Sterntaler: Thriller (German Edition)
Jahre einen Lebensstil und eine Sicht auf das Leben entwickelt, die ich nicht teilen wollte.«
»Waren Sie diejenige, die die Scheidung wollte?«, fragte Fredrika.
»Ja, das war ich.«
Peder meinte, eine gewisse Ungeduld bei Helena Hjort festzustellen. Offenbar waren ihr die privaten Fragen unangenehm. Er gab dem Gespräch eine andere Richtung. »Hatte Elias irgendwelche Feinde?«
Helena zupfte ein Haar von ihrem Hosenbein. »Zumindest keine, von denen ich gehört hätte.«
»Wir fragen, weil er doch Anwalt war«, erklärte Fredrika. »Vielleicht hatte er sich mit einem seiner Klienten überworfen?«
»Der ihn dann erschlagen und in Midsommarkransen vergraben hat?«
Fredrika antwortete nicht.
»Nein«, sagte Helena, »ich glaube nicht, dass er solche Feinde hatte.«
»War er in einer Sozietät, oder hatte er seine eigene Kanzlei?«
»Er hatte eine eigene Kanzlei und keine Mitarbeiter.«
»Hatten Sie gemeinsame Freunde, zu denen er vielleicht noch Kontakt gehabt haben könnte, nachdem er die Stadt verlassen hatte?«
Helena Hjort schüttelte den Kopf. »Dazu kann ich nichts sagen. Nach der Scheidung war ziemlich schnell klar, dass unsere gemeinsamen Freunde eigentlich nur seine Freunde waren«, erklärte sie trocken. »Dabei war er während unserer Ehe eher ein Einzelgänger, und vielleicht war es ja so, dass unsere gemeinsamen Freunde eigentlich niemandes Freunde waren.«
Peder sah, dass Fredrika sich eine Notiz machte.
»Rebecca Trolle«, fragte er schließlich. »Sind Sie ihr je begegnet?«
Zum ersten Mal erhielt er eine offene Reaktion von Helena. »Dem Mädchen, das tot aufgefunden worden ist? Nein, nie.«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«, fragte Fredrika.
»Ja, das bin ich.«
Weder was Stimme noch was Wortwahl anging, herrschte auch nur der geringste Zweifel. Und doch war Peder irritiert. Wo in aller Welt hatte er Elias Hjort schon einmal gesehen?
»Dann wollen wir Sie nicht länger stören«, sagte er. »Dürfen wir ein Bild von Ihrem Exmann mitnehmen?«
Fredrika wollte wieder an ihren Schreibtisch zurückkehren, während Peder in Richtung Alex’ Büro verschwand. Er wollte das weitere Vorgehen in Sachen Spencer Lagergren diskutieren, wollte wissen, wie sie sich den restlichen Arbeitstag aufteilen sollten. Als Fredrika sah, wohin er unterwegs war, folgte sie ihm.
»Ich wollte noch was mit Alex besprechen«, sagte Peder und blieb stehen. Er sah, wie sich ihr Blick veränderte. Vor ihrem Besuch bei Helena Hjort hatte sie erschöpft und besorgt ausgesehen. Im Laufe des Verhörs war sie jedoch aufgelebt und wirkte jetzt klarer.
Aber jetzt verstummte sie wieder.
Peder wusste, dass sie sich über all die Treffen wundern musste, die plötzlich hinter verschlossenen Türen abgehalten wurden.
»Worum geht es denn?«
»Eine Sache, über die wir vorher schon diskutiert haben.«
Peder fühlte sich in die Enge getrieben, und seine Angst schlug fast in Ärger um. Eine reflexhafte Verteidigungshaltung, von der sein Therapeut gesagt hatte, dass er daran arbeiten müsse.
»Und an der ich und die anderen aus dem Team nicht teilhaben sollen?«
Peder wusste nicht, was er sagen sollte.
Fredrikas Augen wurden feucht. Irgendetwas in ihr brach auf.
»Geht es um Spencer?«
Peder erstarrte, hob den Blick und sah ihr direkt in die Augen.
Alex, der ihre Stimmen gehört hatte, kam in den Flur heraus. Er sah von einem zum anderen. »Ist etwas passiert?«
»Das frage ich mich auch«, flüsterte Fredrika.
Und da endlich, inmitten der angespannten Stille, die entstanden war, fiel Peder endlich ein, wo er Elias Hjort schon einmal gesehen hatte.
»Elias Hjort gehörte zu Thea Aldrins Filmclub.«
44
VIELLEICHT BILDETE SIE ES SICH ja nur ein, doch Thea hatte das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Sie sah aus dem Fenster und versuchte zu erkennen, wer sich dort draußen aufhielt. Es mochte einer der Jugendlichen aus der betreuten Wohngemeinschaft von der anderen Seite des Gartens sein. Dann wäre sie beruhigt.
Die Erinnerung an Torbjörn Ross’ Besuch hing noch immer im Raum wie ein schlechter Geruch. Er war ihr verändert vorgekommen, noch getriebener, als er es zuvor schon gewesen war. Als wäre alles noch ein paar Windungen weiter hinaufgedreht worden und jetzt noch anstrengender für ihn.
Warum konnte er nicht loslassen und alles vergessen?
Thea hatte nie verstanden, wie Rebecca Trolle mit ihren Nachforschungen so weit hatte kommen können. Natürlich war sie nicht ganz bis ans Ende des Weges
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