Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
Vom Netzwerk:
folgte ihrer älteren Schwester die Treppe hinauf. »Diese Person? Meinst du Lucille? Sie ist meine Schwester, Julia. Unsere Schwester. Warum sollte sie nicht bei mir wohnen?«
    »Du weißt rein gar nichts über sie, deshalb. Sie könnte Ärger bedeuten! Und was macht der Streifenwagen vor dem Haus? Was sollen die Nachbarn denken?«
    Harry war schon vorausgegangen, während Suzy in der Tür auf Julia gewartet hatte. Als Suzy jetzt sah, wie Julias Pfennigabsätze über die Stufen klackten – mein Gott, was hatte sie dürre Beine –, sagte sie: »Jaz und Celeste machen Urlaub. Und die Fraser-Harts sind bei der Arbeit. Lucille wird meine Wohnung nicht verwüsten und sich mit meinem Fernsehgerät aus dem Staub machen, falls dir das Sorge bereitet.«
    »Das können wir nur hoffen«, erwiderte Julia grimmig. Sie trat ins Wohnzimmer und sah kühl in die Runde.
    »Du erinnerst dich an Harry«, sagte Suzy. »Lucilles Freund. Du hast ihn kennengelernt, als …«
    »Ich weiß, wo ich ihn kennenlernte«, fauchte Julia.
    »Und das ist Leo, sein Bruder. Leo, das ist meine Schwester Julia. Ach – und das ist Baxter, Leos Hund. Er wohnte ein paar Tage bei … nein, Baxter,
aus
, runter da …«
    »Aaaah!«, schrie Julia, gegen die Wand gedrückt. Baxter, der von seiner neuen Beute verzaubert war, hatte sich aufgerichtet und seine Vorderpfoten auf ihre Schultern gestellt.
    »Er soll von meiner Bluse runter!«, jammerte Julia. »Sie hat 95  Pfund gekostet – o mein Gott, wenn er mich im Gesicht leckt, muss ich mich
erbrechen

    Leo bemühte sich sichtlich, nicht zu lachen. Er eilte zur Rettung. Als zu guter Letzt wieder Ruhe herrschte, meinte Suzy entschuldigend: »Julia macht sich nicht viel aus Hunden.«
    »Ich mache mir aus vielen Dingen nicht viel.« Julia, die nie davor zurückscheute, zu sagen, was sie dachte, strich ihren Rock glatt und starrte Harry und Leo finster an. Dann wandte sie sich an Suzy. »Begreifst du nicht, was hier vor sich geht? Zuerst taucht diese Person hier auf, dann ihr Freund« – Julia winkte abweisend in Richtung Harry –, »dann der Bruder des Freundes, ganz zu schweigen vom
Hund
des Bruders des Freundes … das ist doch absurd! Bevor du dich versiehst, wird es hier von armen Verwandten nur so wimmeln wie in einem Flüchtlingslager.«
    Angesichts dieser Tirade hob Leo eine Augenbraue. Harry griff nach der Karaffe mit dem Eiswasser und meinte: »Hat noch jemand Durst?«
    Suzy hörte ein leises Klicken und sagte mit fester Stimme: »Julia, tu das nicht …«
    »Ich bin hergekommen, um vernünftig mit dir zu reden.« Julia hielt den Arm wie ein Verkehrspolizist nach oben. »Und du wirst mir schön brav zuhören! Schlimm genug, dass diese Person plötzlich aufgetaucht ist, aber du darfst nicht zulassen, dass sie auch noch dein Leben übernimmt. Verkauf einfach nur Mums Haus, zahl sie aus und werd sie los.«
    »Julia …«
    »Sonst wird sie ihren Anteil am Büro verlangen, noch ehe du dich versiehst«, unkte Julia.
    Hinter ihr in der Tür sagte Lucille: »Zu deiner Information, ich bin am Büro nicht interessiert.«
    Julia fuhr unbußfertig herum. »Und zu
deiner
Information«, äffte sie Lucille mit eisiger Stimme nach, »ich glaube kein Wort von dem, was du sagst. Was mich betrifft, bist du nichts weiter als ein Blutegel, der es darauf abgesehen hat, uns auszusaugen – und das werde ich nicht zulassen.«
    »Raus«, sagte Suzy und bedeutete Lucille, aus dem Weg zu gehen, damit sie Julia mit Gewalt zur Tür schieben konnte. »Raus, raus,
raus

    »Das solltest du zu ihr sagen«, zischelte Julia, »nicht zu mir.«
    »Übrigens denke ich darüber nach«, verkündete Leo und sah sie mit festem Blick an.
    Bei seinem Anblick in den zerknitterten Kleidern, dem etwas anmaßenden Lächeln und den Sechzehn-Stunden-Stoppeln auf seinem Kinn schürzte Julia die Lippen. Sie verabscheute Bartstoppeln, das war so
Arbeiterklasse
. Sie verabscheute Bartstoppeln fast so sehr wie sie Männer verabscheute, denen es zu mühsam war, ihre Hemden zu bügeln.
    »Du denkst darüber nach zu gehen?«, höhnte sie. »Tja, lass dich von mir nicht aufhalten.«
    »Eigentlich«, entgegnete Leo sanft, »denke ich darüber nach, das Haus deiner Mutter zu kaufen.«
     
    »Das hat ihr den Wind aus den Segeln genommen.« Suzy sah aus dem vorderen Fenster und beobachtete, wie Julia wütend zu ihrem Wagen stapfte.
    »Sie hasst mich wirklich.« Lucille seufzte. »Vielleicht sollte ich ausziehen.«
    Suzy sah sie überrascht an.

Weitere Kostenlose Bücher