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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Lächeln) und fragte: »Sie sind Säuger?«
      »Ja.«
      »Zweidüsig?«
      »Nein. Nur Luft…«
      »Danke, ausgezeichnet. Gemischte Kost?«
      »Ja.«
      »Von welchem Planeten, wenn ich fragen darf?«
      »Erde!«
      »Bitte an den nächsten Schalter.«
      Ich wandte mich dorthin, und als ich hineinschaute, konstatierte ich, daß ich genau denselben Beamten vor mir hatte, oder vielmehr seine Fortsetzung. Er blätterte in einem dicken Band.
      »So, da hätten wir’s«, sagte er, »Erde… Hm, sehr gut. Kommen Sie als Tourist oder geschäftlich?«
      »Als Tourist.«
      »Dann gestatten Sie…«
      Mit einem Taster füllte er einen Fragebogen aus, während er mit dem anderen einen zweiten zur Unterschrift reichte und sagte: »In einer Woche setzt der Ström ein. Würden Sie deshalb bitte die Freundlichkeit haben und sich nach Zimmer hundertsechzehn bemühen, dort befindet sich unsere Reservenfabrik, die sich Ihrer annehmen wird. Dann gehen Sie bitte in Zimmer siebenundsechzig, das ist die pharmazeutische Kabine. Sie erhalten dort Eufrugliumpillen, die Sie alle drei Stunden einnehmen müssen, um die radioaktive Wirkung unseres Planeten, die für Ihren Organismus schädlich ist, zu neutralisieren… Wünschen Sie während Ihres Aufenthaltes hier zu leuchten?«
      »Danke, nein.«
      »Wie Sie meinen. Bitte, das sind Ihre Papiere. Sie sind Säuger, nicht wahr?«
      »Ja.«
      »Also dann auf ein gutes Saugen!«
      Ich verabschiedete mich von dem freundlichen Beamten und ging, wie er mir aufgetragen hatte, zum Reservenlabor. Der eiförmige Raum schien auf den ersten Blick leer zu sein. Ein paar elektrische Apparate standen darin; an der Decke funkelte wie ein Brillant eine Kristallampe. Es war jedoch ein Ardrit, der diensthabende Techniker, der sich sogleich von der Decke herabließ. Ich setzte mich auf einen Sessel, er aber nahm mir Maß und unterhielt sich mit mir. Schließlich sagte er: »Danke, wir werden Ihre Knospe allen Brutstätten auf dem Planeten zuschicken. Sollte Ihnen während des Ströms etwas zustoßen, dann können Sie völlig beruhigt sein… wir liefern sofort die Reserve!«
      Ich begriff nicht ganz, was er meinte, aber ich hatte mir auf meinen langjährigen Wanderungen Diskretion angewöhnt und fragte nicht weiter, denn nichts ist den Bewohnern eines Planeten weniger angenehm, als einem Fremden die lokalen Sitten und Bräuche erläutern zu müssen. Vor der pharmazeutischen Kabine stellte ich mich wieder an. Die Schlange bewegte sich jedoch so rasch vorwärts, daß ich recht bald von der geschäftigen Ardritin im Fayencelampenschirm meine Portion Pillen in Empfang nehmen konnte. Noch eine kleine Formalität mit dem Zoll – ich wollte mich lieber nicht mehr auf das Elektronenhirn verlassen –, und ich begab mich mit dem Visum in der Hand wieder an Bord.

      Gleich hinter dem Mond beginnt die Kosmotrasse, die schön in Ordnung gehalten ist – zu beiden Seiten hängen große Reklameparolen. Die einzelnen Buchstaben sind mehrere tausend Kilometer voneinander entfernt, jedoch bei normaler Fluggeschwindigkeit bekommt man die Worte so rasch zusammen, als wären sie ein Zeitungstext. Eine Weile las ich mit Interesse, zum Beispiel: »Jäger! Benutzt nur die Jagdpaste Mlin!« oder: »Willst du großes Behagen – geh Oktesel jagen!« und ähnliche.
      Um sieben Uhr abends landete ich auf dem Flughafen von Tentotam. Die blaue Sonne war eben untergegangen. In den Strahlen der roten, die noch ziemlich hoch am Himmel stand, schien alles lichterloh zu brennen – ein einzigartiger Anblick. Neben meiner Rakete senkte sich majestätisch ein Milchstraßenkreuzer hernieder. Unter seinem Heck spielten sich herzbewegende Szenen ab. Ardriten, lange Monate voneinander getrennt, fielen sich mit Rufen des Entzückens in die Arme und eilten dann – Väter, Mütter und Kinder in zärtlicher Umarmung zu Kugeln vereint, die in den Sonnenstrahlen rötlich funkelten – dem Ausgang zu. Auch ich folgte den harmonisch rollenden Familien; dicht bei dem Flughafen liegt eine Glambushaltestelle. Ich stieg in dieses Fahrzeug; es war oben mit goldenen Lettern verziert, die den Satz bildeten: »Pasta raus – jagt allein!« Das Vehikel ähnelt in gewisser Hinsicht einem Schweizer Käse; in den großen Löchern nehmen die Erwachsenen Platz, in den kleinen die Kinder. Kaum saß ich drinnen, fuhr der Glambus ab. Umgeben von seinem kristallischen Mark, sah ich über, unter mir und ringsherum die

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