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Sterntagebücher

Sterntagebücher

Titel: Sterntagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Werkstattleiter hat dem Hirn alte humoristische Zeitschriften zu lesen gegeben und lediglich oben mehrere Handvoll neuer Witze hinzugetan. Vergaß gänzlich die Kartoffeln, die ich in die Atomsäule gestellt hatte, nun sind sie restlos verbrannt.

    32. VIII.
      Infolge der Geschwindigkeit dehnt sich die Zeit – es müßte längst Oktober sein, hier aber noch immer August und weiter nichts. Im Fenster begann etwas zu flimmern. Ich dachte schon, die Milchstraße, aber es ist nur der Lack, der absplittert. Verdammter Schund! Auf meinem Kurs liegt eine Dienstleistungsstation. Ich überlege, ob es sich lohnt, anzuhalten.
    33. VIII.
      Immer noch August. Nachmittags bei der Station gelandet. Sie steht auf einem kleinen kahlen Planeten. Das Stationsgebäude ist wie ausgestorben, keine lebende Seele weit und breit. Mit einer Blechbüchse in der Hand ging ich auskundschaften, ob die hier nicht irgendwelchen Lack haben. So trieb ich mich herum, bis ich ein Schnaufen vernahm. Ich schaue genauer hin: Da stehen hinter dem Stationsgebäude mehrere Dampfmaschinen in lebhafter Unterhaltung!
      Als ich näher trete, höre ich die eine sagen: »Es ist doch klar, die Wolken sind eine Lebensform der Dampfmaschinen im Jenseits. Die Grundfrage lautet doch: Was war zuerst – Dampfmaschine oder Wasserdampf? Ich behaupte – der Dampf!«
      »Schweig, ruchloser Idealist!« zischte eine andere.
      Ich versuchte, sie um Lackfarbe zu bitten, sie schnoben und pfiffen aber so laut, daß ich mein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Also trug ich mich in das Beschwerdebuch ein und flog weiter.
      Soll dieser August nie enden? Vormittags die Rakete geputzt. Entsetzliche Langeweile. Gleich wieder hinein, zum Elektronenhirn. Statt lachen zu können, wurde ich von einem solchen Gähnen befallen, daß ich mir schon wegen der Kiefer Sorgen machte. Steuerbords ein kleiner Planet. Im Vorbeifliegen bemerkte ich weiße Punkte. Durchs Fernrohr konnte ich erkennen, daß es Warnschilder waren mit der Aufschrift: »Nicht hinauslehnen!« Mit dem Gehirn ist etwas nicht in Ordnung – es verschluckt die Pointen.
    1. X.
      Ich mußte auf dem Stroglon haltmachen, denn der Treibstoff war ausgegangen. Beim Bremsen hatte ich noch solchen Schwung, daß ich den ganzen September durch geflogen bin.
      Auf dem Flugplatz großer Betrieb. Habe die Rakete im Vakuum gelassen, um dem Zoll zu entgehen, und lediglich die Kanister mitgenommen. Zuvor berechnete ich mit Hilfe des Elektronenhirns die Bewegungskoordinaten der Ellipse. Eine Stunde später kehrte ich mit vollen Kannen zurück, von der Rakete aber keine Spur. Natürlich machte ich mich auf die Suche. Ich glaubte schon, den Geist aufgeben zu müssen, legte aber doch an die viertausend Kilometer zu Fuß zurück. Natürlich – das Hirn hatte sich geirrt. Ich werde mit dem Werkstattdirektor ein ernstes Wort reden müssen, wenn ich wieder zu Hause bin.

    2. X.
      Die Geschwindigkeit ist so groß, daß sich die Sterne in feurige Streifen verwandelt haben, als schwenkte jemand in einem dunklen Zimmer eine Million angezündete Zigaretten. Das Hirn stottert. Zu meinem Unglück ist obendrein der Schalter abgebrochen, nun kann ich das Ding nicht abstellen. Es redet pausenlos.

    3. X.
      Das Hirn scheint sich zu erschöpfen, es buchstabiert nämlich schon. Allmählich gewöhne ich mich daran. Soviel es geht, sitze ich draußen und lasse nur die Beine hineinhängen, oben ist es ordentlich kalt.

    7. X.
      Gegen halb zwölf landete ich auf der Anreisestation in Enteropien. Die Rakete war durch das Bremsen stark erhitzt. Ich vertäute sie am Oberdeck des künstlichen Mondes, auf dem die Station liegt, und stieg ins Innere hinab, um die Formalitäten zu erledigen. In dem spiralförmigen Gang war ein unheimlicher Betrieb; Zugereiste aus den entferntesten Gegenden der Milchstraße wandelten, wogten und hüpften von Schalter zu Schalter. Ich stellte mich in eine Schlange, vor mir stand ein hellblauer Algolan, der mich mit höflicher Gebärde warnte, zu dicht an sein hinteres elektrisches Organ heranzutreten. Nach mir kam ein junger Saturnine in einer beigefarbenen Schlauchweste. Mit drei Saugarmen hielt er Koffer, mit dem vierten wischte er sich den Schweiß. Es herrschte in der Tat eine beträchtliche Hitze. Als ich an die Reihe kam, musterte mich der Beamte, der durchsichtig war wie Kristall, verfärbte sich grün (die Ardriten drücken Gefühle durch Veränderung ihrer Farbe aus; grün entspricht unserem

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