Sterntaler: Thriller (German Edition)
ermittelt. Sie wohnt am Vita Bergen auf Söder.«
Peder beugte sich vor, wollte mehr wissen. »Hast du sie schon angerufen?«
»Ich hatte vor, direkt hinzufahren.« Ein kurzes Zögern. »Willst du mitkommen?«
Während der zwei Jahre, in denen sie zusammenarbeiteten, hatte sie ihn kein einziges Mal gebeten, bei einer Sache mitzukommen.
»Klar«, erwiderte er, »sehr gerne.«
Er fuhr seinen Computer wieder runter, und sie gingen noch schnell bei Alex vorbei, um ihm mitzuteilen, wohin sie fahren würden.
»Wir zwei haben noch eine andere Sache, um die wir uns kümmern müssen«, rief Alex Peder in Erinnerung.
Spencer Lagergren.
»Können wir das später machen?«
Alex protestierte nicht. Er hatte ebenso wenig Lust wie Peder, diese verdammte Lagergren-Geschichte anzugehen.
»Wovon hat Alex gesprochen?«, fragte Fredrika, als sie zum Auto gingen.
Peder merkte, wie die Lüge ihm auf der Zunge klebte und nicht hinauswollte. »Nichts Besonderes.« Er spürte Fredrikas Blick in seinem Rücken. Er wusste, dass sie ihm nicht glaubte. Wenn sie je die Polizei verlassen würde, dann könnte sie ihren Lebensunterhalt als Hellseherin verdienen.
»Im Ernst, es war nichts.«
»Ja, klar.«
Das Schweigen im Auto war erdrückend. Die Straße gesäumt von Häusern. Blauer Himmel und so viel Sonne, dass es einem beinahe unwirklich vorkam.
Das Auto rollte über die Västerbron, dann quer über Södermalm. »Ich wollte nicht über die Slussen fahren«, sagte er, »da ist immer so verdammt viel Verkehr.«
Fredrika antwortete nicht. Es interessierte sie nicht, welchen Weg er wählte.
Er betrachtete ihr Profil und versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Wollte um Verzeihung bitten, wusste aber nicht, wie und wofür. Dann hielt er vor dem Haus, wo Helena Hjort jetzt angeblich wohnte.
Das Einwohnermelderegister wies sie als alleinstehend und kinderlos aus. Sie war bis 1980 verheiratet gewesen, danach war der Exmann als ausgewandert gemeldet.
Ausgewandert? Peder ebenso wie Fredrika waren darüber gestolpert, als hätten sie erwartet, dass dort »vergraben« stehen müsste. Wenn er wirklich als Auswanderer geführt wurde und keine weiteren Verbindungen nach Schweden hatte, dann war es nicht weiter verwunderlich, dass niemand ihn als vermisst gemeldet hatte.
»Wir brauchen die Namen von Freunden und Bekannten«, sagte Fredrika, während sie das Haus betraten. »Irgendwie muss man ihn doch aufspüren können.«
»Glaubst du denn nicht, dass er es ist, den wir gefunden haben?«
»Möglicherweise haben wir lediglich seine Uhr gefunden. Wenn Helena denn die Uhr für ihn gekauft hat. Aber es scheint doch seltsam, dass ein Mann, der ausgewandert ist, dreißig Jahre lang tot in der Erde liegen kann, ohne dass ihn jemand vermisst.«
Peder spannte die Kiefer an und wäre die letzten Treppenstufen am liebsten hochgerannt.
Helena Hjort war alt, sie ging auf die achtzig zu. Es gab immer noch ein gewisses Risiko, dass sie ihnen keine große Hilfe würde sein können. Allein, dachte Peder, als sie auf die Klingel drückten. Sie musste verdammt einsam sein.
Die Tür glitt auf, und eine ältere Frau spähte heraus– das Musterbeispiel eines Bohème-Singles. Ihre Kleider waren so farbenfroh, dass es sie schier blendete.
Peder überließ Fredrika das Kommando. Sie stellte sich und Peder vor und erklärte ihr Anliegen. »Wir wüssten gern, ob Sie diese Uhr schon einmal gesehen haben.«
Die goldene Uhr in Fredrikas offener Hand ließ Helena Hjort einen Schritt zurückweichen. »Wo haben Sie sie gefunden?«
»Dürfen wir reinkommen?«
Die Wohnung war ein Traum. Fast vier Meter hohe Decken, Stuck, weiße Wände und ein frisch geschliffener Holzfußboden. An den Wänden geschmackvolle Kunstwerke, nur einige wenige persönliche Fotografien. Die Gardinen hätten Peders Mutter grün vor Neid werden lassen, dasselbe galt für die Teppiche am Boden.
Helena Hjort führte sie ins Wohnzimmer und bot ihnen einen Platz auf dem großen Sofa an, das zum Fenster gewandt stand. Sie selbst setzte sich in einen Sessel gegenüber.
Fredrika reichte ihr die Uhr und beobachtete Helena Hjort, als diese sie betrachtete. »Wir haben sie in einem Waldstück in Midsommarkransen gefunden«, erklärte sie.
Helena Hjort zog die Augenbrauen hoch. »Dort, wo Sie das Mädchen gefunden haben?«
»Sie haben also davon gehört«, mischte Peder sich ein. »Die junge Frau hieß Rebecca Trolle.«
Helena Hjort lehnte sich im Sessel zurück. »Und Sie haben einen Mann
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