Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternschnupperkurs

Sternschnupperkurs

Titel: Sternschnupperkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
Vom Netzwerk:
vielleicht auch nicht.
    Jaz saß eineinhalb Stunden nur so da und machte sich wieder mit dem Mischpult vertraut. Er fühlte sich wie ein Veteran, der fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder in das Cockpit einer Spitfire klettert. Theoretisch konnte er das Flugzeug noch fliegen, aber er versuchte es nicht.
    Es sich nur vorzustellen genügte.
    Als die Tür zum Studio aufgestoßen wurde, bekam Jaz das gar nicht mit. Ohne etwas zu berühren, war er damit beschäftigt, den Vorgang des Aufnehmens vor seinem inneren Auge durchzuspielen.
    »Was machst du denn da?«
    Celeste hatte ihre hellblauen Augen ungläubig aufgerissen. Sie trug ihr Rugrats-T-Shirt als Nachthemd, und ihre weißblonden Babyhaare standen ihr wie bei einem Löwenzahn in alle Richtungen ab.
    »Was?« Jaz fuhr zusammen und landete in der Gegenwart. Seine Haare waren schweißgetränkt, und für den Bruchteil einer Sekunde schien er gar nicht zu wissen, wer da in der Tür stand. Dann hellte sich sein Gesichtsausdruck auf. »Ach, nichts. Woher wusstest du, wo ich bin?«
    »Das Licht war eingeschaltet.« Celeste wies auf das glühend rote Achtung-Aufnahme-Licht über der Studiotür.
    Jaz nickte. »Wie spät ist es?«
    »Sechs Uhr. Ich bin aufgewacht und du warst nicht da.« Sie streckte ihm ihre dünnen Arme entgegen und ging auf ihn zu. Ihre nackten Füße machten kein Geräusch auf dem weichen, schwammigen Boden.
    »Es geht mir gut«, versicherte Jaz, »wirklich.«
    Celeste schüttelte den Kopf. Sie hasste diesen Raum mit seinen Schaumstoffwänden. Es gab keine Fenster. Der Geruch nach Latex verursachte ihr Übelkeit. Und außerdem wollte sie nicht, dass Jaz wieder anfing, ins Aufnahmestudio zu gehen.
    »Du siehst schrecklich aus«, verkündete Celeste. »Das hier tut dir nicht gut. Sieh dich nur an, du schwitzt und du zitterst. Ich wette, du sehnst dich nach einem Drink.«
    »Möglich«, sagte Jaz. »Aber ich habe nichts getrunken.«
    »Wir sitzen beide in einem Boot, vergiss das nicht.« Celeste sah ihn traurig an. »Du bringst nicht nur dich selbst um, wenn du wieder mit dem Trinken anfängst. Wenn du einen Rückfall bekommst, bekomme ich auch einen. Und wenn das passiert, bin ich vielleicht schon in zwei Monaten tot.«
    »Ich bekomme keinen Rückfall.« Seine Fingerknöchel wurden weiß, als er sich in seinen Stuhl krallte.
    »Du willst keinen Rückfall bekommen«, flüsterte Celeste, »aber garantieren kannst du es nicht, oder?« Sie schluchzte auf und warf ihre Arme um ihn. »O bitte, tu das nicht, das ist es nicht wert! Wir könnten beide schon an Weihnachten tot sein!«
    Sie umarmte ihn mit aller Kraft, den Kopf an seiner Brust vergraben. Jaz atmete den Geruch ihres Organic-Shampoos ein und sah auf ihren fragilen, entblößten Hals.
    Celeste war so verletzlich und er schuldete ihr so viel.
    »Ist ja gut, es tut mir leid.« Er tätschelte ihre zitternden Schultern und zog sie auf die Beine. »Komm schon, lass uns wieder ins Bett gehen.«

30. Kapitel
    Freitagmorgen stand Martin vor einer emotionalen Kernschmelze. Nancy hatte nicht gelogen. Sie hatte die Schlösser austauschen lassen und sich geweigert, ihm die Tür zu öffnen, als er Mittwochabend ankam. Sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen oder seinen Unschuldsbeteuerungen zu lauschen. Sollte er weiterhin auf der Straße so ein Geschrei veranstalten, teilte ihm ein Nachbar mit, würde er Martin wegen Lärmbelästigung anzeigen.
    Das war keine gute Nachricht für Suzy im Büro, denn es bedeutete, dass
sie
ihm nun stattdessen zuhören musste.
    »Es ist nicht fair, es ist nicht
fair
«, röhrte Martin, schlug auf seinen Schreibtisch ein und zog dann eine neue Zigarette aus der Schublade, weil Suzy ihm die letzte aus der Hand genommen und ausgedrückt hatte.
    »Das sagst du nun schon die ganze Zeit. Und wenn du die jetzt anzündest«, warnte ihn Suzy, »dann drücke ich sie dir auf deinem Kopf aus.«
    »Du verstehst das nicht! Ich habe nichts falsch gemacht!«
    »Abgesehen von der Affäre, meinst du.«
    » ICH HATTE KEINE AFF ÄRE «, bellte Martin, der vor Zorn kurz vor dem Schlaganfall stand, weil ihm niemand glauben wollte. »Ich gehe mit meinen Kumpels aus, wir haben Spaß … Okay, manchmal sprechen uns Frauen an und wir spendieren ihnen einen Drink, aber mehr ist da nicht. Ich schwöre es. Ach verdammt, es ist nicht fair. Es ist verdammt nochmal
nicht fair

    Da Martin nicht rauchen durfte, ließ er nun seine Wut am Schreibtisch aus und trat mehrmals dagegen, um seine Worte zu

Weitere Kostenlose Bücher