Sternstunde der Liebe (German Edition)
vorgehabt, mit ihm über Zebs Vorschlag zu reden. Sie hatte ihn fragen wollen, was er davon hielt, wenn sie für eine Weile mit Zeb nach Kalifornien ging. Es bestand durchaus die Möglichkeit, sich ebenfalls eine Auszeit zu gönnen – ein Sabbatjahr ohne tierärztliche Praxis; zurückkehren konnte sie immer noch. Als er sich nicht bei ihr meldete, hatte sie Malachy Condon angerufen, aber nur den Anrufbeantworter erwischt: »Ich befinde mich derzeit außer Haus. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht.«
Schlicht und klar, genau wie ihr Vater. War es möglich, dass er achtzehn oder zwanzig Tage nichts von sich hören ließ, bis er Galway erreichte? Das sähe Sixtus Larkin überhaupt nicht ähnlich.
Rumers Gemütsruhe war dahin; sie war beunruhigt wegen ihres Pferdes und ihres Vaters, unfähig, Zeb zum Bleiben zu überreden, und unsicher, ob sie in der Lage wäre, ihre eigenen Zelte abzubrechen. So war sie schon als Kind gewesen: Es war ihr ein Bedürfnis zu wissen, dass jedes Lebewesen, das sie liebte, sicher und geborgen war, an seinem angestammten Platz. Im Lauf der Jahre hatte das Leben sie gelehrt loszulassen, eine bewundernswerte, aber schwer zu erlernende Fähigkeit.
Zuerst hatte sie Zeb loslassen müssen: Er war an die Columbia gegangen, auf seinem Weg in das unergründliche Blau des Himmels und des Weltraums. Sie hatte sich gezwungen, ihn noch ein Stück mehr loszulassen, als er Elizabeth heiratete und nunmehr der Mann ihrer Schwester war – statt ihr bester Freund. Sie hatte gelernt, Zee loszulassen – als sie in die Stratosphäre Hollywoods zog und Zeb und Michael mitnahm.
Im Lauf der Zeit hatte sie ihre Mutter losgelassen, hatte sie an den Himmel verloren, Tiere, die nach der Genesung wieder in die Wildnis entlassen wurden, ihren Vater, der auf dem Meer kreuzte, die Bäume auf dem Nachbargrundstück, die gefällt worden waren. Sie hatte – nach und nach – anzunehmen gelernt, was das Leben für sie bereithielt, auch wenn es nicht immer das war, was sie sich wünschte.
Aber wie sollte sie es schaffen, Zeb ein zweites Mal gehen zu lassen? Nachdem er sie gebeten hatte, ihn zu begleiten – was war, wenn sich dies als ihre letzte Chance erwies, beisammen zu sein? Die Ungewissheit, wo Blue ein neues Zuhause finden und wann ihr Vater die irische Küste erreichen würde, machte ihr Angst, aber das war nichts im Vergleich zu dem grauenhaften Gedanken, Hubbard’s Point zu verlassen, selbst wenn es darum ging, mit dem Mann zu leben, den sie liebte. Musste sie, um dem einen Traum zu folgen, den anderen wirklich aufgeben? Aber wie konnte sie von Zeb verlangen, sein Forschungslabor aufzugeben, die Krönung seines Lebenswerks?
»Du hast in der Erde gegraben«, sagte sie, in die Gegenwart zurückkehrend, als sie den Schmutz unter Zebs Fingernägeln bemerkte.
»Ich habe noch ein paar Lilien eingepflanzt. Der Eingang zum Kaninchenbau ist kaum noch sichtbar. Ich denke, wenn du soweit bist, können wir versuchen, sie freizulassen.«
Rumer spähte zum Nachbargrundstück hinüber. Sie sah Tad Franklin in der Sonne stehen und Blaupausen überprüfen. Der Anblick jagte ihr einen Schauer über den Rücken – sie wusste, was das zu bedeuten hatte: Das alte Haus würde abgerissen und an seiner Stelle eine protzige Villa errichtet werden. Die kahle Stelle zu sehen, an der noch vor kurzem der Azaleenbusch gestanden hatte, erfüllte sie mit Trauer.
»Ich frage mich, ob das Gift noch wirkt«, flüsterte sie. »Sollten die Kaninchen in ihren alten Bau zurückkehren, würden sie elend zugrunde gehen.«
»Ich habe den Eingang mit einem Gesteinsbrocken versperrt. Noch am gleichen Abend, als wir die Kaninchen herausgeholt haben.«
Sie schwankte in seinen Armen; sie hatte nichts davon gewusst. Eifrig damit beschäftigt, Krüge und Becher einzusammeln und die Kaninchen in ihrem Kopfkissenbezug ins Haus zu transportieren, hatte sie nicht bemerkt, dass Zeb zusätzliche Vorkehrungen getroffen hatte. Was war ihr sonst noch entgangen? Manchmal glaubte sie, der einzige Mensch zu sein, der sich Gedanken um sein Leben, das Kap und die Tiere machte, die sie liebte – aber das war offensichtlich nicht der Fall. Weit gefehlt.
»Wenn Blue nur herkommen und in Hubbard’s Point eine neue Bleibe finden könnte«, sagte sie.
»Wieso sollte das nicht gehen, zumindest vorübergehend? Wir könnten die Garage zum Stall umbauen.«
»Wir haben nicht genug Land. Er ist an endlose Weiden gewöhnt …«
»Er hätte den ganzen Strand. Und
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