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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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als echter Junge vom Kap«, sagte Rumer hastig und trank einen Schluck Kaffee, während sie zwei weiße Long-Island-Fähren beobachtete, deren Wege sich weit draußen im Sund kreuzten.
    »Wir haben den ganzen Sommer, um das herauszufinden. So lange bleiben sie nämlich.«
    Rumer trank abermals einen Schluck. Das Koffein putschte sie auf, und ihr Puls begann wieder zu rasen. Ein ganzer Sommer, den sie damit verbringen würde, Zeb aus dem Weg zu gehen. Automatisch kam ihr Edward in den Sinn, doch statt der üblichen Gemütsruhe, die sich immer dann einstellte, wenn sie an ihn dachte, dort oben in den dunstverhangenen Hügeln von Black Hall, empfand sie nun einen Anflug von Scham wegen ihres Verhaltens.
    »Ich muss immer daran denken, wie kurz der Sommer ist – nur hundert Tage – und wie viel in der Zeit erledigt werden muss«, sagte ihr Vater.
    »Wir reden über den Sommer, Dad«, lachte Rumer. »Ich dachte immer, den sollte man sich als Auszeit gönnen!«
    »Wir werden sehen …«
    Die Sonne war über der Bucht im Osten aufgegangen, schien heiß durch das Geäst der weißen Mastbaumkiefern und Eichen. Sixtus stellte seinen Kaffeebecher ab und griff zum Pinsel. In der grellen Sonne blinzelnd, sah Rumer auf ihre Uhr und danach zum Haus hinüber. Der Kaminkehrer hatte seine Besen und Bürsten auf dem Dach ausgebreitet; sie sahen aus wie Krähen, die mit gesträubtem Gefieder auf der Stange hockten.
    »Dein Veterinärkurs ist fast vorüber – im Endspurt, sozusagen. Die letzten Schultage vor den Ferien waren mir immer die liebsten. Beim Stapellauf einer neuen Gruppe von Schülern der Abschlussklasse mitzuwirken … Hat Edward schon entschieden, wer das Stipendium erhalten soll, das seine Mutter ausgesetzt hat?«
    »Dorothy Jackson.«
    »Sie muss Kühe lieben«, schmunzelte er.
    »Was soll denn das nun wieder heißen, Dad?«
    »Nichts, rein gar nichts, Schatz. Kühe sind hübsche Tiere und Hühner sind Vögel der höchsten Entwicklungsstufe. Aber im Lauf der Jahre hat sich Edward als ziemlich eingleisig erwiesen, oder? Er wählt nur Kandidaten mit einem Hang zu Rindviechern aus – sie sollten auf einer Farm aufgewachsen sein, den Wunsch verspüren, Farmer zu werden, oder diesen Weg bereits eingeschlagen haben …«
    »Seine Mutter wollte das landwirtschaftliche Erbe bewahren, das in Black Hall Tradition hat. Immer mehr dieser wunderschönen Farmen verschwinden von der Bildfläche … das Land wird in winzige Parzellen unterteilt und verkauft. Sie gehören zur Landschaft – sogar die Impressionisten von Black Hall haben dort früher gemalt. Sie sind ein Teil von uns …«
    »Das bestreite ich ja nicht. Nicht im Geringsten. Nur dass … die Landwirtschaft Edwards große Leidenschaft ist, nicht deine. Vielleicht wäre es für ihn an der Zeit, mit dem Stipendium seiner Mutter etwas zu finanzieren, was auf seinem eigenen Mist gewachsen ist.«
    »Du magst ihn nicht, oder?«
    »Wenn du ihn lieben würdest, wäre das anders. Aber ich finde, du solltest in Zukunft deinen eigenen Weg gehen. Und glücklich sein.«
    Rumer sah ihn betroffen und gekränkt an. Glücklich sein … das war immer ihr Wunsch gewesen, genauso wie der Wunsch, geliebt zu werden. »Ich kann mir nicht vorstellen, woher du wissen willst, was gut für mich ist.«
    »Wie sollte ich auch, schließlich bin ich bloß dein Vater. Auch wenn ich dich besser als jeder andere Mensch auf der Welt kenne.«
    Rumer stand reglos da, verunsichert. In diesem Augenblick hörte sie, wie sich ein Wagen näherte. Cresthill Road war eine Sackgasse und still um diese Tageszeit. Die meisten Anwohner fuhren mit dem Rad oder gingen zu Fuß zum Postamt, um ihre Post und die Tageszeitung zu holen. Als sie die Köpfe drehten, sahen Rumer und ihr Vater, wie ein großer Jaguar in Sichtweite kam. Er hielt am Fuß des Hügels vor dem ehemaligen Mayhew-Anwesen, und die beiden Insassen stiegen aus.
    »Die neuen Besitzer?«
    Ihr Vater nickte wortlos.
    Sie sahen zu, wie das Paar – schätzungsweise Anfang vierzig, beide sonnengebräunt und blond – ausstieg und die zerbröckelnden Steinstufen hinaufstieg.
    »Dann werden wir sie mal begrüßen.« Sixtus legte die Utensilien beiseite, die er für den Anstrich gebraucht hatte, wischte sich die Hände an den Kakihosen ab und ging voran. Sie durchquerten ihren Garten, gingen unter dem mit Dornengestrüpp überwachsenen Torbogen hindurch und an dem steinernen Engel vorbei in den früheren Garten der Mayhews. Zwei Kaninchen, zu dem

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