Sternschnupperkurs
Leo.
Überrascht, weil sie erwartet hatte, dass er gleich davonbrausen würde, aber auch erfreut, weil er sie dann wieder zurück ins Büro fahren konnte, sagte Suzy: »In diesem Moment bist du mein Lieblingskunde. Du kannst so ziemlich alles verlangen, was du möchtest!«
Lucille war ausgegangen. Suzy überließ es Leo, Kaffee zu machen, während sie aus ihrem ruinierten Rock schlüpfte und dafür einen meerblauen anzog. Wo sie schon im Schlafzimmer war, legte sie noch schnell neuen Lippenstift auf und sprühte etwas Gio auf Hals und Handgelenke.
Als Suzy in die Küche kam, hatte Leo bereits Kaffee gebraut und stand am Fenster mit Blick auf den Garten.
Beim Klang ihrer Schritte drehte er sich zu ihr um, und der Blick in seinen Augen ließ Suzys Herz plötzlich schneller schlagen.
Viel schneller.
»Was ist los?«
»Oh, ich glaube, du weißt, was los ist«, sagte Leo.
»Weiß ich nicht. Sag du es mir.«
»Ich soll es dir sagen?« Eine Augenbraue schoss nach oben. »Ich soll dir sagen, was ich für dich empfinde?« Seine Stimme war tief, fast hypnotisch. »Bist du sicher, dass du das hören willst?«
Suzy starrte ihn an, konnte nicht glauben, was da geschah. Aus dem Nichts schwappte eine Welle von Adrenalin durch ihren Körper. Wollte sie das wirklich hören?
»Ich glaube ja«, meinte sie unsicher.
Leo nickte. »Du spürst es doch auch, oder? Da ist etwas Magisches zwischen uns. Es bringt mich um, dich mit Harry zu sehen, wo ich dich doch am liebsten für mich hätte.«
Suzy brachte kein Wort über die Lippen. Sie konnte kaum noch stehen, so wackelig waren ihre Beine. Ihre Kniegelenke fühlten sich bleischwer an.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fuhr Leo fort.
»Äh …«
Leise sagte er: »Ich weiß, was ich gern tun würde.«
Genau so soll es sein, dachte Suzy, der das Atmen schwerfiel, als Leo, ganz langsam, auf sie zukam. Genau so ein Gefühl sollte Harry in mir auslösen. Aber das tut er nicht, das tut er nicht …
Ungefähr einen Meter vor ihr blieb Leo stehen und streckte die Arme aus. Da war wieder dieser Blick in seinen Augen, der Blick, der auf Suzy wie eine Droge wirkte.
Voller Ungeduld überbrückte sie die Kluft zwischen ihnen, schlang ihre Arme um Leos Hals, vergrub ihre Finger in den seidenen Tiefen seiner Haare und schloss ekstatisch die Augen, als sich – endlich! – ihre Lippen zum Kuss trafen.
Oh, oh, oh, was für ein fabelhafter Kuss. Völlig benommen gab sich Suzy hin. Wenn es einen Oscar für den Besten Kuss gäbe, dann würde ihn Leo Fitzallan konkurrenzlos gewinnen.
Als er sich langsam von ihr löste, drang ein leises Proteststöhnen aus Suzys Hals. Es war ein Nicht-aufhören-Stöhnen und um sicherzustellen, dass er die Botschaft auch verstand, schlang sie ihre Arme noch fester um ihn, presste sich noch näher an ihn, bewegte sich langsam …
»Oje«, sagte Leo. Trotz all ihrer Bemühungen schaffte er es, den Kontakt zu unterbrechen und einen Schritt zurückzutreten.
»Oje was?« Suzy bedachte ihn mit einem Keine-Sorge-Blick, wollte ihn aufmuntern.
»Lächeln«, sagte Leo. »Du bist in
Versteckte Kamera
.«
»Wie bitte?«
»Nicht buchstäblich«, seufzte er, als Suzy den Kopf nach allen Seiten drehte. »Aber ich habe alles herausgefunden, was ich wissen wollte.«
»Worüber?« Im nächsten Moment wurden ihre Augen groß vor Panik. »Mein Gott, willst du damit sagen …«
»Treue ist nicht gerade deine starke Seite, wie mir scheint«, spottete Leo. »Vier ganze Tage verlobt und schon bereit, Harry zu betrügen. Nachdem du mir versprochen hast, niemals etwas zu tun, was ihn verletzen könnte. Oh Suzy, ich habe zu meiner Zeit schon so manche herzlose Frau getroffen, aber du bist wirklich eine Klasse für sich. Es ist dir einfach egal, wen du verletzt, stimmt’s?«
25. Kapitel
Oh, das war fies! Es war nur ein Trick gewesen. Suzys Haut kribbelte vor Scham und Empörung. Diese hypnotisierenden Blicke von Leo hatten … hatten absolut gar nichts bedeutet. Das ganze Gerede über diese magische Sache zwischen ihnen und dass es ihn umbrachte, sie mit Harry zu sehen …
Er hat das alles nur erfunden, um mich in eine Falle zu locken!
Er konnte gar nicht toll küssen, er war nichts weiter als ein Betrüger.
Noch dazu ein hinterhältiger, verabscheuungswürdiger Betrüger.
In Augenblicken wie diesen verstand Suzy
genau
, warum Harry so verzweifelt daran gelegen war, nur ein einziges Mal seinen Bruder zu übertrumpfen. Wie schrecklich musste es gewesen sein, im Schatten
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