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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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biblischen Ausmaßes.« Annabelle McCray lachte schallend und mit einem Akzent, der genauso typisch für die Südstaaten war wie ihr breitkrempiger, mit Federn geschmückter schwarzer Hut. »Ich rechne jeden Augenblick damit, dass ein Heuschreckenschwarm über uns kommt.«
    »Der wunderbare, unermessliche Reichtum an Gefühlen erinnert mich an die gleichnamige Szene in Figaros Hochzeit «, sagte Winnie Hubbard mit weit ausholender Gebärde, als wollte sie die Kulisse in der Mailänder Skala heraufbeschwören. Sie trug ein ägyptisches Gewand, einen echten Burnus, und als einzigen Schmuck die Katze des Pharao – zu Ehren von Elizabeth Randall, die nicht teilnehmen konnte, und um ihrem Sohn Michael eine Freude zu machen. Als ehemaliger Opernstar hatte sie nach ihrem Rückzug von der Bühne an der Gründung einer Musikschule in Hartford mitgewirkt. Obwohl sie inzwischen nur noch Privatunterricht erteilte, hatte sie sich die königliche Haltung einer Diva bewahrt.
    »Gibt es Zeiten, in denen du das Leben einfach nur lebst?«, fragte Augusta. »Ohne Bezug auf eine Oper zu nehmen, in der du früher einmal aufgetreten bist?«
    »Kaum, Darling«, erwiderte Winnie und nippte an ihrem Champagner.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Annabelle. »Ich bin schließlich ihre Nachbarin, die sie liebt, in guten wie in schlechten Zeiten …«
    »Genau wie ich«, erklärte Hecate Frost, wie gewöhnlich ganz in Schwarz gekleidet, das schwarze Cape mit schillernder, purpurfarbener Seide gefüttert. »Winnie singt uns aus der Seele. Ihre Lieder sind Ausdruck unseres Lebens, ob es uns gefällt oder nicht. Ich habe die besten Visionen, wenn sie Arien von Puccini singt.«
    »Oh Gooooott«, sagte Annabelle. »Verschone uns mit deinen Visionen, Hecate. Lass die Kinder von mir aus in dem Glauben, dass du eine Hexe bist, aber erwarte nicht von uns …«
    »Sie ist keine Hexe, sondern ein Medium .« Winnie umarmte Hecate, die kreidebleich geworden war. »Wir beide sind hier geboren und miteinander aufgewachsen, und ich sage dir, sie hat seit ihrer Kindheit das zweite Gesicht. Du als Zugereiste kannst da nicht mitreden, Annabelle.«
    »Zweites Gesicht«, schnaubte Annabelle verächtlich.
    »Mir scheint, nur in Hubbard’s Point gilt jemand, der hier seit fünfunddreißig Jahren lebt, als zugereist«, sagte Sixtus tröstend und tätschelte Annabelle den Rücken. »Aber das bist du nun mal. Ein junger Hüpfer, noch nicht trocken hinter den Ohren. Du bist nicht mit Heckys Visionen groß geworden wie Clarissa und Winnie …«
    Hochzeiten lösten Unbehagen in Sixtus aus. Er konnte nicht umhin, an Zees Hochzeitstag zu denken, an die Kälte und Leere, die er tief in seinem Innern empfunden hatte. Als er aus der Haustür getreten war, auf dem Weg zur Kirche, hatte er an Rumer denken müssen, die weit entfernt Tiermedizin studierte und nicht bereit gewesen war, nach Hause zu kommen.
    Seine beiden Töchter, die zusammenhielten wie Pech und Schwefel, durch den Nachbarjungen entzweit. Es gab Augenblicke, da hätte Sixtus Zeb Mayhew am liebsten in Stücke gerissen – nur damit er am eigenen Leib spürte, wie das war.
    Seufzend versuchte er, sich auf die bevorstehende Hochzeit zu konzentrieren statt auf die alten Geschichten. Was war, gehörte der Vergangenheit an, ließ sich nicht mehr ändern. Elizabeth und Zeb waren geschieden; Elizabeth hatte beim Film Karriere gemacht. Rumer war Tierärztin geworden – die beste in der ganzen Stadt. Sie stand genau gegenüber, auf der anderen Seite der Menschenmenge, lachte und scherzte mit Edward McCabe. Sixtus betrachtete die beiden einen Moment, fragte sich, ob Edward glaubte, sie glücklich machen zu können.
    Rumer verstand es, ihre Gefühle meisterhaft zu kaschieren. Nach all den Jahren, in denen sie keinen Hehl aus ihrer Zuneigung zu Zeb gemacht hatte, hatte sie gelernt, ihre wahren Empfindungen tief in ihrem Innern zu verbergen. Man sah nur die Fassade: ihr strahlendes Lächeln. Wenn sie es aufsetzte, gelang es ihr wie niemandem sonst, die dunklen Wolken zu vertreiben.
    Sie trug ein ärmelloses blaues Kleid und die Leuchtturm-Brosche ihrer Mutter unweit des Kragens. Das von der Sonne gebleichte Haar hatte einen Stufenschnitt, der ihr schmeichelte; er rahmte ihr Gesicht ein, betonte ihre ausgeprägten Wangenknochen. Ihr perlendes Lachen klang prickelnd und hell schallend zu ihm herüber, über die Menge hinweg. Jeder würde meinen, dass sie sich prächtig amüsierte.
    Der Trick bestand darin, auf ihre Augen zu

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