Sterntagebücher
Grund ihrer Erfahrungen mit Gästen, die die Matratzen bis zur Federung durchzubrennen pflegen – mein Lager mit Asbest ausgelegt hatte. Die unangenehmen Ereignisse des Vortages verloren im Lichte des neuen Morgens für mich ihre Schärfe. Freudig begrüßte ich den Galaxvertreter, der mich um zehn mit einem Eborett voll Schlingen, Kübeln mit Jagdpaste und einem ganzen Jagdwaffenarsenal abholte.
»Sie hatten doch noch nie Kulupen gejagt?« vergewisserte sich mein Begleiter, als das Vehikel mit hoher Geschwindigkeit durch die Straßen von Tentotam sauste.
»Nein. Vielleicht könnten Sie mich kurz informieren?« antwortete ich lächelnd.
Meine langjährige Erfahrung, die ich bei Streifzügen nach den größten Dickhäutern der Milchstraße gesammelt hatte, berechtigte mich zu solcher Gemütsruhe.
»Ich stehe Ihnen zu Diensten«, entgegnete der Reiseführer beflissen.
Er war ein hagerer Ardrit von glasigem Teint, ohne Leuchtschirm, eingehüllt in ein dunkelblaues Gewebe – eine solche Kleidung hatte ich auf dem Planeten noch nicht gesehen. Als ich ihm das bedeutete, erklärte er, es sei die Jägerkluft, für das Heranpirschen an das Tier geradezu unentbehrlich; was ich für Stoff hielt, sei eine Spezialsubstanz, die auf den Körper aufgetragen werde. Kurz, ein Spritzanzug, bequem, praktisch und vornehmlich geeignet, das natürliche Leuchten der Ardriten, das den Kulupen verscheuchen könnte, gänzlich abzudunkeln.
Mein Begleiter holte ein bedrucktes Blatt aus seiner Aktentasche und gab es mir zu lesen; ich habe es noch unter meinen Papieren:
Kulupenjagd
Anweisung für Ausländer
Als Jagdwild stellt der Kulup höchste Anforderungen sowohl an die persönlichen Qualitäten des Jägers wie an seine Ausrüstung. Da sich dieses Wild im Zuge der Evolution den Meteoritenniederschlägen angepaßt hat, indem es einen undurchdringlichen Panzer herausbildete, werden die Kulupen von innen gejagt.
Zur Kulupenjagd sind erforderlich:
in der einleitenden Phase – Grundierpaste, Pilzsoße, Schnittlauch, Pfeffer und Salz; in der eigentlichen Jagdphase – Reisfeger, Zeitzünderbombe.
I. Vorbereitung auf dem Anstand.
Die Kulupen müssen geködert werden. Der Jäger kauert sich, nachdem er sich mit Grundierpaste eingerieben hat, in eine Bodenrille, dann bestreuen ihn seine Gefährten mit feingehacktem Schnittlauch und würzen ihn.
II. In dieser Lage erwartet er das Wild. Wenn sich das Tier genähert hat, ist die Höllenmaschine, die zwischen den Knien gehalten wird, mit beiden Händen fest zu umspannen; dabei Ruhe bewahren! Der hungrige Kulup schlingt den Bissen gewöhnlich sofort. Falls ein Kulup nicht zuschnappen will, kann man ihm zur Ermunterung sanft auf die Zunge klopfen. Wenn auch das nicht hilft, so raten einige Sachkundige, man solle sich zusätzlich salzen; das ist jedoch höchst riskant, weil der Kulup dadurch zum Niesen gereizt wird. Es sind nur wenige Fälle bekannt, in denen ein Jäger das Niesen eines Kulupen überlebt hat.
III. Hat der Kulup den Köder genommen, so beleckt er sich und trottet von dannen. Wenn der Jäger merkt, daß er verschlungen ist, dann schreitet er unverzüglich zur aktiven Phase, das heißt, er stäubt mit dem Feger Schnittlauch und Würze von seinem Körper, damit die Paste ungehindert ihre purgierende Wirkung entfalten kann; danach stellt er die Zeitzünderbombe ein und entfernt sich möglichst rasch in entgegengesetzter Richtung.
IV. Beim Verlassen des Kulupen ist darauf zu achten, daß man auf Hände und Füße fällt und keinen Schaden erleidet.
Bemerkungen. Die Verwendung scharfer Gewürze ist verboten. Ebenfalls verboten ist das Ködern der Kulupen durch eingestellte und mit Schnittlauch bestreute Zeitzünderbomben. Ein solches Vorgehen wird als Wilddieberei geahndet.
An der Grenze des Jagdreservats erwartete uns bereits der Verwalter, Herr Wauwr, umringt von seiner Familie, die wie ein Kristall in der Sonne glitzerte. Dieser überaus herzliche und gastfreundliche Mann lud uns zu einem Imbiß ein; wir verbrachten mehrere Stunden in seiner angenehmen Gesellschaft und lauschten den Ge schichten aus dem Leben der Kulupen und den Jagderinnerungen Wauwrs und seiner Söhne. Plötzlich stürzte atemlos ein Bote herein und berichtete, die aufgespürten Kulupen seien von den Treibern in den Urwald gescheucht worden.
»Die Kulupen müssen nämlich erst tüchtig gehetzt werden, damit sie Hunger bekommen!« erläuterte der
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