Sternstunde der Liebe (German Edition)
späteren Schwägerin.« Edward legte den Arm um Rumers Schultern.
»Ja.« Zebs Stimme klang gepresst, aber seine Augen waren ausdruckslos.
Im Hintergrund spielte leise Musik, die plötzlich lauter wurde. Sie kündigte den Beginn der Trauung an. Zeb sah Rumer an. Als ihre Augen sich trafen, verspürte sie einen Stich in der Brust, als sei sie vom Blitzschlag getroffen worden. Edward drückte ihre Hand, hielt sie noch immer umschlungen. Zebs Blick wanderte langsam zu Edward.
Dass er Edward fixierte, war ein unverkennbares Signal, diente einem bestimmten Zweck – Rumer kannte dieses Verhalten aus dem Tierreich. Den gleichen eindringlichen Blick hatte sie zuletzt in den Augen eines Mastiff-Rüden gesehen, der durch die Gitterstäbe des Zwingers ein verwundetes Frettchen ins Visier nahm. Der Kampfhund hatte wie ein Jäger ausgesehen, der Witterung aufnahm, ein Raubtier, das seine Beute ausgemacht hatte.
Edward glättete seine Ripskrawatte, rückte das Revers seines blauen Blazers zurecht und legte seinen Arm erneut um Rumers Schultern. Sie spürte ein Kribbeln im Nacken, genau wie damals, vor einigen Jahren, als sie unweit der Takkakah Falls in British Columbia ein Feldforschungsprojekt durchgeführt hatte; sie hatte sich umgedreht und plötzlich einen Grislibären auf dem anderen Ufer des Yoho River entdeckt, der sie beobachtete.
Die Hochzeitsklänge wurden zunehmend lauter, doch da Zeb direkt hinter ihr stand und sie ansah, konnte Rumer sie kaum hören, weil ihr das Herz bis zum Hals schlug und die Musik übertönte.
Die Trauung selbst verlief reibungslos. Die beiden Mädchen, Quinn und Allie, geleiteten ihre Tante unter einem riesigen blau-weiß gestreiften Regenschirm vom Haus zum Zelt. Alle drei waren barfuß; der nasse Boden hatte ihre Schuhe bereits durchweicht.
Das cremefarbene Brautkleid, das Dana trug, schimmerte im Licht der Sturmlaternen. Winnie Hubbard flüsterte laut, die Kunstwerke der Hochzeitsplanerin May Cartier verdienten es, so schnell wie möglich im Costume Institute des Metropolitan Museum of Art mit seinen prachtvollen historischen Kostümen aufgenommen zu werden. Zeb, der neben ihr saß, nickte dumpf, bemüht zu vergessen, dass Rumer ihren Kopf an Edwards Schulter lehnte.
Schau woanders hin, Idiot, ermahnte er sich. Achte zum Beispiel auf die Trauung.
Sam und sein Brautführer – sein Bruder Joe – standen vor dem improvisierten Altar. Das Segeln hatte Sam und Dana zusammengebracht, und deshalb war das Zelt mit bunten Spinnackern, Signalflaggen, Seekarten und Kerzen geschmückt, die in Rohrverbindungsstücken aus Messing steckten. Überall waren Blumen, die Quinn und Allie in den Gärten auf dem Kap gepflückt hatten.
Rumers Arme waren von der Sonne gebräunt. Das ärmellose blaue Kleid brachte sie besonders vorteilhaft zur Geltung – ihre Schultern waren schmal, wirkten aber kraftvoll. Zeb bemerkte ihren ausgeprägten Bizeps, den schmalen silbernen Armreif, den sie am linken Handgelenk trug. Du kannst es offenbar nicht lassen, dachte er mit einem Mal und zwang sich, seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf die Trauung zu richten.
Reverend Peter Goodspeed nahm seinen Platz am Altar ein. Er war mit Clea Renwick verheiratet, Augustas mittlerer Tochter, und für Sam gehörte er praktisch schon zur Familie. Sam begrüßte seine Braut und ihre beiden Adoptivtöchter mit einem strahlenden Lächeln. Er gelobte, Quinn und Allie bis zu seinem letzten Atemzug zu lieben und zu beschützen, und als Peter danach fragte: »Wer führt diese Frau ihrem Bräutigam zu?«, antworteten die beiden Mädchen feierlich, als handele es sich um die wichtigste Frage ihres Lebens: »Wir.«
Zeb versuchte, sich zu konzentrieren. Es folgte eine Lesung aus dem Buch Muscheln in meiner Hand: »Wenn man jemanden liebt, so liebt man ihn nicht die ganze Zeit, nicht Stunde um Stunde auf die ganz gleiche Weise …« Die Sprache war ausdrucksstark; die Worte rollten wie eine Woge heran und über Zeb hinweg, der sie kaum vernahm.
Er dachte an seine eigene Hochzeit zurück, als Zee – wie auf der Bühne, als wäre die Hochzeit ihre größte Rolle – Zeilen zitiert hatte, die ein junger und brillanter Drehbuchautor für sie geschrieben hatte. Obwohl sie selbst keine Träne vergossen hatte, waren Zebs Augen feucht geworden und sein Herz hatte gehämmert, als ihm bewusst wurde, dass die Worte eigentlich mit Liebe zu tun haben sollten; in ebendiesem Augenblick hatte er erkannt, dass er die Frau, an die er sie richtete,
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