Sternstunde der Liebe (German Edition)
abgesehen davon, hast du nicht richtig zugehört? Der Reverend hat über Stürme gesprochen, weniger über Schiffbruch. Er hat gesagt, dass Stürme im Leben gut sind – sie bieten uns die Chance, Herausforderungen mit Liebe und Leidenschaft zu bewältigen.«
»Aha. Na gut.«
»Was soll dieser gönnerhafte Ton?«
»Nur noch eine Frage! Was glaubst du von Liebe und Leidenschaft zu wissen? Das soll keine Beleidigung sein, aber die Vorstädte in Connecticut sind nicht gerade bekannt für –«
»Rede doch nicht so geschwollen daher! Hubbard’s Point lässt sich nicht mit einer x-beliebigen ›Vorstadt in Connecticut‹ vergleichen. Dieser Landstrich hier ist verzaubert. Glaubst du, das sei ein Witz? Da hast du dich aber getäuscht. Bei uns gibt es Geister, Meerjungfrauen, Einhörner …« Sie hielt inne und nickte, als sie seinen Gesichtsausdruck gewahrte. »Du hast etwas gesehen, oder?«
»Nein.«
»Doch, hast du wohl. Du bist dir nicht sicher und hast Angst, dich lächerlich zu machen, deshalb fragst du nicht, was es damit auf sich haben könnte. Aber du hattest eine Erscheinung …«
Quinn starrte ihn an, spürte ihr Herz auf seltsame Weise klopfen. Er hatte seine langen Haare gewaschen und gebürstet; sie sahen ansehnlich und weich aus. Seine Augen waren dunkelgrün – die Farbe von Winnies Bucht, die gesäumt war von Felsen und Seetang.
»Was hast du gesehen?« Die Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie es verhindern konnte.
»Einen Schatten, das ist alles. Im Garten an der Schmalseite des Hauses … irgendetwas im Nebel. Aber vielleicht war es auch nur der Nebel selbst.«
»Das ist Hubbard’s Point, Michael. Es war nicht nur der Nebel.«
Als er sich umdrehte, um sich noch ein paar Garnelen zu nehmen, fiel Quinn auf, dass sie ihn zum ersten Mal bei seinem Namen genannt hatte. Michael. Er hörte sich hart in der Mitte und sanft am Ende an. Er ließ sie an eine Steinmauer denken, die sich über Hügel, Wiesen und durch Wälder schlängelte, die Dinge eingrenzte und Dinge ausgrenzte, moosbedecktes Granitgestein, Schicht um Schicht aufeinander getürmt, fest und fließend zugleich … aus irgendeinem Grund ließ sein Name sie an eine Steinmauer denken.
Rumer und Edward lehnten sich gegen den Zeltpfosten und sahen zu, wie Winnie sich auf ihren Soloauftritt vorbereitete. Quinn und Allie hatten Blumengirlanden aufgehängt und Klangharfen aus Muscheln und Treibholz gebastelt, aus den Wassertümpeln, die nach Eintritt der Ebbe am Strand zurückblieben. Der Wind und das Geräusch der anbrandenden Wellen erfüllten das Zelt mit der Musik des Meeres.
»Du siehst aus, als hätte dich das Ganze schrecklich mitgenommen«, meinte Edward.«
»Keine Sorge. Mir geht es gut.«
»Es liegt daran, dass Zeb hier ist, oder?«
»Vergiss Zeb. Lass uns die Hochzeit einfach nur genießen.«
»Dein Vater scheint mir heute nicht besonders freundlich gesonnen zu sein.«
»Oh, er ist nur anderweitig beschäftigt; er findet es himmlisch, Hahn im Korb zu sein. Die Frauen liegen ihm zu Füßen.«
Edward nickte, gab sich mit der Antwort zufrieden. »Soll ich dir etwas zu trinken von der Bar mitbringen? Ich denke, ich werde mir nachschenken lassen.«
»Ich habe noch.« Rumer tippte an ihr Glas.
Kaum hatte er ihr den Rücken gedreht, eilte Zeb auch schon herbei, um ihr Gesellschaft zu leisten. Sie spürte, wie eine Hitzewelle in ihr aufstieg, sich über ihren Hals und auf ihrem Gesicht ausbreitete, und plötzlich fühlte sich das Glas in ihren Händen zerbrechlich an.
»Hier wären wir also.«
»Was für eine brillante Beobachtung.«
»Findest du? Für mich ist das kein Pappenstiel – hier zu sein.«
»Du meinst, weil du ein so bekannter intergalaktischer Reisender bist?«
»Nein«, erwiderte er ruhig. »Ich meine, statt im hier an sich zu sein, könnten wir uns – beispielsweise – in einem Schwarzen Loch begegnen. Weißt du, was es damit auf sich hat?«
»Nur das, was man so liest.«
»Ich bin einmal in einem gelandet.« Er blickte zum Himmel empor. »Das ist kein Spaß, nebenbei bemerkt.«
»Nein?« Sie sah zu Edward hinüber, der an der Bar stand.
»Nein. Das sind Sterne, die sich im Endstadium ihrer Entwicklung befinden, zum einen. Und wer möchte schon gerne inmitten eines Sterns gefangen sein, der seinen Geist aufgibt? Zum anderen ist die Gravitationskraft so hoch, dass sich ihr nicht einmal das Licht zu entziehen vermag. Wir reden über einen kosmischen Tornado, wenn du es genau wissen willst –
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