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Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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unsere feste Sängerin haben.« Leo lächelte zu ihr hinunter. »Was machst du jeden Mittwoch- und Freitagabend? Wir können das vereinbaren, zwei Nächte die Woche.«
    Lucilles Magen drehte sich. Ihre erste Reaktion, erfreut aufzuspringen und ihren Dank zu murmeln, starb einen schnellen Tod. Ich will mich dem nie wieder aussetzen.
    Von nun an musste sie ihre Träume vergessen, denn die würden sich niemals verwirklichen. Stattdessen musste sie sich auf das Praktische konzentrieren.
    Auf das Vernünftige.
    Auf das Realistische.
    Auf etwas, das ihr ein regelmäßiges Einkommen sicherte.
    Lucille holte tief Luft.
    »Ein wirklich nettes Angebot, aber ich wäre mehr daran interessiert, fünf Abende die Woche als Kellnerin zu arbeiten.«
    Leo wirkte geschockt. »Warum?«
    »Ich lasse das andere hinter mir.« Lucille biss sich auf die Lippe und hoffte, dass ihr jetzt nicht die Stimme brach. »Ich geb’s einfach auf, wie einen schlechten Job.«
    Ausnahmsweise wusste Leo nicht, was er sagen sollte. Ihm war klar, wie viel Lucille das Singen bedeutete; dafür hatte sie immer gelebt.
    »Ich verstehe das nicht. Sieh dich nur an.« Er zeigte auf Lucille, die ein karamellfarbenes Seidentop und einen dazu passenden knöchellangen Rock trug, der bis zu den Schenkeln geschlitzt war. Ihre Zöpfe hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt, was ihre riesigen, braunen Augen und ihren schwanengleichen Hals betonte. »Du hast das Gesicht, den Körper, alles, was man braucht …«
    »Nur das Talent nicht«, erklärte Lucille schlicht.
    Leo hob ungläubig die Augenbrauen. »Das stimmt nicht. Deine Stimme ist umwerfend.«
    »Abertausende von Menschen haben eine großartige Singstimme. Wenn du willst, dass dich die Leute beachten, dann brauchst du einen großartigen Song.« Lucille spielte mit dem Verschluss ihrer Handtasche, klickte ihn auf und zu, auf und zu. »Ich dachte immer, dass ich eines Tages einen solchen Song schreiben würde. Jetzt weiß ich, dass dieser Tag niemals kommen wird.«
    »Woher denn bitte?«, verlangte Leo zu wissen. »Wie kannst du das wissen?«
    »Jemand hat mir seine ehrliche Meinung gesagt.«
    »Wer?«
    Lucille zuckte mit den Schultern. Klick, klick, klick, klick. »Jemand, dem ich vertraue.«
    »Doch wohl nicht Suzy!« Leo war entsetzt. »O Gott, bitte sag mir, dass es nicht Suzy war.« Sein Gesichtsausdruck war ein Bild des Schreckens.
    Lucille lachte. »Ich kann dir versichern, es war nicht Suzy. Hast du sie jemals singen gehört?«
    »Ich habe darüber reden hören.« Leo schauderte kurz. »Und einmal bin ich nur knapp entkommen, im Auto. Glücklicherweise hatte sie Riverdance eingelegt.«
    »Du hattest mehr Glück, als du glaubst«, meinte Lucille aus tiefstem Herzen. »Suzy ist einer der wenigen Menschen, die tatsächlich zu Riverdance singt und tanzt.«
    Leo merkte, dass sie ihn vom Thema ablenken wollte. »Also? Wer hat dir geraten, die Musik aufzugeben?«
    »Jemand, der weiß, wovon er redet.« Lucille nahm die Schultern zurück und zwang sich zu einem Lächeln. »Jaz Dreyfuss.«
    Leo seufzte, weil Jaz zweifelsohne wusste, wovon er redete. Dennoch, was für ein Mistkerl musste man sein, um das auch wirklich auszusprechen?
    »Schau nicht so böse«, bat Lucille. »Ich habe ihn gebeten, ehrlich zu sein. Ich will nicht die nächsten fünfzig Jahre auf etwas warten, was niemals eintreten wird.«
    »Du willst also lieber als Kellnerin arbeiten.« Leos Aufmerksamkeit wurde von Gabriella abgelenkt, die ihm quer durch den Raum heftig zuwinkte; an der Bar warteten Leute, die mit ihm reden wollten. »Hör zu, wir müssen das morgen klären«, sagte er zu Lucille. »Wenn du das wirklich willst, dann ist es in Ordnung. Wir finden einen Weg.« Mit tonloser Stimme sagte er: »Aber ich finde dennoch, Jaz Dreyfuss hätte seine Expertenmeinung für sich behalten können.«
    »Gib ihm keine Schuld«, insistierte Lucille.
    Leo fragte sich, wie sie sich wirklich fühlte, hinter der tapferen Fassade.
    »Ich gebe ihm keine Schuld«, sagte er. »Ich frage mich nur, wie er nachts schlafen kann.«
     
    Jaz konnte nicht schlafen. Um drei Uhr früh gab er den Versuch auf. Neben ihm lag Celeste, eingerollt wie ein Siebenschläfer auf ihrer Seite des übergroßen Bettes, die linke Hand umklammerte die rechte Schulter. Als Jaz die Decke zurückschlug, rührte sie sich nicht einmal.
    Vielleicht würde es ihm helfen, wenn er eine Runde schwamm.
    Jaz zog seinen Bademantel an und ging nach unten. Ja, Schwimmen würde ihm helfen. Vierzig

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