Sternstunde der Liebe (German Edition)
achten, dachte Sixtus. Seine Arthritis plagte ihn heute wieder, deshalb stützte er sich auf seinen Stock, gönnte den morschen Knochen eine Ruhepause und betrachtete seine Tochter. Rumers Geheimnisse spiegelten sich in ihren Augen wider. Ihr Lachen, ihr Lächeln waren nur zwei Bausteine ihrer Geschichte; der Geheimkode, der Schlüssel zu ihrer wahren Persönlichkeit, verbarg sich jedoch in ihrem Blick. Sein rätselhaftes Kind …
Die blauen Augen wirkten heute ziemlich beunruhigt, dachte Sixtus. Was überraschte, in Anbetracht dessen, dass sie von vielen langjährigen Freunden umgeben war. Ihre Spielkameraden aus Kindertagen, ihre Freunde vom Strand, ihr Verehrer, der Farmer nach Gutsherrenart, die beiden Grayson-Mädels, die sie wie Nichten liebte: Alle waren zugegen. Als Sixtus nun sah, wie Rumers Blick langsam und verstohlen über Edwards linke Schulter schweifte, gelang es Sixtus mit einem Mal, ihr Geheimnis zu entschlüsseln.
Sie sah Zeb an.
Er stand alleine da, nippte an seinem Drink. Was machte er ganz allein in der Ecke, obwohl viele Leute da waren, die er seit Jahren nicht gesehen hatte?
Meine Güte, dachte Sixtus: Er erwidert Rumers Blick.
Rumer runzelte die Stirn und wandte ihre Aufmerksamkeit abermals Edward zu. Zeb ließ sich nicht beirren. Seine Augen ruhten unverwandt auf Rumer.
»Herrjemine!«, stöhnte Sixtus laut, dann humpelte er an die Bar, um sich noch ein Glas Jameson-Whisky einschenken zu lassen. Seine knotige Hand umspannte das Glas, während sein Blick die Gärten hinabglitt, zu seinem Boot auf dem Lagerblock hinter der Garage.
Der Anblick der Segelyacht beruhigte sein hämmerndes Herz. Sie war sein Rettungsanker, seine Hoffnung und derzeit sein Schutzengel. Auf der Clarissa fühlte sich Sixtus frei von Schmerzen und bewegte sich so behände wie ein junger Mann. Rumer musste sich keine Sorgen um ihn machen, wenn er sich auf dem Wasser befand, auf und davon segelte. Dann würde sie endlich die Möglichkeit haben, ihr eigenes Leben zu führen, ihre Aufmerksamkeit auf den eigenen Weg zu richten statt ihren arthritischen alten Vater zu pflegen.
Und Gott wusste, dass ihr Leben und der von ihr eingeschlagene Weg der Aufmerksamkeit bedurften.
»Noch einen, bitte«, sagte Sixtus zu dem jungen Mann hinter der Bar und schob ihm das Glas hinüber.
8
H allo.«
Überrascht drehte Rumer sich um. Zeb stand hinter ihr, hochaufragend und wachsam, lächelte beinahe streitlustig auf Edward und sie herab. Er trug einen blauen Blazer und Krawatte – dass er sich hier am Strand dermaßen in Schale geworfen hatte, versetzte ihr einen Schock, trotz all der Jahre, die vergangen waren.
»Hallo.« Rumers Rücken versteifte sich. Eine angespannte Stille lag plötzlich in der Luft.
»Willst du uns nicht miteinander bekannt machen?«, fragte Zeb.
Edward mit seinen stets mustergültigen Manieren streckte ihm die Hand entgegen, die Zeb ergriff. »Ich bin Edward McCabe.«
»Zebulon Mayhew.«
»Ah ja …«
Rumer errötete, warf Edward einen flüchtigen Blick zu. Hatte sie richtig gehört? Offenbar ja, wie sie aus dem zufriedenen Ausdruck in Zebs Augen schließen konnte, dem der viel sagende Unterton nicht entgangen war. Nun würde er wissen, dass sie über ihn gesprochen hatte.
»Was hat Rumer über mich gesagt?« Zeb lächelte grimmig.
Rumer platzte beinahe vor Wut – dieser eingebildete Affe!
»Was glaubst du denn, Mayhew?«, rief sie aufgebracht. »Dass ich nichts Besseres zu tun habe, als den ganzen Tag herumzusitzen und Geschichten von deinen Abenteuern im Weltraum zu erzählen? Oder aus unserer Kindheit? Das ist ziemlich lange her, wie mir scheint.«
»Für mich nicht«, grinste Zeb. »Seit ich in Hubbard’s Point bin, kommt es mir vor, als sei es erst gestern gewesen. Du und ich auf dem Dach, wie wir Sternschnuppen zählen … das war der Auslöser, der mich zum Raumfahrtprogramm getrieben hat. Wissen Sie, Edward«, lächelnd neigte er den Kopf, »der Name war doch Edward, oder? Nicht Ed …«
»Edward.«
»Tut mir Leid, Edward .« Zeb lächelte, sein Bedauern schien aufrichtig zu sein. Trotzdem hatte Rumer ihre Antennen weit ausgefahren, und ihr Herz schlug schneller.
»Diese inspirierende Erfahrung in jungen Jahren, wenn ich mich mit Rumer auf dem Dach aufhielt, brachte mich zu der Erkenntnis, dass es keine berufliche Laufbahn gab, die mich auf der Erde halten konnte. Ich wollte in den Orbit, so schnell wie möglich. Ehrlich gestanden, das habe ich Rumer zu verdanken.«
»Ihrer
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