Sternschnupperkurs
lassen.«
Zu Suzys Verärgerung dauerte das Aufbrezeln über zwei Stunden. Erst schnitt die Friseuse ein paar gespaltene Haarspitzen ab, dann drehte sie Suzys Haare auf Lockenwickler, bevor sie mit dem Styling-Haarspray in der Hand völlig abhob. Am Schluss hatte Suzy einen kompliziert verstrubbelten Haarschopf, der beängstigend fest wirkte.
Als Nächstes kleisterte die Visagistin ihr mehr Make-up ins Gesicht, als Suzy je zuvor aufgelegt hatte. Und das wollte schon etwas heißen.
»Sie brauchen eine Maniküre«, tststste die Stylistin.
»Meine Nägel sind vollkommen in Ordnung.« Suzy hielt protestierend die Hände hoch.
»Für Sie mögen sie ja in Ordnung sein«, meinte die Stylistin mitleidig, »aber hier geht es schließlich um
Hi!.«
Als Suzy endlich fertig war, schien es im Krankenzimmer noch voller zu sein. Die Scheinwerfer waren aufgebaut, silberne Reflexionsspiegel waren in den seltsamsten Winkeln installiert, und Dr. Hubble mit ihrem glatten, dunklen Haar, frisch frisiert und die Füße in noch nie zuvor gesehene Stöckelschuhe gezwängt, war gerade eifrig damit beschäftigt, Harrys Puls zu messen.
Das Einzige, was Suzy aufzuheitern vermochte, war die Erkenntnis, dass auch Harry Make-up trug.
»Sag nichts.« Er grinste sie an. »Ich sehe aus wie ein Trottel.«
»Nicht so trottelig wie ich.« Suzy drehte sich im Kreis, führte ihm das entsetzliche, porridgefarbene, knielange Leinenkleid vor, auf dem die Stylistin bestanden hatte. Als Suzy sie angefleht hatte, ihre eigene ringelblumengelbe Bluse und den kurzen, schwarzen Rock anbehalten zu dürfen, hatte die Stylistin vergnügt erwidert: »Ich finde, das sieht ein wenig billig aus, finden Sie nicht auch?«
»Küsschen, Küsschen.« Harry hielt ihren Arm fest, während sie sich drehte.
»Kein Kuss!«, bellte die Stylistin, während die Assistentin des Fotografen sie mit dem Lichtmesser anvisierte. »Das ruiniert den Lippenstift.«
»Wessen?«, fragte Suzy. »Seinen oder meinen?«
26. Kapitel
Es fing gerade an zu regnen, als Jaz in seinen Wagen stieg. Nebenan trat Lucille aus dem Haus, das Fahrrad mit der einen Hand haltend, in der anderen einen Gitarrenkoffer.
Er sah, wie sie – ohne Hut und Mantel – genervt zum Himmel aufschaute.
Jaz hupte und winkte Lucille zu sich.
»Wohin des Weges?«
»In einen Pub. Da singe ich manchmal montagabends.« Lucille schien das peinlich.
»Tja, das habe ich mir schon gedacht.« Jaz grinste und sah auf den arg mitgenommenen Gitarrenkoffer. »Wo genau?«
Ach, was soll’s, ist ja jetzt kein Geheimnis mehr, rief sich Lucille in Erinnerung.
»Bedminster.«
»Das ist ja lustig«, log Jaz, »ich bin gerade auf dem Weg zu einem AA -Treffen in Bedminster. Komm schon, lass das Fahrrad stehen. Ich nehme dich mit.«
Der Altweibersommer hatte sich abrupt verabschiedet, und die Sonne war kalten Winden und Nieselregen gewichen. Lucille, die in ihrer dünnen Jeansjacke zitterte, sagte: »Bist du sicher, dass dein AA -Treffen in Bedminster ist?«
»Ich würde das doch nicht sagen, wenn es nicht so wäre.« Jaz zuckte mit den Schultern und schaute amüsiert. »Was sollte das für einen Sinn haben?«
Lucille zögerte immer noch.
»Ich muss ja auch wieder nach Hause kommen.«
»Wann bist du fertig?«
»Gegen elf.«
»Kein Problem. Nach unserem Treffen trinken wir immer noch einen Kaffee und unterhalten uns. Ich kann dich um elf abholen.«
Der Regen nahm an Intensität zu, tropfte von Lucilles Wimpern und hinterließ dunkle Flecken auf ihrer Jeansjacke.
»Hör mal, in dem Pub geht es ziemlich rau zu.« Sie hielt kurz inne, fragte sich, wie sie es möglichst taktvoll formulieren könnte. »Manchmal werden die Gäste ein wenig …«
»Du meinst, es wäre dir lieber, wenn ich draußen im Wagen auf dich warte.« Jaz erriet sofort, was sie ihm sagen wollte. »Würdest du jetzt bitte dein Fahrrad zurück ins Haus schieben, damit ich dich nach Bedminster fahren kannst, bevor du da draußen ertrinkst?«
Das Marshall Arms im Herzen von Bedminster war nicht gerade das, was man eine gediegene Gaststätte nennen würde. Die meisten Stammgäste hassten ihre Art der Musik, erläuterte Lucille, aber aus irgendeinem Grund war der Wirt ein Fan von ihr. Vermutlich war das seine Form, die Loyalität seiner Gäste zu testen. Spaß gegen Schmerz. Wenn sie einen Drink in seinem Pub wollten, dann mussten sie ihre Songs ertragen.
»Ich habe früher auch in Pubs gespielt.« Jaz war sehr gerührt von ihrer Fürsorge.
»Mag ja
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