Sternstunden des Universums
vorbeiziehender Stern, der die Bahnen der Kometen in der Oortschen Wolke stört und einige von ihnen in das Innere des Sonnensystems katapultiert. Die kurzperiodischen Kometen werden dagegen durch die Gravitationskraft der Planeten aus ihren Bahnen im Kuiper-Gürtel gedrängt.
Gegenwärtig kennt man rund 1000 Kometen. Insgesamt dürfte es jedoch einige Milliarden geben. Hin und wieder verdanken wir ihnen ein ganz besonderes Schauspiel. Vielleicht erinnern sich einige Leser noch an den Kometen Shoemaker-Levy 9. 1992 lief er so nahe am Planeten Jupiter vorbei, dass er durch dessen Gravitationskraft in 21 Teile zerrissen wurde. Im Juli 1994 stürzten die Bruchstücke dann einer nach dem anderen in die der Erde abgewandte Jupiteratmosphäre. Wenige Minuten nach dem Einschlag hatte sich Jupiter so weit gedreht, dass die Einschlagstellen nun auch von der Erde aus gut zu beobachten waren. Nicht ganz so spektakulär sind die regelmäßig auftretenden Meteorschauer. Auch dafür sind hauptsächlich Kometen verantwortlich. Auf ihrem Weg um die Sonne verlieren sie fortwährend sandkorn- bis kieselgroße Brocken, die sich entlang ihrer Bahnen ansammeln. Kreuzt die Erde auf ihrem Weg diese Spuren, so erhitzen sich die Teilchen durch die Reibung an den Luftmolekülen und verglühen. Auf ihrem Weg durch die Erdatmosphäre zeichnen sie dabei kurzfristig hell leuchtende Striche an den Nachthimmel. Diese auch »Sternschnuppenregen« genannten Erscheinungen wiederholen sich periodisch jedes Jahr.
Etwas verwirrend sind die Begriffe, die mit diesem »Kometenstaub« verbunden sind. Solange die millimeter- bis zentimetergroßen Teilchen noch um die Sonne kreisen beziehungsweise sich zwischen den Planeten aufhalten, bezeichnet man sie als Meteoroide. Die Lichterscheinung, die sie beim Verglühen in der Erdatmosphäre hervorrufen, nennt man Meteor oder auch Sternschnuppe. Und wenn ein Meteoroid beim Durchtritt durch die Erdatmosphäre nicht gänzlich verdampft, so ist das, was davon übrig bleibt und auf der Erdoberfläche ankommt, ein Meteorit.
Sucht man in der Literatur nach Angaben über die Anzahl der Kleinkörper, die auf die Erde fallen, so gehen die Zahlen weit auseinander. Da ist die Rede von 11000 meist kleinen Meteoriten jährlich und einem täglichen Massenzuwachs der Erde von etwa 6000 Tonnen durch meteoritischen Staub. An anderer Stelle heißt es, dass pro Tag Meteoriten mit einer Gesamtmasse von rund 40 Tonnen in die Erdatmosphäre eindringen und etwa 20000 Meteorite mit einer Masse von etwa 100 Gramm pro Jahr die Erdoberfläche erreichen. Nach einer dritten Quelle soll die Erde pro Jahr 40000 Tonnen an Masse durch Meteoriten zulegen, was rund einem Kilogramm Meteoritenmasse pro 10000 Quadratkilometer Erdoberfläche entspricht. Und schließlich ist sogar die Rede von einigen Millionen Tonnen, die die Erde pro Jahr durch Meteoriten an Masse gewinnt.
Welche Angabe der Wirklichkeit am nächsten kommt, sei dahingestellt. Sicher ist jedoch, dass unter den zig Tonnen an Kleinmeteoriten gelegentlich auch Brocken auf die Erde donnern, die es in sich haben. Generell gilt: Mit wachsender Größe und Masse der Objekte nimmt die Häufigkeit der Einschläge auf der Erde schnell ab. Verwunderlich ist das nicht, man muss sich nur vergegenwärtigen, dass zwar eine Unmenge kleiner und kleinster Asteroiden und Kometen, aber nur sehr wenige wirklich große im Sonnensystem herumgeistern. Eines der letzten spektakulären Ereignisse war der »Einschlag« eines Meteoriten am 30. Juni 1908 nahe des Flusses Steinige Tunguska in Sibirien, wobei rund 2000 Quadratkilometer Wald sprichwörtlich »flachgelegt« wurden. Genau genommen war es gar kein Einschlag, denn einen dazugehörigen Krater hat man bis heute nicht gefunden. Die Wissenschaft ist sich noch immer nicht im Klaren, was da genau passiert ist. Die wahrscheinlichste der vielen Theorien, die sich um das Ereignis ranken, besagt, dass ein etwa 30 bis 70 Meter großer Steinmeteorit in etwa 5 bis 15 Kilometer Höhe explodiert ist und die Druckwelle die Bäume wie Streichhölzer geknickt hat. Die Explosion soll die Wucht von 15 Millionen Tonnen TNT-Sprengstoff (Tri-Nitro-Toluol) gehabt haben, so viel wie eine mittlere Wasserstoffbombe (Abb. 12).
Abb. 12: Je nach Größe, Material und Geschwindigkeit des Einschlagkörpers sind die beim Einschlag freigesetzte Energie (angegeben in Tonnen des Sprengstoffs TNT) und die Verwüstung auf der Erde unterschiedlich groß.
Im statistischen Mittel ist etwa
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