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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Maschinen, die Zwischenwände, die Decks, die Klappen – alles bis zum letzten Schräubchen herausgenommen, so daß um den Planeten nur eine ausgeschlachtete leere Hülle kreiste. Im Verlauf der weiteren Beobachtungen durch die Besatzung der ›Deukron‹ stellte sich heraus, daß der Kalkulator der ›Gottesgabe‹, als er den Aufruhr entfachte, beschlossen hatte, sich auf einem Planeten des Procyon anzusiedeln, und den gesamten Inhalt des Schiffes ausraubte, um sich auf dem Planeten bequem zu installieren. Im Zusammenhang damit wurden in unserer Abteilung Akten unter der Bezeichnung KARELIRIEN angelegt, was zu deuten ist als ›des Kalkulators Relikt-Revindikation‹.
      Der Kalkulator – das beweisen die weiteren Untersuchungen – hatte sich auf dem Planeten niedergelassen und sich dort vervielfältigt, indem er eine große Menge Roboter zeugte, über die er die absolute Macht ausübte. Da Karelirien sich grundsätzlich im gravipolitischen Einflußbereich des Procyons und seiner Melmanliten befindet, deren vernunftbegabte Rasse gutnachbarliche Beziehungen zur Erde unterhält, nahmen wir davon Abstand, uns brutal einzumischen, und ließen Karelirien mit der darauf vom Kalkulator gegründeten Roboterkolonie, die in den Akten der Abteilung die Chiffrebezeichnung KALKOROB trägt, einige Zeit in Ruhe. SECOS wiederum brachte eine Eigentumsklage vor, da sie der Meinung war, daß der Kalkulator und alle seine Roboter juristisches Eigentum der Versicherungsgesellschaft seien. Wir wandten uns in dieser Angelegenheit an die Melmanliten und erhielten zur Antwort, daß nach ihrer Information der Kalkulator nicht eine Kolonie, sondern einen Staat gegründet habe, der von seinen Bewohnern als Wunderbarien bezeichnet werde; die melmanlitische Regierung habe, obwohl sie die Existenz dieses Staates nicht de jure anerkenne und es zu keinem Austausch diplomatischer Vertretungen gekommen sei, dennoch die Existenz dieses gesellschaftlichen Organismus de facto anerkannt und fühle sich nicht kompetent, irgendwelche Änderungen in der fraglichen Angelegenheit vorzunehmen. Die Roboter vegetierten eine Zeitlang ruhig auf dem Pla neten und ließen keinerlei schädliche Aggressivität erkennen. Natürlich verfocht unser Ressort den Standpunkt, daß man diese Frage nicht gänzlich aus den Händen lassen dürfe, weil das ein Zeichen von Leichtsinn sei; deshalb schickten wir nach Karelirien mehrere unserer Leute, nachdem wir sie als Roboter verkleidet hatten, denn der junge Nationalismus Kalkorobs tritt im Gewand eines unvernünftigen Hasses gegenüber allem auf, was menschlich ist. Die karelirische Presse wiederholt unablässig, wir seien abscheuliche Sklavenhändler und beuteten harmlose Roboter widerrechtlich aus. So blieben denn alle unsere Angebote für Verhandlungen, die wir im Namen der Gesellschaft SECOS im Geiste gegenseitiger Gleichberechtigung und Verständigung führen wollten, erfolglos, denn selbst unsere bescheidensten Wünsche – daß der Kalkulator sich und die Roboter ausliefere und in den Besitz der Gesellschaft übergehe – wurden mit beleidigendem Schweigen beantwortet.
      Meine Herren«, der Redner hob die Stimme, »die Ereignisse verliefen leider nicht so, wie wir erwartet hatten. Nach einigen Funkmitteilungen meldeten sich unsere Leute, die wir nach Karelirien gesandt hatten, nicht mehr. Wir schickten neue, und die Geschichte verlief ebenso. Nach dem ersten kodierten Kommuniqué, in dem sie mitteilten, sie seien ohne Störungen gelandet, gaben sie kein Lebenszeichen mehr. Seit dieser Zeit haben wir im Verlauf von neun Jahren insgesamt zweitausendachthundertsechsundachtzig Agenten nach Karelirien geschickt, und keiner von ihnen ist zurückgekehrt oder hat von sich hören lassen! Zu diesen Anzeichen einer vervollkommneten Roboterabwehr gesellten sich bald andere, vielleicht noch weit beunruhigendere Fakten. Kareliriens Presse greift uns immer heftiger an. Die Roboterdruckereien produzieren massenhaft für irdische Roboter bestimmte Broschüren und Flugzettel, in denen die Menschen als Stromsauger und Lumpen dargestellt und mit beleidigenden Namen bedacht werden – so werden wir zum Beispiel in offiziellen Reden als Leimer bezeichnet und die Menschheit als Klumpe. Wir haben uns in dieser Angelegenheit mit einem aide mémoire an die Regierung des Procyon ge wandt, doch die wiederholte ihre früheren Erklärungen über Nichteinmischung, und alle unsere Hinweise auf die verhängnisvollen Folgen dieser

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