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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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du dich wie Daniel in der Löwengrube fühlst. Ich käme mir vor, als hätte man mir bei lebendigem Leib die Haut abgezogen! Ich erinnere mich noch gut an die erste Begegnung mit Frank und seiner zweiten Frau – in der Windelabteilung von A&P, vor dem Pampers-Regal, ausgerechnet. Ich schwöre dir, ich dachte, wenn ich mich bloß auf der Stelle in Luft auflösen könnte!«
    »Und, konntest du?« Rumer lächelte.
    »Ich war verdammt nahe dran.« Mathilda schauderte. »Aber nicht so, dass er es gesehen hätte.«
    »Den Triumph hättest du ihm nicht gegönnt.«
    »Genau. Du wärst stolz auf mich gewesen. Ich stand hoch aufgerichtet da – hab mir selbst den Rücken gestärkt und mir innerlich gut zugeredet. Dann habe ich meinen Einkaufswagen direkt an ihnen vorbeigeschoben, meiner Nachfolgerin in die Augen geblickt und ihr allen Ernstes zugeblinzelt.«
    »Wirklich?«
    »Klar. Warum auch nicht? Ich weiß, was auf sie zukommt, auch wenn sie es noch nicht herausgefunden hat.«
    »Männer sind wie Tiger. Sie ändern ihre Streifen nicht.«
    »Verdammt richtig. Kein Wunder, dass du wegen Zebs Ankunft das reinste Nervenbündel bist. Macht keinen großen Unterschied, ob es um einen Bootsmechaniker geht, der seine Frau verprügelt, oder einen weltbekannten Astronauten. Wenn dir ein Mann das Herz gebrochen hat, war’s das.«
    »Das ist alles so lange her. Von einem gebrochenen Herzen kann keine Rede mehr sein. Die Wunden sind vor zwanzig Jahren verheilt. Ich bin Tierärztin geworden, habe meinen Traum verwirklicht und der Vergangenheit keine Träne nachgeweint. Der Mann ist für mich wie Schnee von gestern.«
    Mathilda sah sie nur an, als sei sie ein hoffnungsloser Fall.
    »Was ist?«
    »Ach, Doktor.« Mathilda tätschelte ihre Hand. »Du hast ein Problem.«

    Als sie Hubbard’s Point erreichte und die Cresthill Road entlang nach Hause fuhr, begann die Sonne unterzugehen. Rumer war wieder ruhig und gelassen. Über den Gärten lag ein fein gesponnenes Netz aus Licht und Schatten, weit verzweigt und unergründlich. Die Kaninchen hatten überall an der Straße ihren Bau verlassen, hoppelten durch sämtliche Gärten. Um diese Tageszeit fielen die Sonnenstrahlen in goldenen Bahnen durch das dichte Geäst der Bäume, die Leuchttürme auf der anderen Seite des Sunds hatten ihren Betrieb aufgenommen, und Rumer spürte die Anwesenheit von Geistern, die der Vergangenheit angehörten; sie dachte an Mathildas Worte, sie sei »das reinste Nervenbündel«, und erschauerte.
    Sie spürte ihre Mutter, aber auch Lily Grayson, Quinns Mutter, und Elizabeth Randall. Es hatte immer starke Frauen in ihrem Leben gegeben, in der Gegenwart wie in der Vergangenheit.
    Rumer blieb stehen und blickte über das Wasser zum Wickland Rock Light hinüber. Der Leuchtturm blinkte einmal und dann noch einmal in der zunehmenden Dämmerung. Elizabeth – die Urgroßmutter ihrer Großmutter – hatte sehr viel für die Liebe aufgegeben. Sie hatte ihre Tochter Charlotte – Rumers Ururgroßmutter – verlassen, war mit dem Schiffskapitän Nathaniel Thorn durchgebrannt und in einem Sturm umgekommen, als die Cambria an den Klippen von Wickland Shoal zerschellte.
    Und was Rumers Mutter betraf – sie hatte Sixtus Larkin über alle Maßen geliebt und ihn dadurch vor dem Untergang bewahrt, davon war Rumer überzeugt. Früher hatte Rumer geglaubt, die Beziehung zwischen Zeb und ihr sei ebenso unverbrüchlich.
    Als sie zum Dach des Nachbarhauses hinaufblickte, sah sie direkt vor sich, wie Zeb und sie als Kinder die Sterne betrachtet hatten. Kassiopeia, der Polarstern, der Bären hüter, der Große Bär … sie alle erzählten ihre eigene Geschichte.
    Sie hätte nie für möglich gehalten, dass sie fähig sein könnte zu hassen, aber genau das hatte sie empfunden, als Zeb Elizabeth heiratete. Für ihre Schwester und sie hatte es ein unausgesprochenes Gesetz gegeben – der anderen niemals einen Mann auszuspannen.
    Bevor Elizabeth ein Auge auf Zeb geworfen hatte, waren Männer nebensächlich gewesen, verglichen mit der Beziehung zwischen den beiden Larkin-Schwestern.
    »Wir beide halten zusammen wie Pech und Schwefel«, hatte Elizabeth gesagt und Rumer untergehakt, als sie im Garten an der Seite des Hauses standen. Das war im Juli gewesen, in dem Jahr, als die Schwestern fünfzehn und achtzehn wurden, kurz bevor Elizabeth das Elternhaus verließ und ihre erste Rolle in dem Stück Die Wildente bekam, abseits vom Broadway in einem kleinen experimentierfreudigen

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