Sternstunde der Liebe (German Edition)
seid nicht gekommen – zu ihrem Begräbnis auch nicht. Und auch nicht zu Halseys Hochzeit oder Pauls oder Marnies. Also, was führt dich ausgerechnet jetzt hierher?«
»Ich brauche Urlaub, Sixtus. Jeder muss mal ausspannen.«
»Zu dumm, dass du das nicht konntest, solange du mit Elizabeth verheiratet warst.«
»Glaubst du, das hätte unsere Ehe gerettet? Wenn ich mehr Urlaub genommen hätte?«
»Vielleicht hätte es geholfen. Geschadet hätte es mit Sicherheit nicht. Jedes Mal, wenn ich mit ihr telefonierte, klang es so, als wärst du lieber unterwegs zu den Sternen als zu Hause bei Michael und ihr.«
»Es fiel mir jedes Mal schwer, mich von Michael zu trennen. Aber ich war als Astronaut mit bestimmten wissenschaftlichen Aufgaben betraut und konnte mich nicht weigern, an den Missionen teilzunehmen. Das war schließlich mein Beruf.«
Hatte Sixtus bemerkt, dass er Elizabeth ausgelassen hatte? Wenn ja, ging er nicht weiter darauf ein.
»Diese Einsätze waren eine Grundvoraussetzung bei meiner Tätigkeit, Sixtus. Man ruft nicht einfach von der Raumstation an und sagt, dass man keine Lust mehr hat und abgelöst werden will.«
»Was hattest du überhaupt dort oben zu suchen? Du warst nicht als Astronaut von der NASA eingestellt worden – sondern als Wissenschaftler, als Spezialist für die Auswertung von Satellitenfotos. Zumindest hast du das Elizabeth erzählt.«
»Die Umstände ändern sich. Menschen ändern sich, Sixtus.« Zeb hielt sich zurück, wollte ihm nicht auf die Nase binden, dass er zum Teil auch deshalb an den Raumflügen teilgenommen hatte, um von seiner Tochter wegzukommen. »Denkst du, ich hätte Nein sagen können, als sie mir die Chance boten mitzufliegen?«
»Vielleicht wäre es besser gewesen.«
»In unserer Ehe kriselte es bereits –«
Sixtus antwortete nicht, presste die Lippen zusammen. Zeb wusste, dass dieses Thema für den alten Mann heikel war, und bedauerte, es überhaupt angeschnitten zu haben. Zumindest hatte er sich bremsen können, bevor ihm »von Anfang an« herausgerutscht war. Das hatte ohnehin jeder bemerkt.
»Du weißt, dass ich schon als kleiner Junge Astronaut werden wollte«, fuhr Zeb fort, bemüht, Frieden zu schließen. »Es kann dir nicht entgangen sein – deine Töchter haben mich ständig damit aufgezogen.«
»Stimmt. Sterngucker haben sie dich genannt.«
»Rumer jedenfalls. Willst du wirklich etwas über meinen beruflichen Werdegang hören, Sixtus? Ich möchte dich nicht langweilen, aber vielleicht hilft es uns dabei, die Vorstellung auszuräumen, ich hätte Elizabeth im Stich gelassen.«
»Das langweilt mich nicht. Rede weiter, Zeb«, brummte Sixtus.
Zeb schloss die Augen und dachte an die Anfänge, die viele Jahre zurücklagen. Er erinnerte sich, wie Guy Chamberlain, sein Guru bei der NASA und einer der ersten Astronauten, die Amerikas Visionen auf die Erforschung der Himmelskörper lenkten, sein Leben verändert hatte. »Ich bewarb mich bei der Luft- und Raumfahrtbehörde und wurde genommen. Ich fand, damit hatte sich ein großer Teil meines Traums bereits erfüllt – deshalb verzichtete ich darauf, als Astronaut nach den Sternen zu greifen, und entschied mich für die Praxis.«
»Die Satellitenfotografie.«
»Richtig. Doch eines Tages sagte Guy – dieser altgediente Astronaut – zu mir: ›Zeb, jeder, der einen Grund sucht, an einem Raumflug teilzunehmen, kann einen finden. Dafür ist eine Orbitalstation da: für Missionen.‹ Ökologen, Ozeanographen, sogar Ökonomen begeben sich zu Forschungszwecken ins All.«
»Wirtschaftswissenschaftler?«, schnaubte Sixtus ungläubig.
»Natürlich. Sie studieren beispielsweise die landwirtschaftlichen Nutzflächen im Westen der USA – wo Getreide angebaut wird –, um Prognosen für die Getreidebörsen in Chicago und die Termingeschäfte zu erstellen.«
»Das könnten sie genauso gut mit festem Boden unter den Füßen.«
»Möglich, aber sie wollen sich ein Bild aus erster Hand machen. Genau wie ich.« Zeb merkte, dass er sich zunehmend verteidigte.
Er hatte zu den acht Gruppen gehört, bestehend aus Piloten und Missionsspezialisten, mit denen die NASA seit 1979 ihren Personalbestand aufstockte – seine fünfzehnköpfige Klasse war seit 1987 dabei. Mit einer Sehschärfe von mehr als 20/20, einem Blutdruck von 140/90 und einer Größe von knapp einem Meter achtzig brachte er als Bewerber optimale Voraussetzungen mit.
Er hatte gemeinsam mit anderen Zivilisten und Anwärtern aus dem
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