Sternstunde der Liebe (German Edition)
es gehofft hatte.
»Er liebt dich – und nicht wie eine Schwester. Glaub mir. Ich war während des Spiels in seiner unmittelbaren Nähe – und die Ausbuchtung in seinen Shorts war nicht zu übersehen.«
»Hör auf.«
»Ist dir das nie aufgefallen?« Elizabeth begann zu nuscheln. »Wenn ihr auf dem Boot seid und er nur eine Badehose trägt? Letzte Woche, als wir alle nach Orient Point gesegelt sind und du mit einem Kopfsprung ins Wasser bist, weil du die Schneckenmuschel vom Meeresgrund haben wolltest, verwandelte sich Zeb in den reinsten Fahnenmast.«
»Vielleicht nicht meinetwegen … es waren schließlich noch andere Mädchen an Bord«, hatte Rumer verlegen geantwortet.
»Ja, Lily und Dana Underhill und ich, aber jede mit ihrem Freund. Nein, du warst diejenige, welche – du hattest diesen blauen Bikini an … vermutlich hat er zum ersten Mal deine Brüste richtig wahrgenommen. Bei deinem Kopfsprung ist das Oberteil verrutscht –«
»Das wollte ich nicht«, beteuerte Rumer hastig.
»Das solltest du öfter machen. Du hast Zebs Aufmerksamkeit geweckt, keine Frage – diese ›Panne‹ hat ihm ordentlich zu schaffen gemacht, Schwesterherz. Manchmal bin ich direkt eifersüchtig«, hatte Elizabeth gestanden und sich mit einem Schluck aus ihrem Flachmann gestärkt.
»Wieso denn? Du bist doch diejenige, bei der die Jungen immer Stielaugen machen.«
»Na und? Ich spreche von deiner Beziehung zu Zeb. So etwas habe ich nicht. Die Jungen verlieben sich vielleicht in mich, aber sie kommen und gehen.«
Vielleicht solltest du nicht gleich mit jedem schlafen , hätte Rumer am liebsten gesagt. Aber stattdessen antwortete sie: »Wenn du trinkst, ist dir alles egal, und die Jungen nutzen dich aus.«
»Niemand nutzt mich aus, damit du es weißt«, hatte Elizabeth mit lauter Stimme entgegnet und war dabei über die knorrige Wurzel einer Eiche gestolpert. Mrs. Mayhew spähte besorgt nach draußen, aber Elizabeth zog Rumer rasch außer Sichtweite. »Zurück zu unserem Schwur …«
»Die Finger vom Freund der anderen zu lassen?«, fragte Rumer.
»Ja … um zu gewährleisten, dass auch du mich nicht ausnutzt«, hatte Elizabeth lachend erklärt und den nächsten Schluck genommen. »Weil ich immer die Stärkere sein werde. Immer, immer. Vergiss das nie, kleine Schweschter …«
»Ich werde es mir merken.« Rumer hatte Elizabeth untergehakt und den Schwur geleistet.
Elizabeth war jedoch diejenige gewesen, die ihn gebrochen hatte, dachte Rumer nun. Es war so lange her, dass es ihr manchmal unwirklich vorkam. Das Versprechen, der gebrochene Schwur, die Liebe und der giftige Hass, der folgte und Rumer um ein Haar zerstört hätte. Sie dachte daran, was sie Mathilda in der Praxis gesagt hatte. »Männer sind wie Tiger. Sie ändern ihre Streifen nicht.«
Aber das stimmte nicht: Zeb hatte seine Streifen geändert. Der Mensch, dem sie am meisten auf der Welt vertraute, hatte plötzlich eine völlig unbekannte Seite seiner Persönlichkeit gezeigt. Er hatte die magische Verbindung gekappt, die zwischen ihnen bestand, hatte sie weggeworfen.
Ihr Vater arbeitete immer noch an seinem Boot; sie hörte das Raspeln des Schmirgelpapiers, das nur wenig leiser war als der Klang des Windes in den Bäumen oder der Wellen am Ufer. Sie stand reglos da, die Füße fest auf den Boden gestemmt, und sah die Straße hinunter; plötzlich entdeckte sie Zebs Wagen. Der Anblick bewirkte, dass ihr Puls zu hämmern begann, wie Trommelschläge in ihren Ohren.
Ein ganzes Jahrzehnt lang hatte sie gewusst, dass er sich Tausende von Meilen entfernt aufhielt, in Kalifornien oder im All. Nun war er schließlich doch zurückgekehrt.
Der Tiger, der seine Streifen geändert hatte.
5
Z eb Mayhew konnte nicht schlafen. Er wälzte sich in dem knarzenden alten Bett hin und her, roch den Seetang des Atlantischen Ozeans durch das geöffnete Fenster und wusste, dass sich Rumer am anderen Ende der Straße befand. Es war wie in dem vertrackten Kinderspiel: Je mehr man versuchte, etwas aus seinen Gedanken zu verbannen, desto unmöglicher wurde es. Er ermahnte sich immer wieder, Abstand zu halten, sie sich aus dem Kopf zu schlagen, aber sein Herz war entflammt.
Lektionen, auf dem harten Weg gelernt … Winnies Worte klangen in seinen Ohren nach.
Es war seine Schuld – er hatte es vermasselt. Hatte einen Pflock durch das Herz des sanften Mädchens getrieben, das er geliebt hatte. Er war nach Hause zurückgekehrt, um die Situation zu bereinigen, an den Ort,
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