Sterntaler: Thriller (German Edition)
gekommen, aber doch weit genug. Erst hatte sie nur von »Merkurius« und »Asteroid« gesprochen, von dem Verlag Box, der die Bücher herausgegeben hatte, und von ihrem Filmclub. All das, was sie sich in alten Zeitungen hatte anlesen können.
Doch dann hatte sie auch von dem Unaussprechlichen angefangen. Von dem Film und der polizeilichen Ermittlung. Von Elias Hjort. Und da hatte Thea begriffen, dass es dem Mädchen schlecht ergehen würde.
Elias Hjort, dieser einfältige Advokat, der in seinem ganzen Leben nie auch nur eine einzige Sache richtig gemacht hatte. Der den Auftrag, mit dem Thea ihn betraut hatte, nicht ausgeführt, sondern versucht hatte, ihn zu seinem eigenen Vorteil zu verwenden. Thea war sich sicher, dass er es war, den die Polizei in dem Grab gefunden hatte. Inzwischen sollten sie ihn sogar identifiziert und endlich begriffen haben, um wen es sich handelte und welche Rolle er in dem Drama gespielt hatte, das nach dreißig Jahren noch immer seine Opfer forderte.
Ihre Gedanken wanderten zu Helena, Elias’ Frau, die eine bessere Partie verdient gehabt hätte. Sie beide hätten sogar Freundinnen werden können, wenn Helena nicht auf den Tratsch gehört und angefangen hätte, sich Sachen einzubilden.
Der Filmclub war Morgan Axbergers Idee gewesen, wenn auch die Medien schon früh behauptet hatten, Thea wäre die Initiatorin gewesen. Morgan hatte sich damals mitten in seiner verspäteten pubertär-revolutionären Phase befunden und war exzentrischer gewesen als sie alle zusammen. Thea erinnerte sich jedoch, dass sie diesen ersten Eindruck später etwas korrigiert hatte, denn er gehörte immerhin zu den wenigen Menschen, die sie nicht dafür verurteilten, dass sie und Manfred der Institution Ehe nichts abgewinnen konnten und trotzdem ein Kind in die Welt setzen wollten. »Was für den einen wichtig ist, ist für den anderen unwichtig«, hatte Morgan nur dazu gesagt.
Morgan war es auch gewesen, der Elias in den Filmclub mitgebracht hatte. Und dann Spencer. Nach Theas Ansicht war Spencer eigentlich immer zu jung gewesen. Er konnte den anderen nicht das Wasser reichen. Er war scharfsichtig, manchmal sogar brillant, doch viel zu unerfahren, um einen wesentlichen Beitrag zu ihren Diskussionen zu leisten. Außerdem fanden Morgan und Elias, dass er zu wenig trank.
Thea seufzte. Sie wollte, sie könnte die alten Erinnerungen endlich abschütteln.
Sie schaltete den Fernseher ein, um die Mittagsnachrichten zu sehen. Endlich bestätigte die Polizei die Gerüchte. Sie hatten eine weitere Leiche gefunden. Details über Alter und Geschlecht wollten sie jedoch nicht preisgeben.
Thea verfolgte die Sendung mit großen Augen. Wie lange würde es noch dauern, ehe sie begriffen, wie alles zusammenhing? Wenn sie an die neue Leiche, die da ausgegraben worden war, dachte, wurde ihr übel. Wenn sie jünger wäre, hätte sie Scham und Reue darüber empfunden, was jetzt über ihre eigene Vergangenheit ans Licht kommen musste. Doch sie war über siebzig und scherte sich nicht mehr wirklich darum. Das Einzige, was ihr noch Sorgen bereitete, war ihr Sohn. Andererseits: Wenn sie ihn dreißig Jahre lang nicht hatten finden können, gab es keinen Grund anzunehmen, dass sie ihn jetzt finden würden.
45
SIE KONNTEN NICHT ALLES AUF einmal erledigen, auch wenn das vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Die Einsicht war schmerzhaft, erst recht weil es unmöglich schien, die richtigen Prioritäten zu setzen. Am Ende beschloss Alex Recht, dass es höchste Zeit war, die Vernehmung von Valter Lund einzuleiten. Und vorher Spencer Lagergren ins Haus zu holen, um aus dem Mann herauszuschütteln, was er wusste, damit man seinen Namen ein für alle Mal aus der Ermittlung streichen konnte.
Seit sie noch eine Leiche gefunden und den Mann mit der goldenen Uhr identifiziert hatten, war Spencer nicht länger interessant. Trotz seiner Verbindung zum Filmclub war er zu jung. Er war nicht lange genug dabei gewesen. Trotzdem musste er vernommen werden.
Alex führte ein ernstes Gespräch mit Fredrika über die Sache. »Du hast uns Informationen vorenthalten«, sagte er. »Das ist ein Dienstvergehen, aufgrund dessen ich dich in null Komma nichts suspendieren lassen könnte.« Er schnippte mit den Fingern.
»Ich habe euch nichts vorenthalten«, sagte sie. »Ich habe lediglich beschlossen, uns weitere lose Fäden in der Ermittlung zu ersparen.«
»Und wie hättest du dich verhalten, wenn er etwas mit der Sache zu tun gehabt hätte?«
Darauf hatte
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