon, der den Blick auf den Garten eröffnete. Sie holte zwei Gläser, eine Karaffe Mineralwasser mit Zitronenschreiben und Eiswürfeln und zwei Bonio-Hundekuchen für Baxter.
Es war ein wenig blöd, dass Leo schon vergeben war. Sie wollte das nicht denken, aber der Gedanke schoss ihr immer wieder durch den Kopf – praktisch wie von selbst. Andererseits war es auch gut so, fand Suzy, insbesondere da Harry
Weitere Kostenlose Bücher